Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Die sterbenden Helden. Der Dänen Schwerdter drängen Schwedens Heer Zum wilden Meer. Die Wagen klirren fern, es blinkt der Stahl Im Mondenstral. Da liegen, sterbend, auf dem Leichenfeld Der schöne Sven und Ulf, der graue Held. Sven. O Vater! daß mich in der Jugend Kraft Die Norne rafft! Nun schlichtet nimmer meine Mutter mir Der Locken Zier. Vergeblich spähet meine Sängerin Vom hohen Thurm in alle Ferne hin. Ulf. Sie werden jammern, in der Nächte Graun Im Traum uns schaun. Doch sey getrost! bald bricht der bittre Schmerz Ihr treues Herz. Dann reicht die Buhle dir bei Odins Mahl, Die goldgelockte, lächelnd den Pokal. Die ſterbenden Helden. Der Dänen Schwerdter drängen Schwedens Heer Zum wilden Meer. Die Wagen klirren fern, es blinkt der Stahl Im Mondenſtral. Da liegen, ſterbend, auf dem Leichenfeld Der ſchöne Sven und Ulf, der graue Held. Sven. O Vater! daß mich in der Jugend Kraft Die Norne rafft! Nun ſchlichtet nimmer meine Mutter mir Der Locken Zier. Vergeblich ſpähet meine Sängerin Vom hohen Thurm in alle Ferne hin. Ulf. Sie werden jammern, in der Nächte Graun Im Traum uns ſchaun. Doch ſey getroſt! bald bricht der bittre Schmerz Ihr treues Herz. Dann reicht die Buhle dir bei Odins Mahl, Die goldgelockte, lächelnd den Pokal. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0169" n="163"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die ſterbenden Helden</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Dänen Schwerdter drängen Schwedens Heer</l><lb/> <l>Zum wilden Meer.</l><lb/> <l>Die Wagen klirren fern, es blinkt der Stahl</l><lb/> <l>Im Mondenſtral.</l><lb/> <l>Da liegen, ſterbend, auf dem Leichenfeld</l><lb/> <l>Der ſchöne Sven und Ulf, der graue Held.</l> </lg> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sven</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O Vater! daß mich in der Jugend Kraft</l><lb/> <l>Die Norne rafft!</l><lb/> <l>Nun ſchlichtet nimmer meine Mutter mir</l><lb/> <l>Der Locken Zier.</l><lb/> <l>Vergeblich ſpähet meine Sängerin</l><lb/> <l>Vom hohen Thurm in alle Ferne hin.</l> </lg> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ulf</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sie werden jammern, in der Nächte Graun</l><lb/> <l>Im Traum uns ſchaun.</l><lb/> <l>Doch ſey getroſt! bald bricht der bittre Schmerz</l><lb/> <l>Ihr treues Herz.</l><lb/> <l>Dann reicht die Buhle dir bei Odins Mahl,</l><lb/> <l>Die goldgelockte, lächelnd den Pokal.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0169]
Die ſterbenden Helden.
Der Dänen Schwerdter drängen Schwedens Heer
Zum wilden Meer.
Die Wagen klirren fern, es blinkt der Stahl
Im Mondenſtral.
Da liegen, ſterbend, auf dem Leichenfeld
Der ſchöne Sven und Ulf, der graue Held.
Sven.
O Vater! daß mich in der Jugend Kraft
Die Norne rafft!
Nun ſchlichtet nimmer meine Mutter mir
Der Locken Zier.
Vergeblich ſpähet meine Sängerin
Vom hohen Thurm in alle Ferne hin.
Ulf.
Sie werden jammern, in der Nächte Graun
Im Traum uns ſchaun.
Doch ſey getroſt! bald bricht der bittre Schmerz
Ihr treues Herz.
Dann reicht die Buhle dir bei Odins Mahl,
Die goldgelockte, lächelnd den Pokal.
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