Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815. Balder. Was hör' ich? seltsam ahnungsvoller Sang! Was seh' ich? welch ein himmlisch Angesicht Hebt süß erröthend sich aus goldnen Locken Und mahnt mich an die ferne Kinderzeit! Ha! an der Rechten blinkt der goldne Ring, Der rothe Stein; du bist's, verlorne Braut! Ich bin's, den sie Meerbräutigam genannt, Hier ist der Sapphir, wie dein Auge blau, Und drunten liegt das Hochzeitschiff bereit. Richard. Das hab' ich längst gedacht, verehrter Held! Ja! nimm sie hin, mein theures Pflegekind, Halt sie nur fest in deinem starken Arm, Du drückst ein treues Herz an deine Brust. Doch sieh einmal! du hast dich ganz verwirrt Im Netze, das mein fleißig Kind gestrickt. Balder. Was hör’ ich? ſeltſam ahnungsvoller Sang! Was ſeh’ ich? welch ein himmliſch Angeſicht Hebt ſüß erröthend ſich aus goldnen Locken Und mahnt mich an die ferne Kinderzeit! Ha! an der Rechten blinkt der goldne Ring, Der rothe Stein; du biſt’s, verlorne Braut! Ich bin’s, den ſie Meerbräutigam genannt, Hier iſt der Sapphir, wie dein Auge blau, Und drunten liegt das Hochzeitſchiff bereit. Richard. Das hab’ ich längſt gedacht, verehrter Held! Ja! nimm ſie hin, mein theures Pflegekind, Halt ſie nur feſt in deinem ſtarken Arm, Du drückſt ein treues Herz an deine Bruſt. Doch ſieh einmal! du haſt dich ganz verwirrt Im Netze, das mein fleißig Kind geſtrickt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0157" n="151"/> <sp who="#BAL"> <speaker><hi rendition="#g">Balder</hi>.</speaker><lb/> <p>Was hör’ ich? ſeltſam ahnungsvoller Sang!<lb/> Was ſeh’ ich? welch ein himmliſch Angeſicht<lb/> Hebt ſüß erröthend ſich aus goldnen Locken<lb/> Und mahnt mich an die ferne Kinderzeit!<lb/> Ha! an der Rechten blinkt der goldne Ring,<lb/> Der rothe Stein; du biſt’s, verlorne Braut!<lb/> Ich bin’s, den ſie Meerbräutigam genannt,<lb/> Hier iſt der Sapphir, wie dein Auge blau,<lb/> Und drunten liegt das Hochzeitſchiff bereit.</p> </sp><lb/> <sp who="#RICH"> <speaker><hi rendition="#g">Richard</hi>.</speaker><lb/> <p>Das hab’ ich längſt gedacht, verehrter Held!<lb/> Ja! nimm ſie hin, mein theures Pflegekind,<lb/> Halt ſie nur feſt in deinem ſtarken Arm,<lb/> Du drückſt ein treues Herz an deine Bruſt.<lb/> Doch ſieh einmal! du haſt dich ganz verwirrt<lb/> Im Netze, das mein fleißig Kind geſtrickt.</p> </sp> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [151/0157]
Balder.
Was hör’ ich? ſeltſam ahnungsvoller Sang!
Was ſeh’ ich? welch ein himmliſch Angeſicht
Hebt ſüß erröthend ſich aus goldnen Locken
Und mahnt mich an die ferne Kinderzeit!
Ha! an der Rechten blinkt der goldne Ring,
Der rothe Stein; du biſt’s, verlorne Braut!
Ich bin’s, den ſie Meerbräutigam genannt,
Hier iſt der Sapphir, wie dein Auge blau,
Und drunten liegt das Hochzeitſchiff bereit.
Richard.
Das hab’ ich längſt gedacht, verehrter Held!
Ja! nimm ſie hin, mein theures Pflegekind,
Halt ſie nur feſt in deinem ſtarken Arm,
Du drückſt ein treues Herz an deine Bruſt.
Doch ſieh einmal! du haſt dich ganz verwirrt
Im Netze, das mein fleißig Kind geſtrickt.
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