Am Tag, da selbiges Jahr sich schloß, Da kaufte der Abt ein schwarz wild Roß, Rechberger sollt' es zäumen, Doch es thät sich stellen und bäumen.
Es schlug den Junker mitten auf's Herz, Daß er sank in bitterem Todesschmerz. Es ist im Walde verschwunden, Man hat's nicht wieder gefunden.
Um Mitternacht, an Junkers Grab, Da stieg ein schwarzer Reitknecht ab, Einem Rappen hält er die Stangen, Reithandschuh am Sattel hangen.
Rechberger stieg aus dem Grab herauf, Er nahm die Handschuh vom Sattelknauf, Er schwang sich in Sattels Mitte, Der Grabstein diente zum Tritte.
Dies Lieb ist Junkern zur Lehr' gemacht: Daß sie geben auf ihre Handschuh Acht, Und daß sie fein bleiben lassen, In der Nacht am Wege zn passen.
Am Tag, da ſelbiges Jahr ſich ſchloß, Da kaufte der Abt ein ſchwarz wild Roß, Rechberger ſollt’ es zäumen, Doch es thät ſich ſtellen und bäumen.
Es ſchlug den Junker mitten auf’s Herz, Daß er ſank in bitterem Todesſchmerz. Es iſt im Walde verſchwunden, Man hat’s nicht wieder gefunden.
Um Mitternacht, an Junkers Grab, Da ſtieg ein ſchwarzer Reitknecht ab, Einem Rappen hält er die Stangen, Reithandſchuh am Sattel hangen.
Rechberger ſtieg aus dem Grab herauf, Er nahm die Handſchuh vom Sattelknauf, Er ſchwang ſich in Sattels Mitte, Der Grabſtein diente zum Tritte.
Dies Lieb iſt Junkern zur Lehr’ gemacht: Daß ſie geben auf ihre Handſchuh Acht, Und daß ſie fein bleiben laſſen, In der Nacht am Wege zn paſſen.
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Am Tag, da ſelbiges Jahr ſich ſchloß,
Da kaufte der Abt ein ſchwarz wild Roß,
Rechberger ſollt’ es zäumen,
Doch es thät ſich ſtellen und bäumen.
Es ſchlug den Junker mitten auf’s Herz,
Daß er ſank in bitterem Todesſchmerz.
Es iſt im Walde verſchwunden,
Man hat’s nicht wieder gefunden.
Um Mitternacht, an Junkers Grab,
Da ſtieg ein ſchwarzer Reitknecht ab,
Einem Rappen hält er die Stangen,
Reithandſchuh am Sattel hangen.
Rechberger ſtieg aus dem Grab herauf,
Er nahm die Handſchuh vom Sattelknauf,
Er ſchwang ſich in Sattels Mitte,
Der Grabſtein diente zum Tritte.
Dies Lieb iſt Junkern zur Lehr’ gemacht:
Daß ſie geben auf ihre Handſchuh Acht,
Und daß ſie fein bleiben laſſen,
In der Nacht am Wege zn paſſen.
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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/290>, abgerufen am 16.06.2024.
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