[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Der vollkommene haben öffentlich zureden/ und daß er dieMittel/ deren er sich bedienen wil/ entdecke/ dieweil seine Mitbuhler ihr Vortheil zu seinem Nachtheil davon machen können. Allein in dem ordentlichen Geschleppe die- ses Lebens/ warumb müste er immer biß in Ewigkeit lügen/ und warumb wolte er sich auß einem grossen Laster eine Tugend machen? Kan man wohl glauben/ daß ein son/
Der vollkommene haben oͤffentlich zureden/ und daß er dieMittel/ deren er ſich bedienen wil/ entdecke/ dieweil ſeine Mitbuhler ihr Vortheil zu ſeinem Nachtheil davon machen koͤnnen. Allein in dem ordentlichen Geſchleppe die- ſes Lebens/ warumb muͤſte er immer biß in Ewigkeit luͤgen/ und warumb wolte er ſich auß einem groſſen Laſter eine Tugend machen? Kan man wohl glauben/ daß ein ſon/
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Der vollkommene
haben oͤffentlich zureden/ und daß er die
Mittel/ deren er ſich bedienen wil/ entdecke/
dieweil ſeine Mitbuhler ihr Vortheil zu
ſeinem Nachtheil davon machen koͤnnen.
Allein in dem ordentlichen Geſchleppe die-
ſes Lebens/ warumb muͤſte er immer biß
in Ewigkeit luͤgen/ und warumb wolte er
ſich auß einem groſſen Laſter eine Tugend
machen?
Kan man wohl glauben/ daß ein
Menſch/ der ohn Unterſcheid jederman ho-
fieret/ und der allen Leuten/ die ihn umb et-
was bitten/ Verſprechungen thut/ ohn daß
er ihnen in der That zudienen willig iſt/
ſich viel Freunde mache/ und daß er ſich da-
mit in der Reputation ſehr hoͤfflich und ſehr
verbuͤndlich zuſeyn feſt ſetze? Vielmehr im
Gegentheil/ wann man ſich anfaͤnglich
durch ſein Verfahren hat laſſen einen blau-
en Dunſt fuͤr die Naſe machen/ begreifft
man ſich folgends gar bald/ und bauet
nicht allein auf das nit was er ſagt/ ſondern
man achtet ſein Wort faſt nicht mehr deß
Hoͤrens wuͤrdig/ und betrachtet ihn nicht
anders/ als einen Comœdianten/ der da ſa-
get/ was er doch nicht meinet/ und ſich
umb nichts bekuͤmmert/ als wie er die Per-
ſon/
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