Lust oder Unlust mit der der Sinnen von denjenigen äußern Empfindungen überein, aus welchen die sinnlichen Vorstel- lungen zusammengesetzt sind, oder auf die sie sich beziehen, und wenn sie Wirkungen in der thierischen Oeconomie äu- ßern, so sind sie denen von der Lust oder Unlust dieser Em- pfindungen ähnlich. Man kann aus den äußern sinnlichen Eindrücken der äußern Empfindungen, die diese sinnlichen Vorstellungen unmittelbar, oder doch auf nähere Weise ver- anlassen, erkennen und erklären, warum sie erfolgen, und sie folgen also nach den Gesetzen derselben. §. 66. Hinge- gen entwickelt sich die Lust oder Unlust verständiger Vor- stellungen blos nach den psychologischen Gesetzen der Vor- stellungskraft, und bezieht sich nicht merklich auf die äußern sinnlichen Eindrücke der äußern Empfindungen, die sie all- zuweither veranlassen. Aus einer unerträglichen Verwir- rung der Begriffe haben selbst neuere Aerzte gelehret, daß die sinnlichen Arten der Lust und Unlust, im Körper, die verständigen hingegen, in der Seele ihren Sitz hätten. Eben diesen Jrrthum haben sie bey den Leidenschaften wie- derholet, wovon unten §. 579. N. 3.
Begierden. Verabscheuungen.
§. 81.
Wenn die Seele eine Sache, oder, welches gleichviel ist, die Vorstellung einer Sache, die ihr gefällt, vorher sieht, so strenget sie ihre Vorstellungskraft an, sie be- mühet sich, diese vorhergesehene angenehme Vorstellung hervorzubringen, oder sich gegenwärtig zu machen, das ist, sie zu empfinden, (in der dritten Bedeutung des Worts, §. 34. Anmerk.) oder, die Vorhersehung in Erfüllung zu bringen; und von der vorhergesehenen unangenehmen Vor- stellung die Gegentheilige hervorzubringen; (zu empfinden, in Erfüllung zu bringen,) in so fern sie in beyden Fällen erwartet, daß sie dieß durch die Anstrengung ihrer Kräfte werde bewerkstelligen können. Dieses Bestreben, diese Anstrengung ihrer Vorstellungskraft, die sie in der Absicht
vor-
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
Luſt oder Unluſt mit der der Sinnen von denjenigen aͤußern Empfindungen uͤberein, aus welchen die ſinnlichen Vorſtel- lungen zuſammengeſetzt ſind, oder auf die ſie ſich beziehen, und wenn ſie Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie aͤu- ßern, ſo ſind ſie denen von der Luſt oder Unluſt dieſer Em- pfindungen aͤhnlich. Man kann aus den aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken der aͤußern Empfindungen, die dieſe ſinnlichen Vorſtellungen unmittelbar, oder doch auf naͤhere Weiſe ver- anlaſſen, erkennen und erklaͤren, warum ſie erfolgen, und ſie folgen alſo nach den Geſetzen derſelben. §. 66. Hinge- gen entwickelt ſich die Luſt oder Unluſt verſtaͤndiger Vor- ſtellungen blos nach den pſychologiſchen Geſetzen der Vor- ſtellungskraft, und bezieht ſich nicht merklich auf die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke der aͤußern Empfindungen, die ſie all- zuweither veranlaſſen. Aus einer unertraͤglichen Verwir- rung der Begriffe haben ſelbſt neuere Aerzte gelehret, daß die ſinnlichen Arten der Luſt und Unluſt, im Koͤrper, die verſtaͤndigen hingegen, in der Seele ihren Sitz haͤtten. Eben dieſen Jrrthum haben ſie bey den Leidenſchaften wie- derholet, wovon unten §. 579. N. 3.
Begierden. Verabſcheuungen.
§. 81.
Wenn die Seele eine Sache, oder, welches gleichviel iſt, die Vorſtellung einer Sache, die ihr gefaͤllt, vorher ſieht, ſo ſtrenget ſie ihre Vorſtellungskraft an, ſie be- muͤhet ſich, dieſe vorhergeſehene angenehme Vorſtellung hervorzubringen, oder ſich gegenwaͤrtig zu machen, das iſt, ſie zu empfinden, (in der dritten Bedeutung des Worts, §. 34. Anmerk.) oder, die Vorherſehung in Erfuͤllung zu bringen; und von der vorhergeſehenen unangenehmen Vor- ſtellung die Gegentheilige hervorzubringen; (zu empfinden, in Erfuͤllung zu bringen,) in ſo fern ſie in beyden Faͤllen erwartet, daß ſie dieß durch die Anſtrengung ihrer Kraͤfte werde bewerkſtelligen koͤnnen. Dieſes Beſtreben, dieſe Anſtrengung ihrer Vorſtellungskraft, die ſie in der Abſicht
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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
Luſt oder Unluſt mit der der Sinnen von denjenigen aͤußern
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und wenn ſie Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie aͤu-
ßern, ſo ſind ſie denen von der Luſt oder Unluſt dieſer Em-
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Eindruͤcken der aͤußern Empfindungen, die dieſe ſinnlichen
Vorſtellungen unmittelbar, oder doch auf naͤhere Weiſe ver-
anlaſſen, erkennen und erklaͤren, warum ſie erfolgen, und
ſie folgen alſo nach den Geſetzen derſelben. §. 66. Hinge-
gen entwickelt ſich die Luſt oder Unluſt verſtaͤndiger Vor-
ſtellungen blos nach den pſychologiſchen Geſetzen der Vor-
ſtellungskraft, und bezieht ſich nicht merklich auf die aͤußern
ſinnlichen Eindruͤcke der aͤußern Empfindungen, die ſie all-
zuweither veranlaſſen. Aus einer unertraͤglichen Verwir-
rung der Begriffe haben ſelbſt neuere Aerzte gelehret, daß
die ſinnlichen Arten der Luſt und Unluſt, im Koͤrper, die
verſtaͤndigen hingegen, in der Seele ihren Sitz haͤtten.
Eben dieſen Jrrthum haben ſie bey den Leidenſchaften wie-
derholet, wovon unten §. 579. N. 3.
Begierden. Verabſcheuungen.
§. 81.
Wenn die Seele eine Sache, oder, welches gleichviel
iſt, die Vorſtellung einer Sache, die ihr gefaͤllt, vorher
ſieht, ſo ſtrenget ſie ihre Vorſtellungskraft an, ſie be-
muͤhet ſich, dieſe vorhergeſehene angenehme Vorſtellung
hervorzubringen, oder ſich gegenwaͤrtig zu machen, das iſt, ſie
zu empfinden, (in der dritten Bedeutung des Worts, §.
34. Anmerk.) oder, die Vorherſehung in Erfuͤllung zu
bringen; und von der vorhergeſehenen unangenehmen Vor-
ſtellung die Gegentheilige hervorzubringen; (zu empfinden,
in Erfuͤllung zu bringen,) in ſo fern ſie in beyden Faͤllen
erwartet, daß ſie dieß durch die Anſtrengung ihrer Kraͤfte
werde bewerkſtelligen koͤnnen. Dieſes Beſtreben, dieſe
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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