Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Lied eines Armen. Ich bin so gar ein armer Mann Und gehe ganz allein. Ich möchte wohl nur einmal noch Recht frohen Muthes seyn. In meiner lieben Eltern Haus War ich ein frohes Kind, Der bittre Kummer ist mein Theil Seit sie begraben sind. Der Reichen Gärten seh' ich blühn, Ich seh' die goldne Saat: Mein ist der unfruchtbare Weg, Den Sorg' und Mühe trat. Doch weil' ich gern mit stillem Weh In froher Menschen Schwarm Und wünsche Jedem guten Tag, So herzlich und so warm. O reicher Gott! du liessest doch Nicht ganz mich freudenleer: Ein süßer Trost für alle Welt Ergießt sich himmelher. Uhlands Gedichte. 2
Lied eines Armen. Ich bin ſo gar ein armer Mann Und gehe ganz allein. Ich möchte wohl nur einmal noch Recht frohen Muthes ſeyn. In meiner lieben Eltern Haus War ich ein frohes Kind, Der bittre Kummer iſt mein Theil Seit ſie begraben ſind. Der Reichen Gärten ſeh’ ich blühn, Ich ſeh’ die goldne Saat: Mein iſt der unfruchtbare Weg, Den Sorg’ und Mühe trat. Doch weil’ ich gern mit ſtillem Weh In froher Menſchen Schwarm Und wünſche Jedem guten Tag, So herzlich und ſo warm. O reicher Gott! du lieſſeſt doch Nicht ganz mich freudenleer: Ein ſüßer Troſt für alle Welt Ergießt ſich himmelher. Uhlands Gedichte. 2
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Lied eines Armen.
Ich bin ſo gar ein armer Mann
Und gehe ganz allein.
Ich möchte wohl nur einmal noch
Recht frohen Muthes ſeyn.
In meiner lieben Eltern Haus
War ich ein frohes Kind,
Der bittre Kummer iſt mein Theil
Seit ſie begraben ſind.
Der Reichen Gärten ſeh’ ich blühn,
Ich ſeh’ die goldne Saat:
Mein iſt der unfruchtbare Weg,
Den Sorg’ und Mühe trat.
Doch weil’ ich gern mit ſtillem Weh
In froher Menſchen Schwarm
Und wünſche Jedem guten Tag,
So herzlich und ſo warm.
O reicher Gott! du lieſſeſt doch
Nicht ganz mich freudenleer:
Ein ſüßer Troſt für alle Welt
Ergießt ſich himmelher.
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