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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von den Generibus der Verse.
Worauf man dieses setzen soll:
Wer wohl gelebt, der kan niemahls ersterben,
Wenn gleich der Geist entweicht,
Die Tugend läßt das Leben nicht verderben,
Der lebt auch, wenn er stirbt, der Laster fleucht.
19. Was sind nun auch die Madrigali-
schen Oden?

Man findet hievon vielerley Arten, die vornehmsten
davon sind folgende zwey, als:

I. Wenn man in den Oden bald lange, bald kurtze Zei-
len machet, und manchmahl eine, auch wohl
mehr Zeilen mit untermenget, auf die sich ent-
weder keine andere reimet, oder auf die sich et-
liche andere reimen. Und solche Ode heisset ein
Madrigalon. z. e. Auf den Tod eines wohlge-
rathenen Kindes:
Wie wird der Eltern Hertz,
Der Eltern, die in einer See von Thränen baden,
Der Eltern, die voll Angst und Schmertz,
Mit Centner schwerer Last beladen,
Wie wird es ihnen nun mit deinem weggerissen,
Die, da sie dich verliern, kaum von sich selber wissen,
So schwerlich scheidet nicht der Geist von seinen Gliedern,
Als jetzund Sie von dir sich abgetrennet sehn,
Ach ja! Es ist geschehn!
Du gehst dahin, du deines Hauses Wonne,
Vergeblich klagt man dich mit tausend Thränen-Liedern.
Du war'st der Deinen Sonne.
Wie gab dein Morgen uns so einen hellen Schein,
Der in dem Mittag auch nicht könte heller seyn.
Nun aber löscht die schwartze Nacht denselben aus,
Da du den Sarg zu Lohne kriegest,
Ja deiner Eitern Hertz und Haus
Jst finst'rer, als das Grab, darinn du Engel liegest.
II. Wenn
E
von den Generibus der Verſe.
Worauf man dieſes ſetzen ſoll:
Wer wohl gelebt, der kan niemahls erſterben,
Wenn gleich der Geiſt entweicht,
Die Tugend laͤßt das Leben nicht verderben,
Der lebt auch, wenn er ſtirbt, der Laſter fleucht.
19. Was ſind nun auch die Madrigali-
ſchen Oden?

Man findet hievon vielerley Arten, die vornehmſten
davon ſind folgende zwey, als:

I. Wenn man in den Oden bald lange, bald kurtze Zei-
len machet, und manchmahl eine, auch wohl
mehr Zeilen mit untermenget, auf die ſich ent-
weder keine andere reimet, oder auf die ſich et-
liche andere reimen. Und ſolche Ode heiſſet ein
Madrigalon. z. e. Auf den Tod eines wohlge-
rathenen Kindes:
Wie wird der Eltern Hertz,
Der Eltern, die in einer See von Thraͤnen baden,
Der Eltern, die voll Angſt und Schmertz,
Mit Centner ſchwerer Laſt beladen,
Wie wird es ihnen nun mit deinem weggeriſſen,
Die, da ſie dich verliern, kaum von ſich ſelber wiſſen,
So ſchwerlich ſcheidet nicht der Geiſt von ſeinen Gliedern,
Als jetzund Sie von dir ſich abgetrennet ſehn,
Ach ja! Es iſt geſchehn!
Du gehſt dahin, du deines Hauſes Wonne,
Vergeblich klagt man dich mit tauſend Thraͤnen-Liedern.
Du war’ſt der Deinen Sonne.
Wie gab dein Morgen uns ſo einen hellen Schein,
Der in dem Mittag auch nicht koͤnte heller ſeyn.
Nun aber loͤſcht die ſchwartze Nacht denſelben aus,
Da du den Sarg zu Lohne kriegeſt,
Ja deiner Eitern Hertz und Haus
Jſt finſt’rer, als das Grab, darinn du Engel liegeſt.
II. Wenn
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[63/0067] von den Generibus der Verſe. Worauf man dieſes ſetzen ſoll: Wer wohl gelebt, der kan niemahls erſterben, Wenn gleich der Geiſt entweicht, Die Tugend laͤßt das Leben nicht verderben, Der lebt auch, wenn er ſtirbt, der Laſter fleucht. 19. Was ſind nun auch die Madrigali- ſchen Oden? Man findet hievon vielerley Arten, die vornehmſten davon ſind folgende zwey, als: I. Wenn man in den Oden bald lange, bald kurtze Zei- len machet, und manchmahl eine, auch wohl mehr Zeilen mit untermenget, auf die ſich ent- weder keine andere reimet, oder auf die ſich et- liche andere reimen. Und ſolche Ode heiſſet ein Madrigalon. z. e. Auf den Tod eines wohlge- rathenen Kindes: Wie wird der Eltern Hertz, Der Eltern, die in einer See von Thraͤnen baden, Der Eltern, die voll Angſt und Schmertz, Mit Centner ſchwerer Laſt beladen, Wie wird es ihnen nun mit deinem weggeriſſen, Die, da ſie dich verliern, kaum von ſich ſelber wiſſen, So ſchwerlich ſcheidet nicht der Geiſt von ſeinen Gliedern, Als jetzund Sie von dir ſich abgetrennet ſehn, Ach ja! Es iſt geſchehn! Du gehſt dahin, du deines Hauſes Wonne, Vergeblich klagt man dich mit tauſend Thraͤnen-Liedern. Du war’ſt der Deinen Sonne. Wie gab dein Morgen uns ſo einen hellen Schein, Der in dem Mittag auch nicht koͤnte heller ſeyn. Nun aber loͤſcht die ſchwartze Nacht denſelben aus, Da du den Sarg zu Lohne kriegeſt, Ja deiner Eitern Hertz und Haus Jſt finſt’rer, als das Grab, darinn du Engel liegeſt. II. Wenn E

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/67>, abgerufen am 23.11.2024.