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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von den Generibus der Verse.
23. Diß wären also die mancherley Oden:
Was hat man denn weiter vor
Generader Verse?

Es ist ausser diesen noch ein ziemlicher Vorrath
dar. Doch alle Confusion zu vermeiden, so wollen
wir eines nach dem andern in besondern Fragen be-
trachten. Den ersten Platz mögen die Vers-Briefe
haben.

24. Wie verhalten sich aber die Vers-
Briefe?

Sie sind eben wie andere Briefe beschaffen, und
kan man solche zu Condolenzen und Gratulationen
brauchen, die Disposition gehet eben wie in an-
dern Briefen durch ein Antecedens, Connexionem
und Consequens an. Der Jnhalt bestehet entwe-
der in einem blossen Compliment, oder es wird dar-
innen eine gewisse Materie durchgeführet. Bey
Hochzeiten lässet sich darinnen gar fein ein vertrautes
Gespräche, entweder zwischen Bräutigam und Braut,
oder auch zwischen andern Personen anstellen. Wer
demnach in der Oratorie hat zierliche Briefe machen
lernen, der darff dieselbe nur in Verse bringen, so ist
das Kunststück richtig. Also machte ich anno 1702. auf
den Tod des weitberühmten Kauff-Herrn zu Leipzig,
Herrn Johann Grafens, folgenden Vers-Brief. Der
Titul lautet also:

Es
von den Generibus der Verſe.
23. Diß waͤren alſo die mancherley Oden:
Was hat man denn weiter vor
Generader Verſe?

Es iſt auſſer dieſen noch ein ziemlicher Vorrath
dar. Doch alle Confuſion zu vermeiden, ſo wollen
wir eines nach dem andern in beſondern Fragen be-
trachten. Den erſten Platz moͤgen die Vers-Briefe
haben.

24. Wie verhalten ſich aber die Vers-
Briefe?

Sie ſind eben wie andere Briefe beſchaffen, und
kan man ſolche zu Condolenzen und Gratulationen
brauchen, die Diſpoſition gehet eben wie in an-
dern Briefen durch ein Antecedens, Connexionem
und Conſequens an. Der Jnhalt beſtehet entwe-
der in einem bloſſen Compliment, oder es wird dar-
innen eine gewiſſe Materie durchgefuͤhret. Bey
Hochzeiten laͤſſet ſich darinnen gar fein ein vertrautes
Geſpraͤche, entweder zwiſchen Braͤutigam und Braut,
oder auch zwiſchen andern Perſonen anſtellen. Wer
demnach in der Oratorie hat zierliche Briefe machen
lernen, der darff dieſelbe nur in Verſe bringen, ſo iſt
das Kunſtſtuͤck richtig. Alſo machte ich anno 1702. auf
den Tod des weitberuͤhmten Kauff-Herrn zu Leipzig,
Herrn Johann Grafens, folgenden Vers-Brief. Der
Titul lautet alſo:

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[77/0081] von den Generibus der Verſe. 23. Diß waͤren alſo die mancherley Oden: Was hat man denn weiter vor Generader Verſe? Es iſt auſſer dieſen noch ein ziemlicher Vorrath dar. Doch alle Confuſion zu vermeiden, ſo wollen wir eines nach dem andern in beſondern Fragen be- trachten. Den erſten Platz moͤgen die Vers-Briefe haben. 24. Wie verhalten ſich aber die Vers- Briefe? Sie ſind eben wie andere Briefe beſchaffen, und kan man ſolche zu Condolenzen und Gratulationen brauchen, die Diſpoſition gehet eben wie in an- dern Briefen durch ein Antecedens, Connexionem und Conſequens an. Der Jnhalt beſtehet entwe- der in einem bloſſen Compliment, oder es wird dar- innen eine gewiſſe Materie durchgefuͤhret. Bey Hochzeiten laͤſſet ſich darinnen gar fein ein vertrautes Geſpraͤche, entweder zwiſchen Braͤutigam und Braut, oder auch zwiſchen andern Perſonen anſtellen. Wer demnach in der Oratorie hat zierliche Briefe machen lernen, der darff dieſelbe nur in Verſe bringen, ſo iſt das Kunſtſtuͤck richtig. Alſo machte ich anno 1702. auf den Tod des weitberuͤhmten Kauff-Herrn zu Leipzig, Herrn Johann Grafens, folgenden Vers-Brief. Der Titul lautet alſo: Es

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/81>, abgerufen am 23.11.2024.