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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Der vollkommene
gung/ finden könte. Es gibt noch andere
Bewegungen/ welche auch die aller zaghaff-
testen in Harnisch bringen können. Die
Liebe und der Ehrgeitz weisen uns alle Tage/
daß/ wann sie in einem Hertzen überhand
nehmen/ sie darinnen eine Künheit erwe-
cken; daß der Geld-Geitz den Menschen/
den er besitzet/ umb seine Schätze zuverthei-
digen/ in Lebens-Gefahr setzet. Ja daß die
Furcht selbst/ wie es die Historie an unter-
schiedenen Orten bezeuget/ eben die Wür-
ckung thut/ als die Künheit/ indem sie uns
dem gewaltsamen Tode in die Armen ja-
get/ auß Furcht in ein Unheil zugerathen/
welches wir unerträglicher schätzen/ als den
Tod selbsten.

Also müssen wir bekennen/ daß/ wann
wir von einer ungestümen Bewegung
getrieben einige herrliche That thun/ wir
eben so wenig vor rechte Tapffere können
gehalten werden/ als ein Mensch/ der nach-
dem er übermässig getruncken/ in der Hitze
der Vollerey einige ungewöhnliche That
thäte. Dann wann man will tapffer seyn/
muß man stets in solchem Stande seyn/
daß man seine Tapfferkeit weisen könne.
Ein andrer/ der nicht eher ein Held ist/ als

wann

Der vollkommene
gung/ finden koͤnte. Es gibt noch andere
Bewegungen/ welche auch die aller zaghaff-
teſten in Harniſch bringen koͤnnen. Die
Liebe und der Ehrgeitz weiſen uns alle Tage/
daß/ wann ſie in einem Hertzen uͤberhand
nehmen/ ſie darinnen eine Kuͤnheit erwe-
cken; daß der Geld-Geitz den Menſchen/
den er beſitzet/ umb ſeine Schaͤtze zuverthei-
digen/ in Lebens-Gefahr ſetzet. Ja daß die
Furcht ſelbſt/ wie es die Hiſtorie an unter-
ſchiedenen Orten bezeuget/ eben die Wuͤr-
ckung thut/ als die Kuͤnheit/ indem ſie uns
dem gewaltſamen Tode in die Armen ja-
get/ auß Furcht in ein Unheil zugerathen/
welches wir unertraͤglicher ſchaͤtzen/ als den
Tod ſelbſten.

Alſo muͤſſen wir bekennen/ daß/ wann
wir von einer ungeſtuͤmen Bewegung
getrieben einige herrliche That thun/ wir
eben ſo wenig vor rechte Tapffere koͤnnen
gehalten werden/ als ein Menſch/ der nach-
dem er uͤbermaͤſſig getruncken/ in der Hitze
der Vollerey einige ungewoͤhnliche That
thaͤte. Dann wann man will tapffer ſeyn/
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Ein andrer/ der nicht eher ein Held iſt/ als

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[20/0036] Der vollkommene gung/ finden koͤnte. Es gibt noch andere Bewegungen/ welche auch die aller zaghaff- teſten in Harniſch bringen koͤnnen. Die Liebe und der Ehrgeitz weiſen uns alle Tage/ daß/ wann ſie in einem Hertzen uͤberhand nehmen/ ſie darinnen eine Kuͤnheit erwe- cken; daß der Geld-Geitz den Menſchen/ den er beſitzet/ umb ſeine Schaͤtze zuverthei- digen/ in Lebens-Gefahr ſetzet. Ja daß die Furcht ſelbſt/ wie es die Hiſtorie an unter- ſchiedenen Orten bezeuget/ eben die Wuͤr- ckung thut/ als die Kuͤnheit/ indem ſie uns dem gewaltſamen Tode in die Armen ja- get/ auß Furcht in ein Unheil zugerathen/ welches wir unertraͤglicher ſchaͤtzen/ als den Tod ſelbſten. Alſo muͤſſen wir bekennen/ daß/ wann wir von einer ungeſtuͤmen Bewegung getrieben einige herrliche That thun/ wir eben ſo wenig vor rechte Tapffere koͤnnen gehalten werden/ als ein Menſch/ der nach- dem er uͤbermaͤſſig getruncken/ in der Hitze der Vollerey einige ungewoͤhnliche That thaͤte. Dann wann man will tapffer ſeyn/ muß man ſtets in ſolchem Stande ſeyn/ daß man ſeine Tapfferkeit weiſen koͤnne. Ein andrer/ der nicht eher ein Held iſt/ als wann

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/36>, abgerufen am 27.04.2024.