Da ritt der Junker zurück im Flug, Er mit dem Geiste sich tapfer schlug, Er hat den Geist bezwungen, Seine Handschuh wieder errungen.
Da sprach der Geist mit wilder Gier: "Und läßt du sie nicht zu eigen mir, So leihe mir auf ein Jährlein Das schmucke, schmeidige Pärlein!"
"Ein Jährlein ich sie dir gerne leih', So kann ich erproben des Teufels Treu. Sie werden wohl nicht zerplatzen An deinen dürren Tatzen."
Rechberger sprengte von dannen stolz, Er streifte mit seinem Knecht im Holz. Der Hahn hat ferne gerufen, Da hören sie Pferdehufen.
Dem Junker hoch das Herze schlug, Des Weges kam ein schwarzer Zug Vermummter Rittersleute; Der Junker wich auf die Seite.
Und hinten trabt noch Einer daher, Ein ledig Räpplein führet er, Mit Sattel und Zeug staffiret, Mit schwarzer Decke gezieret.
Da ritt der Junker zurück im Flug, Er mit dem Geiſte ſich tapfer ſchlug, Er hat den Geiſt bezwungen, Seine Handſchuh wieder errungen.
Da ſprach der Geiſt mit wilder Gier: „Und läßt du ſie nicht zu eigen mir, So leihe mir auf ein Jährlein Das ſchmucke, ſchmeidige Pärlein!“
„Ein Jährlein ich ſie dir gerne leih’, So kann ich erproben des Teufels Treu. Sie werden wohl nicht zerplatzen An deinen dürren Tatzen.“
Rechberger ſprengte von dannen ſtolz, Er ſtreifte mit ſeinem Knecht im Holz. Der Hahn hat ferne gerufen, Da hören ſie Pferdehufen.
Dem Junker hoch das Herze ſchlug, Des Weges kam ein ſchwarzer Zug Vermummter Rittersleute; Der Junker wich auf die Seite.
Und hinten trabt noch Einer daher, Ein ledig Räpplein führet er, Mit Sattel und Zeug ſtaffiret, Mit ſchwarzer Decke gezieret.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0288"n="282"/><lgn="6"><l>Da ritt der Junker zurück im Flug,</l><lb/><l>Er mit dem Geiſte ſich tapfer ſchlug,</l><lb/><l>Er hat den Geiſt bezwungen,</l><lb/><l>Seine Handſchuh wieder errungen.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Da ſprach der Geiſt mit wilder Gier:</l><lb/><l>„Und läßt du ſie nicht zu eigen mir,</l><lb/><l>So leihe mir auf ein Jährlein</l><lb/><l>Das ſchmucke, ſchmeidige Pärlein!“</l></lg><lb/><lgn="8"><l>„Ein Jährlein ich ſie dir gerne leih’,</l><lb/><l>So kann ich erproben des Teufels Treu.</l><lb/><l>Sie werden wohl nicht zerplatzen</l><lb/><l>An deinen dürren Tatzen.“</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Rechberger ſprengte von dannen ſtolz,</l><lb/><l>Er ſtreifte mit ſeinem Knecht im Holz.</l><lb/><l>Der Hahn hat ferne gerufen,</l><lb/><l>Da hören ſie Pferdehufen.</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Dem Junker hoch das Herze ſchlug,</l><lb/><l>Des Weges kam ein ſchwarzer Zug</l><lb/><l>Vermummter Rittersleute;</l><lb/><l>Der Junker wich auf die Seite.</l></lg><lb/><lgn="11"><l>Und hinten trabt noch Einer daher,</l><lb/><l>Ein ledig Räpplein führet er,</l><lb/><l>Mit Sattel und Zeug ſtaffiret,</l><lb/><l>Mit ſchwarzer Decke gezieret.</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[282/0288]
Da ritt der Junker zurück im Flug,
Er mit dem Geiſte ſich tapfer ſchlug,
Er hat den Geiſt bezwungen,
Seine Handſchuh wieder errungen.
Da ſprach der Geiſt mit wilder Gier:
„Und läßt du ſie nicht zu eigen mir,
So leihe mir auf ein Jährlein
Das ſchmucke, ſchmeidige Pärlein!“
„Ein Jährlein ich ſie dir gerne leih’,
So kann ich erproben des Teufels Treu.
Sie werden wohl nicht zerplatzen
An deinen dürren Tatzen.“
Rechberger ſprengte von dannen ſtolz,
Er ſtreifte mit ſeinem Knecht im Holz.
Der Hahn hat ferne gerufen,
Da hören ſie Pferdehufen.
Dem Junker hoch das Herze ſchlug,
Des Weges kam ein ſchwarzer Zug
Vermummter Rittersleute;
Der Junker wich auf die Seite.
Und hinten trabt noch Einer daher,
Ein ledig Räpplein führet er,
Mit Sattel und Zeug ſtaffiret,
Mit ſchwarzer Decke gezieret.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/288>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.