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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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Vorrede.
die Leidenschaften. Uebrigens versteigt man sich
lieber, mit Herrn Bonnet, um aus den Bewe-
gungen im Gehirne, die wir doch ganz und gar
nicht kennen, die verschiedenen Vorstellungskräf-
te der Seele zu analysiren, als daß man sich um
das, was eigentlich den Arzt nur angeht, um die
Gesetze bekümmern sollte, nach welchen sie in den
Körper wirken, die man doch aus Beobachtungen
leicht erlernen könnte, wenn man nur nicht länger
darauf bestehen wollte, sie aus ihren uns uner-
forschlichen Gründen zu demonstriren.

Jm gegenwärtigen Werke hat diese Lehre
ein ziemlich verändertes Ansehen erhalten. Jch
habe mich bemühet, die Gesetze zu bestimmen, nach
welchen die verschiedenen Arten der Vorstellungs-
kräfte theils durch die thierischen bewegenden
Kräfte bestimmet werden, theils in sie, und durch
sie in den ganzen Mechanismum des Körpers,
wirken. Dieß ist insbesondre bey den Empfin-
dungen und bey den sinnlichen Trieben und Lei-
denschaften wichtig, und durch alle Gebiete der
Arzneywissenschaft von großen Folgen.

Jm zweyten Theile sind die Nervenkräfte
abgehandelt, in so fern sie nicht mit der Vorstel-
lungskraft gemeinschaftlich wirken. Es ist er-
wiesen, daß es außer den thierischen Seelenkräf-
ten des Gehirns noch zweyerley Nervenkräfte
gebe, die den Körper thierisch bewegen, näm-
lich die sinnlichen Eindrücke, wovon der eine
der äußere, der andre, der innere genennt wor-
den. 2 Th. 1 Kap. Jm zweyten Kapitel sind
die Gesetze, nach welchen der äußere sinnliche
Eindruck,
und im dritten die, nach welchen der

innere

Vorrede.
die Leidenſchaften. Uebrigens verſteigt man ſich
lieber, mit Herrn Bonnet, um aus den Bewe-
gungen im Gehirne, die wir doch ganz und gar
nicht kennen, die verſchiedenen Vorſtellungskraͤf-
te der Seele zu analyſiren, als daß man ſich um
das, was eigentlich den Arzt nur angeht, um die
Geſetze bekuͤmmern ſollte, nach welchen ſie in den
Koͤrper wirken, die man doch aus Beobachtungen
leicht erlernen koͤnnte, wenn man nur nicht laͤnger
darauf beſtehen wollte, ſie aus ihren uns uner-
forſchlichen Gruͤnden zu demonſtriren.

Jm gegenwaͤrtigen Werke hat dieſe Lehre
ein ziemlich veraͤndertes Anſehen erhalten. Jch
habe mich bemuͤhet, die Geſetze zu beſtimmen, nach
welchen die verſchiedenen Arten der Vorſtellungs-
kraͤfte theils durch die thieriſchen bewegenden
Kraͤfte beſtimmet werden, theils in ſie, und durch
ſie in den ganzen Mechanismum des Koͤrpers,
wirken. Dieß iſt insbeſondre bey den Empfin-
dungen und bey den ſinnlichen Trieben und Lei-
denſchaften wichtig, und durch alle Gebiete der
Arzneywiſſenſchaft von großen Folgen.

Jm zweyten Theile ſind die Nervenkraͤfte
abgehandelt, in ſo fern ſie nicht mit der Vorſtel-
lungskraft gemeinſchaftlich wirken. Es iſt er-
wieſen, daß es außer den thieriſchen Seelenkraͤf-
ten des Gehirns noch zweyerley Nervenkraͤfte
gebe, die den Koͤrper thieriſch bewegen, naͤm-
lich die ſinnlichen Eindruͤcke, wovon der eine
der aͤußere, der andre, der innere genennt wor-
den. 2 Th. 1 Kap. Jm zweyten Kapitel ſind
die Geſetze, nach welchen der aͤußere ſinnliche
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[0015] Vorrede. die Leidenſchaften. Uebrigens verſteigt man ſich lieber, mit Herrn Bonnet, um aus den Bewe- gungen im Gehirne, die wir doch ganz und gar nicht kennen, die verſchiedenen Vorſtellungskraͤf- te der Seele zu analyſiren, als daß man ſich um das, was eigentlich den Arzt nur angeht, um die Geſetze bekuͤmmern ſollte, nach welchen ſie in den Koͤrper wirken, die man doch aus Beobachtungen leicht erlernen koͤnnte, wenn man nur nicht laͤnger darauf beſtehen wollte, ſie aus ihren uns uner- forſchlichen Gruͤnden zu demonſtriren. Jm gegenwaͤrtigen Werke hat dieſe Lehre ein ziemlich veraͤndertes Anſehen erhalten. Jch habe mich bemuͤhet, die Geſetze zu beſtimmen, nach welchen die verſchiedenen Arten der Vorſtellungs- kraͤfte theils durch die thieriſchen bewegenden Kraͤfte beſtimmet werden, theils in ſie, und durch ſie in den ganzen Mechanismum des Koͤrpers, wirken. Dieß iſt insbeſondre bey den Empfin- dungen und bey den ſinnlichen Trieben und Lei- denſchaften wichtig, und durch alle Gebiete der Arzneywiſſenſchaft von großen Folgen. Jm zweyten Theile ſind die Nervenkraͤfte abgehandelt, in ſo fern ſie nicht mit der Vorſtel- lungskraft gemeinſchaftlich wirken. Es iſt er- wieſen, daß es außer den thieriſchen Seelenkraͤf- ten des Gehirns noch zweyerley Nervenkraͤfte gebe, die den Koͤrper thieriſch bewegen, naͤm- lich die ſinnlichen Eindruͤcke, wovon der eine der aͤußere, der andre, der innere genennt wor- den. 2 Th. 1 Kap. Jm zweyten Kapitel ſind die Geſetze, nach welchen der aͤußere ſinnliche Eindruck, und im dritten die, nach welchen der innere

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/15>, abgerufen am 27.04.2024.