Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vollkommene
umbschränckte Königin darinnen herrsche-
te? Es haben auch viel grosse Männer ge-
glaubet/ daß die Gerechtigkeit insgemein
betrachtet/ nichts anders sey/ als das/ was
wir unter dem Namen der Tugend begreif-
fen. Aber was die particulier Gerechtigkeit
betrifft/ ist sie eigentlich diese moralische Tu-
gend davon wir reden/ und die fürnehmlich
zweyerley ist/ die theilende und die wechseln-
de/ sonst distributiva und commutativa genen-
net. Die erste beschencket die guten Tha-
ten/ straffet die bösen/ und spricht nach der
Billigkeit die Güter denjenigen zu/ die sie
zubesitzen recht haben. Die andere Gerech-
tigkeit ist die so den Handel und Wandel
unterhält im leihen und borgen/ im kauffen
und verkauffen und dergleichen/ und die
darauff sieher/ daß man in den Verträgen
die Billigkeit beobachtet. Hiebey ist zu-
mercken/ daß umb gerecht zuseyn/ es nicht
genug sey einige rechte Dinge entweder auß
Ruhmredigkeit/ oder auß Furcht/ oder
auch auß Staats-Klugheit/ thun: Dann
es verhält sich mit dieser Tugend als wie
mit den andern/ sie bestehen alle in der Fer-
tigkeit allezeit zuhandeln und zuverfahren
nach den Reguln/ die sie geben.

Von

Der vollkommene
umbſchraͤnckte Koͤnigin darinnen herꝛſche-
te? Es haben auch viel groſſe Maͤnner ge-
glaubet/ daß die Gerechtigkeit insgemein
betrachtet/ nichts anders ſey/ als das/ was
wir unter dem Namen der Tugend begreif-
fen. Aber was die particulier Gerechtigkeit
betrifft/ iſt ſie eigentlich dieſe moraliſche Tu-
gend davon wir reden/ und die fuͤrnehmlich
zweyerley iſt/ die theilende und die wechſeln-
de/ ſonſt diſtributiva und commutativa genen-
net. Die erſte beſchencket die guten Tha-
ten/ ſtraffet die boͤſen/ und ſpricht nach der
Billigkeit die Guͤter denjenigen zu/ die ſie
zubeſitzen recht haben. Die andere Gerech-
tigkeit iſt die ſo den Handel und Wandel
unterhaͤlt im leihen und borgen/ im kauffen
und verkauffen und dergleichen/ und die
darauff ſieher/ daß man in den Vertraͤgen
die Billigkeit beobachtet. Hiebey iſt zu-
mercken/ daß umb gerecht zuſeyn/ es nicht
genug ſey einige rechte Dinge entweder auß
Ruhmredigkeit/ oder auß Furcht/ oder
auch auß Staats-Klugheit/ thun: Dann
es verhaͤlt ſich mit dieſer Tugend als wie
mit den andern/ ſie beſtehen alle in der Fer-
tigkeit allezeit zuhandeln und zuverfahren
nach den Reguln/ die ſie geben.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0044" n="28"/><fw place="top" type="header">Der vollkommene</fw><lb/>
umb&#x017F;chra&#x0364;nckte Ko&#x0364;nigin darinnen her&#xA75B;&#x017F;che-<lb/>
te<hi rendition="#i">?</hi> Es haben auch viel gro&#x017F;&#x017F;e Ma&#x0364;nner ge-<lb/>
glaubet/ daß die Gerechtigkeit insgemein<lb/>
betrachtet/ nichts anders &#x017F;ey/ als das/ was<lb/>
wir unter dem Namen der Tugend begreif-<lb/>
fen. Aber was die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">particulier</hi></hi> Gerechtigkeit<lb/>
betrifft/ i&#x017F;t &#x017F;ie eigentlich die&#x017F;e morali&#x017F;che Tu-<lb/>
gend davon wir reden/ und die fu&#x0364;rnehmlich<lb/>
zweyerley i&#x017F;t/ die theilende und die wech&#x017F;eln-<lb/>
de/ &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di&#x017F;tributiva</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">commutativa</hi></hi> genen-<lb/>
net. Die er&#x017F;te be&#x017F;chencket die guten Tha-<lb/>
ten/ &#x017F;traffet die bo&#x0364;&#x017F;en/ und &#x017F;pricht nach der<lb/>
Billigkeit die Gu&#x0364;ter denjenigen zu/ die &#x017F;ie<lb/>
zube&#x017F;itzen recht haben. Die andere Gerech-<lb/>
tigkeit i&#x017F;t die &#x017F;o den Handel und Wandel<lb/>
unterha&#x0364;lt im leihen und borgen/ im kauffen<lb/>
und verkauffen und dergleichen/ und die<lb/>
darauff &#x017F;ieher/ daß man in den Vertra&#x0364;gen<lb/>
die Billigkeit beobachtet. Hiebey i&#x017F;t zu-<lb/>
mercken/ daß umb gerecht zu&#x017F;eyn/ es nicht<lb/>
genug &#x017F;ey einige rechte Dinge entweder auß<lb/>
Ruhmredigkeit/ oder auß Furcht/ oder<lb/>
auch auß Staats-Klugheit/ thun: Dann<lb/>
es verha&#x0364;lt &#x017F;ich mit die&#x017F;er Tugend als wie<lb/>
mit den andern/ &#x017F;ie be&#x017F;tehen alle in der Fer-<lb/>
tigkeit allezeit zuhandeln und zuverfahren<lb/>
nach den Reguln/ die &#x017F;ie geben.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0044] Der vollkommene umbſchraͤnckte Koͤnigin darinnen herꝛſche- te? Es haben auch viel groſſe Maͤnner ge- glaubet/ daß die Gerechtigkeit insgemein betrachtet/ nichts anders ſey/ als das/ was wir unter dem Namen der Tugend begreif- fen. Aber was die particulier Gerechtigkeit betrifft/ iſt ſie eigentlich dieſe moraliſche Tu- gend davon wir reden/ und die fuͤrnehmlich zweyerley iſt/ die theilende und die wechſeln- de/ ſonſt diſtributiva und commutativa genen- net. Die erſte beſchencket die guten Tha- ten/ ſtraffet die boͤſen/ und ſpricht nach der Billigkeit die Guͤter denjenigen zu/ die ſie zubeſitzen recht haben. Die andere Gerech- tigkeit iſt die ſo den Handel und Wandel unterhaͤlt im leihen und borgen/ im kauffen und verkauffen und dergleichen/ und die darauff ſieher/ daß man in den Vertraͤgen die Billigkeit beobachtet. Hiebey iſt zu- mercken/ daß umb gerecht zuſeyn/ es nicht genug ſey einige rechte Dinge entweder auß Ruhmredigkeit/ oder auß Furcht/ oder auch auß Staats-Klugheit/ thun: Dann es verhaͤlt ſich mit dieſer Tugend als wie mit den andern/ ſie beſtehen alle in der Fer- tigkeit allezeit zuhandeln und zuverfahren nach den Reguln/ die ſie geben. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/44
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/44>, abgerufen am 09.11.2024.