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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das IV. Capitul
Es soll
diß wenige
Herr Grafens Haus
bekommen,
das
einen blauen Stern
zum Zeichen
angenommen.

Der Jnhalt dieses Briefes war folgender:

Du Hochbetrübtes Haus,
Nimm die geringen Zeilen
Von deines Dieners Hand mit holden Blicken an:
Nach Rechte kanst du mir zwar keine Gunst ertheilen,
Dieweil ich wenigster mich gar nicht rühmen kan,
Daß ich ein eintzig mahl mein schuldigs Hertz erwiesen,
So offt den Deinigen was sonderlichs geschehn;
Jch hab' auch dazumahl dein Glücke nicht gepriesen,
Da Delitz deinen Sohn als Bräutigam gesehn,
Allein verzeihe mir. Jch will die Schuld bekennen,
Daß ich zu solcher Zeit mein Amt nicht recht bedacht:
Jedennoch sollt' ich dir dieselben Stücke nennen,
Die mich mit viel Verdruß suspect und grob gemacht;
So würdest du gewiß mir ohne Zwang ver zeihen,
Und (wie dein edler Geist es sonsten mit sich bringt)
Bey aller meiner Schuld noch deine Gunst verleihen,
Die in so manches Hertz mit Lust und Nutzen dringt.
Jch weiß du bist versöhnt, ich will die Feder brauchen,
Muß sie gleich jetzt, wie sonst, zu andrer Arbeit gehn;
Es soll dir, edles Haus, ein treues Opffer rauchen;
Mein gantzes Leben soll zu deinen Diensten stehn.
Es ist, o Schmertzens-Wort! dein theures Haupt gefallen.
Ach GOtt! Wie muß dir doch hiebey zu Muthe seyn?
Denn, kunte diese Post doch kaum bey mir erschallen,
So stellten sich alsbald versaltzte Thränen ein.
Naemi
Das IV. Capitul
Es ſoll
diß wenige
Herr Grafens Haus
bekommen,
das
einen blauen Stern
zum Zeichen
angenom̃en.

Der Jnhalt dieſes Briefes war folgender:

Du Hochbetruͤbtes Haus,
Nimm die geringen Zeilen
Von deines Dieners Hand mit holden Blicken an:
Nach Rechte kanſt du mir zwar keine Gunſt ertheilen,
Dieweil ich wenigſter mich gar nicht ruͤhmen kan,
Daß ich ein eintzig mahl mein ſchuldigs Hertz erwieſen,
So offt den Deinigen was ſonderlichs geſchehn;
Jch hab’ auch dazumahl dein Gluͤcke nicht geprieſen,
Da Delitz deinen Sohn als Braͤutigam geſehn,
Allein verzeihe mir. Jch will die Schuld bekennen,
Daß ich zu ſolcher Zeit mein Amt nicht recht bedacht:
Jedennoch ſollt’ ich dir dieſelben Stuͤcke nennen,
Die mich mit viel Verdruß ſuſpect und grob gemacht;
So wuͤrdeſt du gewiß mir ohne Zwang ver zeihen,
Und (wie dein edler Geiſt es ſonſten mit ſich bringt)
Bey aller meiner Schuld noch deine Gunſt verleihen,
Die in ſo manches Hertz mit Luſt und Nutzen dringt.
Jch weiß du biſt verſoͤhnt, ich will die Feder brauchen,
Muß ſie gleich jetzt, wie ſonſt, zu andrer Arbeit gehn;
Es ſoll dir, edles Haus, ein treues Opffer rauchen;
Mein gantzes Leben ſoll zu deinen Dienſten ſtehn.
Es iſt, o Schmertzens-Wort! dein theures Haupt gefallen.
Ach GOtt! Wie muß dir doch hiebey zu Muthe ſeyn?
Denn, kunte dieſe Poſt doch kaum bey mir erſchallen,
So ſtellten ſich alsbald verſaltzte Thraͤnen ein.
Naemi
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[78/0082] Das IV. Capitul Es ſoll diß wenige Herr Grafens Haus bekommen, das einen blauen Stern zum Zeichen angenom̃en. Der Jnhalt dieſes Briefes war folgender: Du Hochbetruͤbtes Haus, Nimm die geringen Zeilen Von deines Dieners Hand mit holden Blicken an: Nach Rechte kanſt du mir zwar keine Gunſt ertheilen, Dieweil ich wenigſter mich gar nicht ruͤhmen kan, Daß ich ein eintzig mahl mein ſchuldigs Hertz erwieſen, So offt den Deinigen was ſonderlichs geſchehn; Jch hab’ auch dazumahl dein Gluͤcke nicht geprieſen, Da Delitz deinen Sohn als Braͤutigam geſehn, Allein verzeihe mir. Jch will die Schuld bekennen, Daß ich zu ſolcher Zeit mein Amt nicht recht bedacht: Jedennoch ſollt’ ich dir dieſelben Stuͤcke nennen, Die mich mit viel Verdruß ſuſpect und grob gemacht; So wuͤrdeſt du gewiß mir ohne Zwang ver zeihen, Und (wie dein edler Geiſt es ſonſten mit ſich bringt) Bey aller meiner Schuld noch deine Gunſt verleihen, Die in ſo manches Hertz mit Luſt und Nutzen dringt. Jch weiß du biſt verſoͤhnt, ich will die Feder brauchen, Muß ſie gleich jetzt, wie ſonſt, zu andrer Arbeit gehn; Es ſoll dir, edles Haus, ein treues Opffer rauchen; Mein gantzes Leben ſoll zu deinen Dienſten ſtehn. Es iſt, o Schmertzens-Wort! dein theures Haupt gefallen. Ach GOtt! Wie muß dir doch hiebey zu Muthe ſeyn? Denn, kunte dieſe Poſt doch kaum bey mir erſchallen, So ſtellten ſich alsbald verſaltzte Thraͤnen ein. Naemi

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/82>, abgerufen am 23.11.2024.