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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Eine lange Pause herrschte; endlich fragte Adele: Wie weit sind Sie mit Ihrem Bilde, Emil?

Wie weit? wiederholte der junge Künstler spottend. So unendlich weit, als ich selber von der Hoffnung und der Lebenslust abstehe. Er setzte in etwas milderem Tone hinzu: Wahrlich, ich hätte meinem guten Oheim gehorsamen, ich hätte diese undankbare Kunst nicht zu meinem Lebensberuf wählen sollen. Wer sich ihr widmet, den will sie ganz, mit allen seinen Gedanken und Kräften haben.

Ja, das will sie! rief Adele mit starker Betonung.

Jetzt wäre ich Advocat, fuhr Emil fort. Ich wäre glücklich. In einer nützlichen, mit Hunderttausenden gemeinsamen Thätigkeit kann solch ein verzehrender Durst nach Ruhm nicht aufkeimen. Ich kann nicht albern und toll mich geberden, weil ich nicht genannt werde, weil in irgend einer Kunstausstellung mein Lob nicht gesungen wird.

Nein, Emil! rief die schöne Frau lebhaft; Sie sind Künstler und müssen's bleiben.

Wer sagt mir dies?

Ich! entgegnete Adele, und in ihrer Miene und ihrer Haltung lag Stolz und Sicherheit. Der Jüngling blickte in ihr Auge, dessen Strahlen Begeisterung und Feuer in seine Seele sandten, er warf sich zu ihren Füßen, ergriff ihre Hände und rief: Ja, Sie sind meine Muse! Meine Freundin, meine Geliebte! O so lange ich in Ihr Auge schauen darf, so lange bleibt Verzweiflung und Muthlosigkeit mir ferne. Sagen Sie

Eine lange Pause herrschte; endlich fragte Adele: Wie weit sind Sie mit Ihrem Bilde, Emil?

Wie weit? wiederholte der junge Künstler spottend. So unendlich weit, als ich selber von der Hoffnung und der Lebenslust abstehe. Er setzte in etwas milderem Tone hinzu: Wahrlich, ich hätte meinem guten Oheim gehorsamen, ich hätte diese undankbare Kunst nicht zu meinem Lebensberuf wählen sollen. Wer sich ihr widmet, den will sie ganz, mit allen seinen Gedanken und Kräften haben.

Ja, das will sie! rief Adele mit starker Betonung.

Jetzt wäre ich Advocat, fuhr Emil fort. Ich wäre glücklich. In einer nützlichen, mit Hunderttausenden gemeinsamen Thätigkeit kann solch ein verzehrender Durst nach Ruhm nicht aufkeimen. Ich kann nicht albern und toll mich geberden, weil ich nicht genannt werde, weil in irgend einer Kunstausstellung mein Lob nicht gesungen wird.

Nein, Emil! rief die schöne Frau lebhaft; Sie sind Künstler und müssen's bleiben.

Wer sagt mir dies?

Ich! entgegnete Adele, und in ihrer Miene und ihrer Haltung lag Stolz und Sicherheit. Der Jüngling blickte in ihr Auge, dessen Strahlen Begeisterung und Feuer in seine Seele sandten, er warf sich zu ihren Füßen, ergriff ihre Hände und rief: Ja, Sie sind meine Muse! Meine Freundin, meine Geliebte! O so lange ich in Ihr Auge schauen darf, so lange bleibt Verzweiflung und Muthlosigkeit mir ferne. Sagen Sie

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[0083] Eine lange Pause herrschte; endlich fragte Adele: Wie weit sind Sie mit Ihrem Bilde, Emil? Wie weit? wiederholte der junge Künstler spottend. So unendlich weit, als ich selber von der Hoffnung und der Lebenslust abstehe. Er setzte in etwas milderem Tone hinzu: Wahrlich, ich hätte meinem guten Oheim gehorsamen, ich hätte diese undankbare Kunst nicht zu meinem Lebensberuf wählen sollen. Wer sich ihr widmet, den will sie ganz, mit allen seinen Gedanken und Kräften haben. Ja, das will sie! rief Adele mit starker Betonung. Jetzt wäre ich Advocat, fuhr Emil fort. Ich wäre glücklich. In einer nützlichen, mit Hunderttausenden gemeinsamen Thätigkeit kann solch ein verzehrender Durst nach Ruhm nicht aufkeimen. Ich kann nicht albern und toll mich geberden, weil ich nicht genannt werde, weil in irgend einer Kunstausstellung mein Lob nicht gesungen wird. Nein, Emil! rief die schöne Frau lebhaft; Sie sind Künstler und müssen's bleiben. Wer sagt mir dies? Ich! entgegnete Adele, und in ihrer Miene und ihrer Haltung lag Stolz und Sicherheit. Der Jüngling blickte in ihr Auge, dessen Strahlen Begeisterung und Feuer in seine Seele sandten, er warf sich zu ihren Füßen, ergriff ihre Hände und rief: Ja, Sie sind meine Muse! Meine Freundin, meine Geliebte! O so lange ich in Ihr Auge schauen darf, so lange bleibt Verzweiflung und Muthlosigkeit mir ferne. Sagen Sie

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:43:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:43:38Z)

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/83>, abgerufen am 21.11.2024.