Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Die Vätergruft. Es ging wohl über die Haide Zur alten Kapell' empor Ein Greis im Waffengeschmeide, Und trat in den dunkeln Chor. Die Särge seiner Ahnen Standen die Hall' entlang, Aus der Tiefe thät ihn mahnen Ein wunderbarer Gesang. "Wohl hab' ich euer Grüßen, Ihr Heldengeister! gehört. Eure Reihe soll ich schließen: Heil mir! ich bin es werth." Es stand an kühler Stätte Ein Sarg noch ungefüllt, Den nahm er zum Ruhebette, Zum Pfühle nahm er den Schild. Die Hände thät er falten Auf's Schwerdt, und schlummert' ein. Die Geisterlaute verhallten; Da mocht' es gar stille seyn. Die Vätergruft. Es ging wohl über die Haide Zur alten Kapell’ empor Ein Greis im Waffengeſchmeide, Und trat in den dunkeln Chor. Die Särge ſeiner Ahnen Standen die Hall’ entlang, Aus der Tiefe thät ihn mahnen Ein wunderbarer Geſang. „Wohl hab’ ich euer Grüßen, Ihr Heldengeiſter! gehört. Eure Reihe ſoll ich ſchließen: Heil mir! ich bin es werth.“ Es ſtand an kühler Stätte Ein Sarg noch ungefüllt, Den nahm er zum Ruhebette, Zum Pfühle nahm er den Schild. Die Hände thät er falten Auf’s Schwerdt, und ſchlummert’ ein. Die Geiſterlaute verhallten; Da mocht’ es gar ſtille ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0168" n="162"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Vätergruft</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es ging wohl über die Haide</l><lb/> <l>Zur alten Kapell’ empor</l><lb/> <l>Ein Greis im Waffengeſchmeide,</l><lb/> <l>Und trat in den dunkeln Chor.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Särge ſeiner Ahnen</l><lb/> <l>Standen die Hall’ entlang,</l><lb/> <l>Aus der Tiefe thät ihn mahnen</l><lb/> <l>Ein wunderbarer Geſang.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>„Wohl hab’ ich euer Grüßen,</l><lb/> <l>Ihr Heldengeiſter! gehört.</l><lb/> <l>Eure Reihe ſoll ich ſchließen:</l><lb/> <l>Heil mir! ich bin es werth.“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es ſtand an kühler Stätte</l><lb/> <l>Ein Sarg noch ungefüllt,</l><lb/> <l>Den nahm er zum Ruhebette,</l><lb/> <l>Zum Pfühle nahm er den Schild.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Hände thät er falten</l><lb/> <l>Auf’s Schwerdt, und ſchlummert’ ein.</l><lb/> <l>Die Geiſterlaute verhallten;</l><lb/> <l>Da mocht’ es gar ſtille ſeyn.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [162/0168]
Die Vätergruft.
Es ging wohl über die Haide
Zur alten Kapell’ empor
Ein Greis im Waffengeſchmeide,
Und trat in den dunkeln Chor.
Die Särge ſeiner Ahnen
Standen die Hall’ entlang,
Aus der Tiefe thät ihn mahnen
Ein wunderbarer Geſang.
„Wohl hab’ ich euer Grüßen,
Ihr Heldengeiſter! gehört.
Eure Reihe ſoll ich ſchließen:
Heil mir! ich bin es werth.“
Es ſtand an kühler Stätte
Ein Sarg noch ungefüllt,
Den nahm er zum Ruhebette,
Zum Pfühle nahm er den Schild.
Die Hände thät er falten
Auf’s Schwerdt, und ſchlummert’ ein.
Die Geiſterlaute verhallten;
Da mocht’ es gar ſtille ſeyn.
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