[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Der vollkommene noch andere Passiones, die die Kühnheit auchwohl in einem furchtsamen Hertzen erwe- cken können. Die Liebe/ der Ehrgeitz/ die Schamhafftigkeit/ ja so gar die Furcht weisen uns dessen davon tägliche Exempel. Man siehet auch bißweilen/ daß zwey zu
Der vollkommene noch andere Paſſiones, die die Kuͤhnheit auchwohl in einem furchtſamen Hertzen erwe- cken koͤnnen. Die Liebe/ der Ehrgeitz/ die Schamhafftigkeit/ ja ſo gar die Furcht weiſen uns deſſen davon taͤgliche Exempel. Man ſiehet auch bißweilen/ daß zwey zu
<TEI> <text> <body> <div n="3"> <p><pb facs="#f0090" n="74"/><fw place="top" type="header">Der vollkommene</fw><lb/> noch andere <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Paſſiones,</hi></hi> die die Kuͤhnheit auch<lb/> wohl in einem furchtſamen Hertzen erwe-<lb/> cken koͤnnen. Die Liebe/ der Ehrgeitz/ die<lb/> Schamhafftigkeit/ ja ſo gar die Furcht<lb/> weiſen uns deſſen davon taͤgliche Exempel.</p><lb/> <p>Man ſiehet auch bißweilen/ daß zwey<lb/> Laſterhaffte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Paſſionen,</hi></hi> wann ſie ſich in einer-<lb/> ley Hertzen in Geſellſchafft finden/ ſich un-<lb/> ter einander verbeſſern/ und eine ſcheinbare<lb/> Tugend darſtellen koͤnnen. Ein furchtſa-<lb/> mer und ehrgeitziger Menſch kan ſich herr-<lb/> licher Dinge unterfangen/ mit ſolcher<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Manier,</hi></hi> die jederman/ ſo nicht biß auff die<lb/> warhaffte Urſachen ſeiner Thaten durch-<lb/> dringen kan/ vor loͤblich achten wird.<lb/> Dann die Hitze ſeines Ehrgeitzes/ welche<lb/> nothwendig ein Theil ſeiner Furcht zer-<lb/> ſtreuet/ kan ihn kuͤhne machen/ da in deſſen<lb/> die Hitze ſeiner Begierden von der Kaͤlte<lb/> ſeiner Furcht kan gedaͤmpffet werden. Alſo<lb/> begiebt ſich in dieſen Gelegenheiten faſt der-<lb/> gleichen/ als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Auſonius</hi></hi> erzehlet: Er ſaget/ daß<lb/> eine Frau/ welche ihrem Mann von Her-<lb/> tzen gern das ewige Leben gegoͤnnet haͤtte/<lb/> ihm darzu zuhelffen das allerſtaͤrckeſte<lb/> Gifft/ ſo ſie finden konte/ herbey brachte:<lb/> Allein weil ſie noch fuͤrchtete/ daß diß Gifft<lb/> ſeine Wuͤrckung nicht ſo bald als ſie wohl<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0090]
Der vollkommene
noch andere Paſſiones, die die Kuͤhnheit auch
wohl in einem furchtſamen Hertzen erwe-
cken koͤnnen. Die Liebe/ der Ehrgeitz/ die
Schamhafftigkeit/ ja ſo gar die Furcht
weiſen uns deſſen davon taͤgliche Exempel.
Man ſiehet auch bißweilen/ daß zwey
Laſterhaffte Paſſionen, wann ſie ſich in einer-
ley Hertzen in Geſellſchafft finden/ ſich un-
ter einander verbeſſern/ und eine ſcheinbare
Tugend darſtellen koͤnnen. Ein furchtſa-
mer und ehrgeitziger Menſch kan ſich herr-
licher Dinge unterfangen/ mit ſolcher
Manier, die jederman/ ſo nicht biß auff die
warhaffte Urſachen ſeiner Thaten durch-
dringen kan/ vor loͤblich achten wird.
Dann die Hitze ſeines Ehrgeitzes/ welche
nothwendig ein Theil ſeiner Furcht zer-
ſtreuet/ kan ihn kuͤhne machen/ da in deſſen
die Hitze ſeiner Begierden von der Kaͤlte
ſeiner Furcht kan gedaͤmpffet werden. Alſo
begiebt ſich in dieſen Gelegenheiten faſt der-
gleichen/ als Auſonius erzehlet: Er ſaget/ daß
eine Frau/ welche ihrem Mann von Her-
tzen gern das ewige Leben gegoͤnnet haͤtte/
ihm darzu zuhelffen das allerſtaͤrckeſte
Gifft/ ſo ſie finden konte/ herbey brachte:
Allein weil ſie noch fuͤrchtete/ daß diß Gifft
ſeine Wuͤrckung nicht ſo bald als ſie wohl
zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |