Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.5. Nachtreise. Ich reit' in's finstre Land hinein, Nicht Mond, noch Sterne geben Schein, Die kalten Winde tosen. Oft hab' ich diesen Weg gemacht, Wann goldner Sonnenschein gelacht, Bei lauer Lüfte Kosen. Ich reit' am finstern Garten hin, Die dürren Bäume sausen drin, Die welken Blätter fallen. Hier pflegt' ich in der Rosenzeit, Wann Alles sich der Liebe weiht, Mit meinem Lieb zu wallen. Erloschen ist der Sonne Stral, Verwelkt die Rosen allzumal, Mein Lieb zu Grab getragen. Ich reit' in's finstre Land hinein, Im Wintersturm, ohn' allen Schein, Den Mantel umgeschlagen. Uhlands Gedichte. 5
5. Nachtreiſe. Ich reit’ in’s finſtre Land hinein, Nicht Mond, noch Sterne geben Schein, Die kalten Winde toſen. Oft hab’ ich dieſen Weg gemacht, Wann goldner Sonnenſchein gelacht, Bei lauer Lüfte Koſen. Ich reit’ am finſtern Garten hin, Die dürren Bäume ſauſen drin, Die welken Blätter fallen. Hier pflegt’ ich in der Roſenzeit, Wann Alles ſich der Liebe weiht, Mit meinem Lieb zu wallen. Erloſchen iſt der Sonne Stral, Verwelkt die Roſen allzumal, Mein Lieb zu Grab getragen. Ich reit’ in’s finſtre Land hinein, Im Winterſturm, ohn’ allen Schein, Den Mantel umgeſchlagen. Uhlands Gedichte. 5
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5. Nachtreiſe.
Ich reit’ in’s finſtre Land hinein,
Nicht Mond, noch Sterne geben Schein,
Die kalten Winde toſen.
Oft hab’ ich dieſen Weg gemacht,
Wann goldner Sonnenſchein gelacht,
Bei lauer Lüfte Koſen.
Ich reit’ am finſtern Garten hin,
Die dürren Bäume ſauſen drin,
Die welken Blätter fallen.
Hier pflegt’ ich in der Roſenzeit,
Wann Alles ſich der Liebe weiht,
Mit meinem Lieb zu wallen.
Erloſchen iſt der Sonne Stral,
Verwelkt die Roſen allzumal,
Mein Lieb zu Grab getragen.
Ich reit’ in’s finſtre Land hinein,
Im Winterſturm, ohn’ allen Schein,
Den Mantel umgeſchlagen.
Uhlands Gedichte. 5
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