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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Thorilde (singt:)
Wohl sitzt am Meeresstrande
Ein zartes Jungfräulein,
Sie angelt manche Stunde,
Kein Fischlein beißt ihr ein.
Sie hat 'nen Ring am Finger
Mit rothem Edelstein,
Den bindt sie an die Angel,
Wirft ihn in's Meer hinein.
Da hebt sich aus der Tiefe
'ne Hand, wie Elfenbein,
Die läßt am Finger blinken
Das goldne Ringelein.
Da hebt sich aus dem Grunde
Ein Ritter, jung und fein,
Er prangt in goldnen Schuppen
Und spielt im Sonnenschein.
Das Mägdlein spricht erschrocken:
"Nein, edler Ritter, nein!
Laß du mein Ringlein golden!
Gar nicht begehrt' ich dein."
"Man angelt nicht nach Fischen
Mit Gold und Edelstein,
Das Ringlein lass' ich nimmer,
Mein eigen mußt du seyn."
Thorilde (ſingt:)
Wohl ſitzt am Meeresſtrande
Ein zartes Jungfräulein,
Sie angelt manche Stunde,
Kein Fiſchlein beißt ihr ein.
Sie hat ’nen Ring am Finger
Mit rothem Edelſtein,
Den bindt ſie an die Angel,
Wirft ihn in’s Meer hinein.
Da hebt ſich aus der Tiefe
’ne Hand, wie Elfenbein,
Die läßt am Finger blinken
Das goldne Ringelein.
Da hebt ſich aus dem Grunde
Ein Ritter, jung und fein,
Er prangt in goldnen Schuppen
Und ſpielt im Sonnenſchein.
Das Mägdlein ſpricht erſchrocken:
„Nein, edler Ritter, nein!
Laß du mein Ringlein golden!
Gar nicht begehrt’ ich dein.“
„Man angelt nicht nach Fiſchen
Mit Gold und Edelſtein,
Das Ringlein laſſ’ ich nimmer,
Mein eigen mußt du ſeyn.“
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[150/0156] Thorilde (ſingt:) Wohl ſitzt am Meeresſtrande Ein zartes Jungfräulein, Sie angelt manche Stunde, Kein Fiſchlein beißt ihr ein. Sie hat ’nen Ring am Finger Mit rothem Edelſtein, Den bindt ſie an die Angel, Wirft ihn in’s Meer hinein. Da hebt ſich aus der Tiefe ’ne Hand, wie Elfenbein, Die läßt am Finger blinken Das goldne Ringelein. Da hebt ſich aus dem Grunde Ein Ritter, jung und fein, Er prangt in goldnen Schuppen Und ſpielt im Sonnenſchein. Das Mägdlein ſpricht erſchrocken: „Nein, edler Ritter, nein! Laß du mein Ringlein golden! Gar nicht begehrt’ ich dein.“ „Man angelt nicht nach Fiſchen Mit Gold und Edelſtein, Das Ringlein laſſ’ ich nimmer, Mein eigen mußt du ſeyn.“

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/156>, abgerufen am 22.11.2024.