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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 Abschn. Der Nerven. Die Seelenwirkungen.
vor ihnen hergehen muß, in die Seele gebracht, oder, we-
niger oder mehr hiervon abhängig, durch ihre Vorstel-
lungskraft eigenmächtig gewirket werden, §. 27. 65. so
hängt auch die Ordnung, wie die Seelenwirkungen dersel-
ben im Körper erfolgen, bald mehr bald weniger von die-
sem körperlichen thierischen Einflusse in die Vorstellungs-
kraft ab, bald ist sie fast gänzlich §. 65. 66. dem bloßen
Willkühr der Seele anhängig. Daher begleiten die See-
lenwirkungen jede Art von Vorstellungen nach verschiede-
nen besondern Gesetzen.

Die Seelenwirkungen der äußern Empfindungen fol-
gen aus den letztern, so wie dieselben aus den äußern sinn-
lichen Eindrücken in die Nerven, die im Gehirne eine ma-
terielle äußere Empfindung hervorbringen, erfolgen. §. 34.
98. Man kann also die Ordnung der Folge der Seelen-
wirkungen von äußern Empfindungen aus der Folge der
äußern sinnlichen Eindrücke in die Nerven, in so fern sie
die äußern Empfindungen in der Seele veranlassen, erken-
nen. Obgleich die Seele ihre äußern Empfindungen durch
ihre Vorstellungskraft hervorbringt, so thut sie es doch
nicht eigenmächtig, da sie des äußern sinnlichen Eindrucks
dazu vorläufig bedarf. §. 35. 27. (vergl. B. M. §. 520.)

§. 106.

Die Seelenwirkungen der sinnlichen Vorstellungen,
nämlich die Einbildungen, Erinnerungen, Erdichtungen,
Vorhersehungen, Erwartungen, Ahndungen etc. folgen aus
allen diesen sinnlichen Vorstellungen so, wie die äußern
Empfindungen die Vorstellungskraft nöthigen, sie eigen-
mächtig hervorzubringen. Das Eigenmächtige ist bey den
sinnlichen Vorstellungen blos relativisch. Es geschieht
zwar eigenmächtig, daß sich die Seele eine ehemalige oder
künftige äußere Empfindung unvollständig oder zum Theil
vorstellet, weil sie dazu des äußern sinnlichen Eindrucks
dieser ganzen äußern Empfindung nicht bedarf, §. 27. al-
lein sie wird durch die äußern sinnlichen Eindrücke wahrer

Empfin-

3 Abſchn. Der Nerven. Die Seelenwirkungen.
vor ihnen hergehen muß, in die Seele gebracht, oder, we-
niger oder mehr hiervon abhaͤngig, durch ihre Vorſtel-
lungskraft eigenmaͤchtig gewirket werden, §. 27. 65. ſo
haͤngt auch die Ordnung, wie die Seelenwirkungen derſel-
ben im Koͤrper erfolgen, bald mehr bald weniger von die-
ſem koͤrperlichen thieriſchen Einfluſſe in die Vorſtellungs-
kraft ab, bald iſt ſie faſt gaͤnzlich §. 65. 66. dem bloßen
Willkuͤhr der Seele anhaͤngig. Daher begleiten die See-
lenwirkungen jede Art von Vorſtellungen nach verſchiede-
nen beſondern Geſetzen.

Die Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen fol-
gen aus den letztern, ſo wie dieſelben aus den aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcken in die Nerven, die im Gehirne eine ma-
terielle aͤußere Empfindung hervorbringen, erfolgen. §. 34.
98. Man kann alſo die Ordnung der Folge der Seelen-
wirkungen von aͤußern Empfindungen aus der Folge der
aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die Nerven, in ſo fern ſie
die aͤußern Empfindungen in der Seele veranlaſſen, erken-
nen. Obgleich die Seele ihre aͤußern Empfindungen durch
ihre Vorſtellungskraft hervorbringt, ſo thut ſie es doch
nicht eigenmaͤchtig, da ſie des aͤußern ſinnlichen Eindrucks
dazu vorlaͤufig bedarf. §. 35. 27. (vergl. B. M. §. 520.)

§. 106.

Die Seelenwirkungen der ſinnlichen Vorſtellungen,
naͤmlich die Einbildungen, Erinnerungen, Erdichtungen,
Vorherſehungen, Erwartungen, Ahndungen ꝛc. folgen aus
allen dieſen ſinnlichen Vorſtellungen ſo, wie die aͤußern
Empfindungen die Vorſtellungskraft noͤthigen, ſie eigen-
maͤchtig hervorzubringen. Das Eigenmaͤchtige iſt bey den
ſinnlichen Vorſtellungen blos relativiſch. Es geſchieht
zwar eigenmaͤchtig, daß ſich die Seele eine ehemalige oder
kuͤnftige aͤußere Empfindung unvollſtaͤndig oder zum Theil
vorſtellet, weil ſie dazu des aͤußern ſinnlichen Eindrucks
dieſer ganzen aͤußern Empfindung nicht bedarf, §. 27. al-
lein ſie wird durch die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke wahrer

Empfin-
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[107/0131] 3 Abſchn. Der Nerven. Die Seelenwirkungen. vor ihnen hergehen muß, in die Seele gebracht, oder, we- niger oder mehr hiervon abhaͤngig, durch ihre Vorſtel- lungskraft eigenmaͤchtig gewirket werden, §. 27. 65. ſo haͤngt auch die Ordnung, wie die Seelenwirkungen derſel- ben im Koͤrper erfolgen, bald mehr bald weniger von die- ſem koͤrperlichen thieriſchen Einfluſſe in die Vorſtellungs- kraft ab, bald iſt ſie faſt gaͤnzlich §. 65. 66. dem bloßen Willkuͤhr der Seele anhaͤngig. Daher begleiten die See- lenwirkungen jede Art von Vorſtellungen nach verſchiede- nen beſondern Geſetzen. Die Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen fol- gen aus den letztern, ſo wie dieſelben aus den aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcken in die Nerven, die im Gehirne eine ma- terielle aͤußere Empfindung hervorbringen, erfolgen. §. 34. 98. Man kann alſo die Ordnung der Folge der Seelen- wirkungen von aͤußern Empfindungen aus der Folge der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die Nerven, in ſo fern ſie die aͤußern Empfindungen in der Seele veranlaſſen, erken- nen. Obgleich die Seele ihre aͤußern Empfindungen durch ihre Vorſtellungskraft hervorbringt, ſo thut ſie es doch nicht eigenmaͤchtig, da ſie des aͤußern ſinnlichen Eindrucks dazu vorlaͤufig bedarf. §. 35. 27. (vergl. B. M. §. 520.) §. 106. Die Seelenwirkungen der ſinnlichen Vorſtellungen, naͤmlich die Einbildungen, Erinnerungen, Erdichtungen, Vorherſehungen, Erwartungen, Ahndungen ꝛc. folgen aus allen dieſen ſinnlichen Vorſtellungen ſo, wie die aͤußern Empfindungen die Vorſtellungskraft noͤthigen, ſie eigen- maͤchtig hervorzubringen. Das Eigenmaͤchtige iſt bey den ſinnlichen Vorſtellungen blos relativiſch. Es geſchieht zwar eigenmaͤchtig, daß ſich die Seele eine ehemalige oder kuͤnftige aͤußere Empfindung unvollſtaͤndig oder zum Theil vorſtellet, weil ſie dazu des aͤußern ſinnlichen Eindrucks dieſer ganzen aͤußern Empfindung nicht bedarf, §. 27. al- lein ſie wird durch die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke wahrer Empfin-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/131>, abgerufen am 21.11.2024.