[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Welt-Mann. Haupts. Und ich dächte/ daß ein Kerl un-menschlich verzagt seyn müste/ wann er sich von den Worten/ die lauter Kühnheit/ da- von sie begeistert sind/ außblitzen/ nicht solte auffbringen lassen. Es mögen dieselben ent- weder Ruhm versprechen solchen Truppen/ so von Generosität seynd/ oder daß sie Hoff- nung machen zu einer grossen Beute vor die Soldaten/ welche nur dienen umb sich zubereichern/ so thun sie glücklich alles bey- des. Anders Theils wann der Gouverneur von einer belägerten Festung zu den Jnn- wohnern und zu den Soldaten von der Besatzung redet/ was unterläst er zusagen/ damit er sie zur Vertheidigung ihrer Kir- chen/ ihrer Weiber und ihrer Kinder an- frischet/ daß er sie verbindet/ und wanns auch ihr Leben kosten solte/ zubewahren was ihnen in ihrer Stadt am liebsten ist/ und lieber zusterben/ als sich ihren Feinden zum Raube überzulassen. Gleichwohl ist nicht allezeit nöthig lange chen.
Welt-Mann. Haupts. Und ich daͤchte/ daß ein Kerl un-menſchlich verzagt ſeyn muͤſte/ wann er ſich von den Worten/ die lauter Kuͤhnheit/ da- von ſie begeiſtert ſind/ außblitzen/ nicht ſolte auffbringen laſſen. Es moͤgen dieſelben ent- weder Ruhm verſprechen ſolchen Truppen/ ſo von Generoſitaͤt ſeynd/ oder daß ſie Hoff- nung machen zu einer groſſen Beute vor die Soldaten/ welche nur dienen umb ſich zubereichern/ ſo thun ſie gluͤcklich alles bey- des. Anders Theils wann der Gouverneur von einer belaͤgerten Feſtung zu den Jnn- wohnern und zu den Soldaten von der Beſatzung redet/ was unterlaͤſt er zuſagen/ damit er ſie zur Vertheidigung ihrer Kir- chen/ ihrer Weiber und ihrer Kinder an- friſchet/ daß er ſie verbindet/ und wanns auch ihr Leben koſten ſolte/ zubewahren was ihnen in ihrer Stadt am liebſten iſt/ und lieber zuſterben/ als ſich ihren Feinden zum Raube uͤberzulaſſen. Gleichwohl iſt nicht allezeit noͤthig lange chen.
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Welt-Mann.
Haupts. Und ich daͤchte/ daß ein Kerl un-
menſchlich verzagt ſeyn muͤſte/ wann er ſich
von den Worten/ die lauter Kuͤhnheit/ da-
von ſie begeiſtert ſind/ außblitzen/ nicht ſolte
auffbringen laſſen. Es moͤgen dieſelben ent-
weder Ruhm verſprechen ſolchen Truppen/
ſo von Generoſitaͤt ſeynd/ oder daß ſie Hoff-
nung machen zu einer groſſen Beute vor
die Soldaten/ welche nur dienen umb ſich
zubereichern/ ſo thun ſie gluͤcklich alles bey-
des. Anders Theils wann der Gouverneur
von einer belaͤgerten Feſtung zu den Jnn-
wohnern und zu den Soldaten von der
Beſatzung redet/ was unterlaͤſt er zuſagen/
damit er ſie zur Vertheidigung ihrer Kir-
chen/ ihrer Weiber und ihrer Kinder an-
friſchet/ daß er ſie verbindet/ und wanns
auch ihr Leben koſten ſolte/ zubewahren was
ihnen in ihrer Stadt am liebſten iſt/ und
lieber zuſterben/ als ſich ihren Feinden zum
Raube uͤberzulaſſen.
Gleichwohl iſt nicht allezeit noͤthig lange
Reden zumachen; vielmehr ſcheinet es/
man muͤſſe bey dergleichen Gelegenheiten/
wo man gemeiniglich auff nichts weniger
dencket/ als auff Reden/ wenig Worte ma-
chen.
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