[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Der vollkommene nichts wieder geben/ als was wir ihm zuvorhaben geliehen. Also muß man arbeiten ihm einen wackern Schatz von schönen Dingen zusamlen/ damit es uns solche wie- der an die Hand schaffen könne/ wann wir derselben nöthig haben. So nöthig als uns auch desselben Hülffe immer seyn könne/ so ist es doch nicht genug/ daß wir in der Conversation das unserige wohl thun können/ weil sich die Urtheils-Krafft noth- wendig dabey einfinden muß/ als welche das was wir zusagen haben/ wohl eintich- tet/ dieselbe wendet uns die Augen auff alle Umbstände/ welche wir zubemercken ver- bunden sind. Sie wil nicht haben/ daß wir einem alten herben Doctor von Galanterie schwätzen sollen/ auch nicht/ daß wir das junge Frauen zimmer mit einem langen Discours auß der Erdmessung unterhalten. Dann wann ein Mensch noch so vortreff- lich von einer oder von der andern dieser Materie reden würde/ so würde er nichts de- stoweniger sehr verdrießlich fallen denen Personen/ die zu dergleichen Conversation nicht grosse Lust haben. Auch ist es nicht allezeit genug/ schöne Histörgen zuerzeh- len/ es ist noch nöthig/ daß dieselben wohl ange-
Der vollkommene nichts wieder geben/ als was wir ihm zuvorhaben geliehen. Alſo muß man arbeiten ihm einen wackern Schatz von ſchoͤnen Dingen zuſamlen/ damit es uns ſolche wie- der an die Hand ſchaffen koͤnne/ wann wir derſelben noͤthig haben. So noͤthig als uns auch deſſelben Huͤlffe immer ſeyn koͤnne/ ſo iſt es doch nicht genug/ daß wir in der Converſation das unſerige wohl thun koͤnnen/ weil ſich die Urtheils-Krafft noth- wendig dabey einfinden muß/ als welche das was wir zuſagen haben/ wohl eintich- tet/ dieſelbe wendet uns die Augen auff alle Umbſtaͤnde/ welche wir zubemercken ver- bunden ſind. Sie wil nicht haben/ daß wir einem alten herben Doctor von Galanterie ſchwaͤtzen ſollen/ auch nicht/ daß wir das junge Frauen zimmer mit einem langen Diſcours auß der Erdmeſſung unterhalten. Dann wann ein Menſch noch ſo vortreff- lich von einer oder von der andern dieſer Materie reden wuͤrde/ ſo wuͤrde er nichts de- ſtoweniger ſehr verdrießlich fallen denen Perſonen/ die zu dergleichen Converſation nicht groſſe Luſt haben. Auch iſt es nicht allezeit genug/ ſchoͤne Hiſtoͤrgen zuerzeh- len/ es iſt noch noͤthig/ daß dieſelben wohl ange-
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Der vollkommene
nichts wieder geben/ als was wir ihm zuvor
haben geliehen. Alſo muß man arbeiten
ihm einen wackern Schatz von ſchoͤnen
Dingen zuſamlen/ damit es uns ſolche wie-
der an die Hand ſchaffen koͤnne/ wann
wir derſelben noͤthig haben. So noͤthig
als uns auch deſſelben Huͤlffe immer ſeyn
koͤnne/ ſo iſt es doch nicht genug/ daß wir
in der Converſation das unſerige wohl thun
koͤnnen/ weil ſich die Urtheils-Krafft noth-
wendig dabey einfinden muß/ als welche
das was wir zuſagen haben/ wohl eintich-
tet/ dieſelbe wendet uns die Augen auff alle
Umbſtaͤnde/ welche wir zubemercken ver-
bunden ſind. Sie wil nicht haben/ daß wir
einem alten herben Doctor von Galanterie
ſchwaͤtzen ſollen/ auch nicht/ daß wir das
junge Frauen zimmer mit einem langen
Diſcours auß der Erdmeſſung unterhalten.
Dann wann ein Menſch noch ſo vortreff-
lich von einer oder von der andern dieſer
Materie reden wuͤrde/ ſo wuͤrde er nichts de-
ſtoweniger ſehr verdrießlich fallen denen
Perſonen/ die zu dergleichen Converſation
nicht groſſe Luſt haben. Auch iſt es nicht
allezeit genug/ ſchoͤne Hiſtoͤrgen zuerzeh-
len/ es iſt noch noͤthig/ daß dieſelben wohl
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