Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Graf Eberstein.

Zu Speier im Saale, da hebt sich ein Klingen,
Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen.
Graf Eberstein
Führet den Reihn
Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein.
Und als er sie schwingt nun im luftigen Reigen,
Da flüstert sie leise, sie kann's nicht verschweigen:
"Graf Eberstein,
Hüte dich fein!
Heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet seyn."
Ei! denket der Graf, Euer kaiserlich' Gnaden,
So habt Ihr mich darum zum Tanze geladen!
Er sucht sein Roß,
Läßt seinen Troß
Und jagt nach seinem gefährdeten Schloß.
Um Ebersteins Veste da wimmelt's von Streitern,
Sie schleichen im Nebel mit Hacken und Leitern.
Graf Eberstein
Grüßet sie fein,
Er wirft sie vom Wall in die Gräben hinein.
Graf Eberſtein.

Zu Speier im Saale, da hebt ſich ein Klingen,
Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen.
Graf Eberſtein
Führet den Reihn
Mit des Kaiſers holdſeligem Töchterlein.
Und als er ſie ſchwingt nun im luftigen Reigen,
Da flüſtert ſie leiſe, ſie kann’s nicht verſchweigen:
„Graf Eberſtein,
Hüte dich fein!
Heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet ſeyn.“
Ei! denket der Graf, Euer kaiſerlich’ Gnaden,
So habt Ihr mich darum zum Tanze geladen!
Er ſucht ſein Roß,
Läßt ſeinen Troß
Und jagt nach ſeinem gefährdeten Schloß.
Um Eberſteins Veſte da wimmelt’s von Streitern,
Sie ſchleichen im Nebel mit Hacken und Leitern.
Graf Eberſtein
Grüßet ſie fein,
Er wirft ſie vom Wall in die Gräben hinein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0291" n="285"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Graf Eber&#x017F;tein</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Zu Speier im Saale, da hebt &#x017F;ich ein Klingen,</l><lb/>
              <l>Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen.</l><lb/>
              <l>Graf Eber&#x017F;tein</l><lb/>
              <l>Führet den Reihn</l><lb/>
              <l>Mit des Kai&#x017F;ers hold&#x017F;eligem Töchterlein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und als er &#x017F;ie &#x017F;chwingt nun im luftigen Reigen,</l><lb/>
              <l>Da flü&#x017F;tert &#x017F;ie lei&#x017F;e, &#x017F;ie kann&#x2019;s nicht ver&#x017F;chweigen:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Graf Eber&#x017F;tein,</l><lb/>
              <l>Hüte dich fein!</l><lb/>
              <l>Heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet &#x017F;eyn.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ei! denket der Graf, Euer kai&#x017F;erlich&#x2019; Gnaden,</l><lb/>
              <l>So habt Ihr mich darum zum Tanze geladen!</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;ucht &#x017F;ein Roß,</l><lb/>
              <l>Läßt &#x017F;einen Troß</l><lb/>
              <l>Und jagt nach &#x017F;einem gefährdeten Schloß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Um Eber&#x017F;teins Ve&#x017F;te da wimmelt&#x2019;s von Streitern,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;chleichen im Nebel mit Hacken und Leitern.</l><lb/>
              <l>Graf Eber&#x017F;tein</l><lb/>
              <l>Grüßet &#x017F;ie fein,</l><lb/>
              <l>Er wirft &#x017F;ie vom Wall in die Gräben hinein.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0291] Graf Eberſtein. Zu Speier im Saale, da hebt ſich ein Klingen, Mit Fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen. Graf Eberſtein Führet den Reihn Mit des Kaiſers holdſeligem Töchterlein. Und als er ſie ſchwingt nun im luftigen Reigen, Da flüſtert ſie leiſe, ſie kann’s nicht verſchweigen: „Graf Eberſtein, Hüte dich fein! Heut Nacht wird dein Schlößlein gefährdet ſeyn.“ Ei! denket der Graf, Euer kaiſerlich’ Gnaden, So habt Ihr mich darum zum Tanze geladen! Er ſucht ſein Roß, Läßt ſeinen Troß Und jagt nach ſeinem gefährdeten Schloß. Um Eberſteins Veſte da wimmelt’s von Streitern, Sie ſchleichen im Nebel mit Hacken und Leitern. Graf Eberſtein Grüßet ſie fein, Er wirft ſie vom Wall in die Gräben hinein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/291
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/291>, abgerufen am 22.11.2024.