Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Rechberger ritt heran und frug: "Sag an! wer sind die Herren vom Zug? Sag an, traut lieber Knappe! Wem gehört der ledige Rappe?" "Dem treuesten Diener meines Herrn, Rechberger nennt man ihn nah und fern. Ein Jährlein, so ist er erschlagen, Dann wird das Räpplein ihn tragen." Der Schwarze ritt den Andern nach, Der Junker zu seinem Knechte sprach: "Weh mir! vom Roß ich steige, Es geht mit mir zur Neige. Ist dir mein Rößlein nicht zu wild, Und nicht zu schwer mein Degen und Schild: Nimm's hin dir zum Gewinnste, Und brauch es in Gottes Dienste!" Rechberger in ein Kloster ging: "Herr Abt, ich bin zum Mönche zu ring, Doch möcht' ich in tiefer Reue Dem Kloster dienen als Laie." "Du bist gewesen ein Reitersmann, Ich seh' es dir an den Sporen an, So magst du der Pferde walten, Die im Klosterstalle wir halten." Rechberger ritt heran und frug: „Sag an! wer ſind die Herren vom Zug? Sag an, traut lieber Knappe! Wem gehört der ledige Rappe?“ „Dem treueſten Diener meines Herrn, Rechberger nennt man ihn nah und fern. Ein Jährlein, ſo iſt er erſchlagen, Dann wird das Räpplein ihn tragen.“ Der Schwarze ritt den Andern nach, Der Junker zu ſeinem Knechte ſprach: „Weh mir! vom Roß ich ſteige, Es geht mit mir zur Neige. Iſt dir mein Rößlein nicht zu wild, Und nicht zu ſchwer mein Degen und Schild: Nimm’s hin dir zum Gewinnſte, Und brauch es in Gottes Dienſte!“ Rechberger in ein Kloſter ging: „Herr Abt, ich bin zum Mönche zu ring, Doch möcht’ ich in tiefer Reue Dem Kloſter dienen als Laie.“ „Du biſt geweſen ein Reitersmann, Ich ſeh’ es dir an den Sporen an, So magſt du der Pferde walten, Die im Kloſterſtalle wir halten.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0289" n="283"/> <lg n="12"> <l>Rechberger ritt heran und frug:</l><lb/> <l>„Sag an! wer ſind die Herren vom Zug?</l><lb/> <l>Sag an, traut lieber Knappe!</l><lb/> <l>Wem gehört der ledige Rappe?“</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>„Dem treueſten Diener meines Herrn,</l><lb/> <l>Rechberger nennt man ihn nah und fern.</l><lb/> <l>Ein Jährlein, ſo iſt er erſchlagen,</l><lb/> <l>Dann wird das Räpplein ihn tragen.“</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Der Schwarze ritt den Andern nach,</l><lb/> <l>Der Junker zu ſeinem Knechte ſprach:</l><lb/> <l>„Weh mir! vom Roß ich ſteige,</l><lb/> <l>Es geht mit mir zur Neige.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Iſt dir mein Rößlein nicht zu wild,</l><lb/> <l>Und nicht zu ſchwer mein Degen und Schild:</l><lb/> <l>Nimm’s hin dir zum Gewinnſte,</l><lb/> <l>Und brauch es in Gottes Dienſte!“</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Rechberger in ein Kloſter ging:</l><lb/> <l>„Herr Abt, ich bin zum Mönche zu ring,</l><lb/> <l>Doch möcht’ ich in tiefer Reue</l><lb/> <l>Dem Kloſter dienen als Laie.“</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>„Du biſt geweſen ein Reitersmann,</l><lb/> <l>Ich ſeh’ es dir an den Sporen an,</l><lb/> <l>So magſt du der Pferde walten,</l><lb/> <l>Die im Kloſterſtalle wir halten.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0289]
Rechberger ritt heran und frug:
„Sag an! wer ſind die Herren vom Zug?
Sag an, traut lieber Knappe!
Wem gehört der ledige Rappe?“
„Dem treueſten Diener meines Herrn,
Rechberger nennt man ihn nah und fern.
Ein Jährlein, ſo iſt er erſchlagen,
Dann wird das Räpplein ihn tragen.“
Der Schwarze ritt den Andern nach,
Der Junker zu ſeinem Knechte ſprach:
„Weh mir! vom Roß ich ſteige,
Es geht mit mir zur Neige.
Iſt dir mein Rößlein nicht zu wild,
Und nicht zu ſchwer mein Degen und Schild:
Nimm’s hin dir zum Gewinnſte,
Und brauch es in Gottes Dienſte!“
Rechberger in ein Kloſter ging:
„Herr Abt, ich bin zum Mönche zu ring,
Doch möcht’ ich in tiefer Reue
Dem Kloſter dienen als Laie.“
„Du biſt geweſen ein Reitersmann,
Ich ſeh’ es dir an den Sporen an,
So magſt du der Pferde walten,
Die im Kloſterſtalle wir halten.“
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/289>, abgerufen am 21.06.2024. |