Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Laß, mein Kind! die span'sche Mode, Laß die fremden Triolette, Laß die wälsche Klangmethode Der Kanzonen und Sonette, Bleib bei deiner sapph'schen Ode! Bleib der Aftermuse fern Der romantisch süßen Herrn! Duftig schwebeln, luftig tänzeln Nur in Reimchen, Assonänzeln, Nur in Tönen mag sie gern. Nicht in Tönen solcher Glossen Kann die Poesie sich zeigen; In antiken Verskolossen Stampft sie besser ihren Reigen Mit Spondeen und Molossen. Nur im Hammerschlag und Dröhnen Deutschhellenischer Kamönen Kann sie selbst die alten, kranken, Allerhäßlichsten Gedanken, Alles, was sie will, verschönen. Laß, mein Kind! die ſpan’ſche Mode, Laß die fremden Triolette, Laß die wälſche Klangmethode Der Kanzonen und Sonette, Bleib bei deiner ſapph’ſchen Ode! Bleib der Aftermuſe fern Der romantiſch ſüßen Herrn! Duftig ſchwebeln, luftig tänzeln Nur in Reimchen, Aſſonänzeln, Nur in Tönen mag ſie gern. Nicht in Tönen ſolcher Gloſſen Kann die Poeſie ſich zeigen; In antiken Verskoloſſen Stampft ſie beſſer ihren Reigen Mit Spondeen und Moloſſen. Nur im Hammerſchlag und Dröhnen Deutſchhelleniſcher Kamönen Kann ſie ſelbſt die alten, kranken, Allerhäßlichſten Gedanken, Alles, was ſie will, verſchönen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0130" n="124"/> <lg n="3"> <l>Laß, mein Kind! die ſpan’ſche Mode,</l><lb/> <l>Laß die fremden Triolette,</l><lb/> <l>Laß die wälſche Klangmethode</l><lb/> <l>Der Kanzonen und Sonette,</l><lb/> <l>Bleib bei deiner ſapph’ſchen Ode!</l><lb/> <l>Bleib der Aftermuſe fern</l><lb/> <l>Der romantiſch ſüßen Herrn!</l><lb/> <l>Duftig ſchwebeln, luftig tänzeln</l><lb/> <l>Nur in Reimchen, Aſſonänzeln,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Nur in Tönen mag ſie gern</hi>.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nicht in Tönen ſolcher Gloſſen</l><lb/> <l>Kann die Poeſie ſich zeigen;</l><lb/> <l>In antiken Verskoloſſen</l><lb/> <l>Stampft ſie beſſer ihren Reigen</l><lb/> <l>Mit Spondeen und Moloſſen.</l><lb/> <l>Nur im Hammerſchlag und Dröhnen</l><lb/> <l>Deutſchhelleniſcher Kamönen</l><lb/> <l>Kann ſie ſelbſt die alten, kranken,</l><lb/> <l>Allerhäßlichſten Gedanken,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Alles, was ſie will, verſchönen</hi>.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0130]
Laß, mein Kind! die ſpan’ſche Mode,
Laß die fremden Triolette,
Laß die wälſche Klangmethode
Der Kanzonen und Sonette,
Bleib bei deiner ſapph’ſchen Ode!
Bleib der Aftermuſe fern
Der romantiſch ſüßen Herrn!
Duftig ſchwebeln, luftig tänzeln
Nur in Reimchen, Aſſonänzeln,
Nur in Tönen mag ſie gern.
Nicht in Tönen ſolcher Gloſſen
Kann die Poeſie ſich zeigen;
In antiken Verskoloſſen
Stampft ſie beſſer ihren Reigen
Mit Spondeen und Moloſſen.
Nur im Hammerſchlag und Dröhnen
Deutſchhelleniſcher Kamönen
Kann ſie ſelbſt die alten, kranken,
Allerhäßlichſten Gedanken,
Alles, was ſie will, verſchönen.
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