Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Das Schifflein. Ein Schifflein ziehet leise Den Strom hin seine Gleise. Es schweigen, die drin wandern, Denn Keiner kennt den Andern. Was zieht hier aus dem Felle Der braune Waidgeselle? Ein Horn, das sanft erschallet; Das Ufer wiederhallet. Von seinem Wanderstabe Schraubt Jener Stift und Habe, Und mischt mit Flötentönen Sich in des Hornes Dröhnen. Das Mädchen saß so blöde, Als fehlt' ihr gar die Rede, Jetzt stimmt sie mit Gesange Zu Horn und Flötenklange. Die Rudrer auch sich regen Mit taktgemäßen Schlägen. Das Schiff hinunter flieget Von Melodie gewieget. Hart stößt es auf am Strande, Man trennt sich in die Lande. Wann treffen wir uns, Brüder! Auf Einem Schifflein wieder? Das Schifflein. Ein Schifflein ziehet leiſe Den Strom hin ſeine Gleiſe. Es ſchweigen, die drin wandern, Denn Keiner kennt den Andern. Was zieht hier aus dem Felle Der braune Waidgeſelle? Ein Horn, das ſanft erſchallet; Das Ufer wiederhallet. Von ſeinem Wanderſtabe Schraubt Jener Stift und Habe, Und miſcht mit Flötentönen Sich in des Hornes Dröhnen. Das Mädchen ſaß ſo blöde, Als fehlt’ ihr gar die Rede, Jetzt ſtimmt ſie mit Geſange Zu Horn und Flötenklange. Die Rudrer auch ſich regen Mit taktgemäßen Schlägen. Das Schiff hinunter flieget Von Melodie gewieget. Hart ſtößt es auf am Strande, Man trennt ſich in die Lande. Wann treffen wir uns, Brüder! Auf Einem Schifflein wieder? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0221" n="215"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Das Schifflein</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Schifflein ziehet leiſe</l><lb/> <l>Den Strom hin ſeine Gleiſe.</l><lb/> <l>Es ſchweigen, die drin wandern,</l><lb/> <l>Denn Keiner kennt den Andern.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was zieht hier aus dem Felle</l><lb/> <l>Der braune Waidgeſelle?</l><lb/> <l>Ein Horn, das ſanft erſchallet;</l><lb/> <l>Das Ufer wiederhallet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Von ſeinem Wanderſtabe</l><lb/> <l>Schraubt Jener Stift und Habe,</l><lb/> <l>Und miſcht mit Flötentönen</l><lb/> <l>Sich in des Hornes Dröhnen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Das Mädchen ſaß ſo blöde,</l><lb/> <l>Als fehlt’ ihr gar die Rede,</l><lb/> <l>Jetzt ſtimmt ſie mit Geſange</l><lb/> <l>Zu Horn und Flötenklange.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Rudrer auch ſich regen</l><lb/> <l>Mit taktgemäßen Schlägen.</l><lb/> <l>Das Schiff hinunter flieget</l><lb/> <l>Von Melodie gewieget.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Hart ſtößt es auf am Strande,</l><lb/> <l>Man trennt ſich in die Lande.</l><lb/> <l>Wann treffen wir uns, Brüder!</l><lb/> <l>Auf Einem Schifflein wieder?</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [215/0221]
Das Schifflein.
Ein Schifflein ziehet leiſe
Den Strom hin ſeine Gleiſe.
Es ſchweigen, die drin wandern,
Denn Keiner kennt den Andern.
Was zieht hier aus dem Felle
Der braune Waidgeſelle?
Ein Horn, das ſanft erſchallet;
Das Ufer wiederhallet.
Von ſeinem Wanderſtabe
Schraubt Jener Stift und Habe,
Und miſcht mit Flötentönen
Sich in des Hornes Dröhnen.
Das Mädchen ſaß ſo blöde,
Als fehlt’ ihr gar die Rede,
Jetzt ſtimmt ſie mit Geſange
Zu Horn und Flötenklange.
Die Rudrer auch ſich regen
Mit taktgemäßen Schlägen.
Das Schiff hinunter flieget
Von Melodie gewieget.
Hart ſtößt es auf am Strande,
Man trennt ſich in die Lande.
Wann treffen wir uns, Brüder!
Auf Einem Schifflein wieder?
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