Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vollkommene
chen zubekommen hoffen kan/ und daher[o]
durch einen boßhafften Trost wünschet/
daß dieses Wohlergehen sich in Wider-
wärtigkeit verwandele. Endlich die Eiffer-
sucht hat ihr Absehen/ uns biß zu den jeni-
gen/ so über uns sind/ oder auch über sie zu
erheben: aber der Neid hat kein ander Ver-
langen/ als sie biß herunter zu uns/ oder
noch gar unter uns zuwerffen.

Die grossen Leute sind der ersten von die-
sen zwoen Passionen fähig; die andere be-
rühret bloß ein niedriges Gemüth. Julius
Caesar
weinet/ auß einer herrlichen Eiffer-
sucht/ wann er siehet/ daß er noch nichts
grosses verrichtet in dem Alter/ da Alexan-
der schon die halbe Welt bezwungen hatte:
Und wann Themistocles saget/ daß die auff-
gerichtete Zeichen deß Miltiades ihn verhin-
dern/ daß er nicht schlaffen könne/ so geschicht
das nicht auß Verdruß zusehen/ daß sich
Miltiades einen so herrlichen Namen ge-
macht/ sondern auß einer gewaltigen Be-
gierde/ die er bey sich empfindet/ Miltiadi an
Ehre und herrlichem Namen gleich zu-
werden.

Dessen ungeachtet kan die Eiffersucht/
so zwischen zwenen grossen Männern ist/

wohl

Der vollkommene
chen zubekommen hoffen kan/ und daher[o]
durch einen boßhafften Troſt wuͤnſchet/
daß dieſes Wohlergehen ſich in Wider-
waͤrtigkeit verwandele. Endlich die Eiffer-
ſucht hat ihr Abſehen/ uns biß zu den jeni-
gen/ ſo uͤber uns ſind/ oder auch uͤber ſie zu
erheben: aber der Neid hat kein ander Ver-
langen/ als ſie biß herunter zu uns/ oder
noch gar unter uns zuwerffen.

Die groſſen Leute ſind der erſten von die-
ſen zwoen Paſſionen faͤhig; die andere be-
ruͤhret bloß ein niedriges Gemuͤth. Julius
Cæſar
weinet/ auß einer herrlichen Eiffer-
ſucht/ wann er ſiehet/ daß er noch nichts
groſſes verrichtet in dem Alter/ da Alexan-
der ſchon die halbe Welt bezwungen hatte:
Und wann Themiſtocles ſaget/ daß die auff-
gerichtete Zeichen deß Miltiades ihn verhin-
dern/ daß er nicht ſchlaffen koͤñe/ ſo geſchicht
das nicht auß Verdruß zuſehen/ daß ſich
Miltiades einen ſo herrlichen Namen ge-
macht/ ſondern auß einer gewaltigen Be-
gierde/ die er bey ſich empfindet/ Miltiadi an
Ehre und herrlichem Namen gleich zu-
werden.

Deſſen ungeachtet kan die Eifferſucht/
ſo zwiſchen zwenen groſſen Maͤnnern iſt/

wohl
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0108" n="92"/><fw place="top" type="header">Der vollkommene</fw><lb/>
chen zubekommen hoffen kan/ und daher<supplied>o</supplied><lb/>
durch einen boßhafften Tro&#x017F;t wu&#x0364;n&#x017F;chet/<lb/>
daß die&#x017F;es Wohlergehen &#x017F;ich in Wider-<lb/>
wa&#x0364;rtigkeit verwandele. Endlich die Eiffer-<lb/>
&#x017F;ucht hat ihr Ab&#x017F;ehen/ uns biß zu den jeni-<lb/>
gen/ &#x017F;o u&#x0364;ber uns &#x017F;ind/ oder auch u&#x0364;ber &#x017F;ie zu<lb/>
erheben: aber der Neid hat kein ander Ver-<lb/>
langen/ als &#x017F;ie biß herunter zu uns/ oder<lb/>
noch gar unter uns zuwerffen.</p><lb/>
        <p>Die gro&#x017F;&#x017F;en Leute &#x017F;ind der er&#x017F;ten von die-<lb/>
&#x017F;en zwoen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;&#x017F;ionen</hi></hi> fa&#x0364;hig; die andere be-<lb/>
ru&#x0364;hret bloß ein niedriges Gemu&#x0364;th. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Julius<lb/>&#x017F;ar</hi></hi> weinet/ auß einer herrlichen Eiffer-<lb/>
&#x017F;ucht/ wann er &#x017F;iehet/ daß er noch nichts<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es verrichtet in dem Alter/ da Alexan-<lb/>
der &#x017F;chon die halbe Welt bezwungen hatte:<lb/>
Und wann <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Themi&#x017F;tocles</hi></hi> &#x017F;aget/ daß die auff-<lb/>
gerichtete Zeichen deß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Miltiades</hi></hi> ihn verhin-<lb/>
dern/ daß er nicht &#x017F;chlaffen ko&#x0364;n&#x0303;e/ &#x017F;o ge&#x017F;chicht<lb/>
das nicht auß Verdruß zu&#x017F;ehen/ daß &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Miltiades</hi></hi> einen &#x017F;o herrlichen Namen ge-<lb/>
macht/ &#x017F;ondern auß einer gewaltigen Be-<lb/>
gierde/ die er bey &#x017F;ich empfindet/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Miltiadi</hi></hi> an<lb/>
Ehre und herrlichem Namen gleich zu-<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>De&#x017F;&#x017F;en ungeachtet kan die Eiffer&#x017F;ucht/<lb/>
&#x017F;o zwi&#x017F;chen zwenen gro&#x017F;&#x017F;en Ma&#x0364;nnern i&#x017F;t/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wohl</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0108] Der vollkommene chen zubekommen hoffen kan/ und dahero durch einen boßhafften Troſt wuͤnſchet/ daß dieſes Wohlergehen ſich in Wider- waͤrtigkeit verwandele. Endlich die Eiffer- ſucht hat ihr Abſehen/ uns biß zu den jeni- gen/ ſo uͤber uns ſind/ oder auch uͤber ſie zu erheben: aber der Neid hat kein ander Ver- langen/ als ſie biß herunter zu uns/ oder noch gar unter uns zuwerffen. Die groſſen Leute ſind der erſten von die- ſen zwoen Paſſionen faͤhig; die andere be- ruͤhret bloß ein niedriges Gemuͤth. Julius Cæſar weinet/ auß einer herrlichen Eiffer- ſucht/ wann er ſiehet/ daß er noch nichts groſſes verrichtet in dem Alter/ da Alexan- der ſchon die halbe Welt bezwungen hatte: Und wann Themiſtocles ſaget/ daß die auff- gerichtete Zeichen deß Miltiades ihn verhin- dern/ daß er nicht ſchlaffen koͤñe/ ſo geſchicht das nicht auß Verdruß zuſehen/ daß ſich Miltiades einen ſo herrlichen Namen ge- macht/ ſondern auß einer gewaltigen Be- gierde/ die er bey ſich empfindet/ Miltiadi an Ehre und herrlichem Namen gleich zu- werden. Deſſen ungeachtet kan die Eifferſucht/ ſo zwiſchen zwenen groſſen Maͤnnern iſt/ wohl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/108
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/108>, abgerufen am 24.11.2024.