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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Hirnmarke auf die Gefäße des Gehirns einen unmittelba-
ren Einfluß als Seelenwirkungen haben, ist nicht unwider-
sprechlich zu beweisen, aber doch sehr wahrscheinlich. Das
Gehirn empfängt bey jedem Aderschlage wenigstens den
sechsten Theil der ganzen Blutmasse von den Schlagadern,
die sich in unendlich vielen Zweigen der Substanz desselben
aufs innigste einverleiben, H. P. §. 319. H. gr. P. 4 Th.
10 Buch 1 Absch. §. 10 -- 12. so daß auch die gering-
ste Bewegung im Gehirne nothwendig in diese kleinen
Blutgefäße wirken zu müssen scheint. Eben so viel zurück-
führende Aderzweige nehmen das zum Gehirn geführte
Blut wieder in sich, versammlen es in größere, ja auch in
einige besondre große Blutbehälter, H. P. §. 325. u. f.
und dann fließt es wieder zum Herzen, der Quelle der Le-
bensbewegungen, zurück. H. P. §. 335. Es ist also wahr-
scheinlich, daß selbst die thierischen Bewegungen im Ge-
hirne, (die materiellen Jdeen §. 25.) so verborgen und
unmerklich sie auch den Beobachtern immer seyn mögen,
§. 28. dennoch einigen Einfluß in die thierischen Lebensbe-
wegungen, auch sogar schon ohne die Vermittelung der
Nerven haben, und daß dieß eine der Ursachen sey, war-
um so manche Vorstellung der Seele, die nur von einiger
Stärke ist, besonders aber eine schmerzhafte Empfindung
im Gehirne, (Kopfweh,) den Umlauf des Bluts verän-
dert, und besonders im Haupte bald das Blut aufhält,
bald hinzieht, die Adern aufschwellt oder entlediget, und
die Farbe des Gesichts so wandelbar machet. Dieß alles
läßt sich muthmaßen, und ist wahrscheinlich. Allein we-
der die völlige Gewißheit hiervon, noch die Art und Weise,
wie die sinnlichen Eindrücke der Vorstellungen ins Gehirn
dieß bewerkstelligen, noch die besondre Seelenwirkung in
die Blutgefäße von jeder besondern Art derselben, kann auf
irgend eine Weise dargethan werden, weil es unmöglich ist,
die hierzu nöthigen genauen Beobachtungen anzustellen.
Wir sehen zwar, daß einige Arten der Vorstellungen die
Lebensbewegungen und besonders den Umlauf im Haupte

regel-

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Hirnmarke auf die Gefaͤße des Gehirns einen unmittelba-
ren Einfluß als Seelenwirkungen haben, iſt nicht unwider-
ſprechlich zu beweiſen, aber doch ſehr wahrſcheinlich. Das
Gehirn empfaͤngt bey jedem Aderſchlage wenigſtens den
ſechſten Theil der ganzen Blutmaſſe von den Schlagadern,
die ſich in unendlich vielen Zweigen der Subſtanz deſſelben
aufs innigſte einverleiben, H. P. §. 319. H. gr. P. 4 Th.
10 Buch 1 Abſch. §. 10 — 12. ſo daß auch die gering-
ſte Bewegung im Gehirne nothwendig in dieſe kleinen
Blutgefaͤße wirken zu muͤſſen ſcheint. Eben ſo viel zuruͤck-
fuͤhrende Aderzweige nehmen das zum Gehirn gefuͤhrte
Blut wieder in ſich, verſammlen es in groͤßere, ja auch in
einige beſondre große Blutbehaͤlter, H. P. §. 325. u. f.
und dann fließt es wieder zum Herzen, der Quelle der Le-
bensbewegungen, zuruͤck. H. P. §. 335. Es iſt alſo wahr-
ſcheinlich, daß ſelbſt die thieriſchen Bewegungen im Ge-
hirne, (die materiellen Jdeen §. 25.) ſo verborgen und
unmerklich ſie auch den Beobachtern immer ſeyn moͤgen,
§. 28. dennoch einigen Einfluß in die thieriſchen Lebensbe-
wegungen, auch ſogar ſchon ohne die Vermittelung der
Nerven haben, und daß dieß eine der Urſachen ſey, war-
um ſo manche Vorſtellung der Seele, die nur von einiger
Staͤrke iſt, beſonders aber eine ſchmerzhafte Empfindung
im Gehirne, (Kopfweh,) den Umlauf des Bluts veraͤn-
dert, und beſonders im Haupte bald das Blut aufhaͤlt,
bald hinzieht, die Adern aufſchwellt oder entlediget, und
die Farbe des Geſichts ſo wandelbar machet. Dieß alles
laͤßt ſich muthmaßen, und iſt wahrſcheinlich. Allein we-
der die voͤllige Gewißheit hiervon, noch die Art und Weiſe,
wie die ſinnlichen Eindruͤcke der Vorſtellungen ins Gehirn
dieß bewerkſtelligen, noch die beſondre Seelenwirkung in
die Blutgefaͤße von jeder beſondern Art derſelben, kann auf
irgend eine Weiſe dargethan werden, weil es unmoͤglich iſt,
die hierzu noͤthigen genauen Beobachtungen anzuſtellen.
Wir ſehen zwar, daß einige Arten der Vorſtellungen die
Lebensbewegungen und beſonders den Umlauf im Haupte

regel-
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[152/0176] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. Hirnmarke auf die Gefaͤße des Gehirns einen unmittelba- ren Einfluß als Seelenwirkungen haben, iſt nicht unwider- ſprechlich zu beweiſen, aber doch ſehr wahrſcheinlich. Das Gehirn empfaͤngt bey jedem Aderſchlage wenigſtens den ſechſten Theil der ganzen Blutmaſſe von den Schlagadern, die ſich in unendlich vielen Zweigen der Subſtanz deſſelben aufs innigſte einverleiben, H. P. §. 319. H. gr. P. 4 Th. 10 Buch 1 Abſch. §. 10 — 12. ſo daß auch die gering- ſte Bewegung im Gehirne nothwendig in dieſe kleinen Blutgefaͤße wirken zu muͤſſen ſcheint. Eben ſo viel zuruͤck- fuͤhrende Aderzweige nehmen das zum Gehirn gefuͤhrte Blut wieder in ſich, verſammlen es in groͤßere, ja auch in einige beſondre große Blutbehaͤlter, H. P. §. 325. u. f. und dann fließt es wieder zum Herzen, der Quelle der Le- bensbewegungen, zuruͤck. H. P. §. 335. Es iſt alſo wahr- ſcheinlich, daß ſelbſt die thieriſchen Bewegungen im Ge- hirne, (die materiellen Jdeen §. 25.) ſo verborgen und unmerklich ſie auch den Beobachtern immer ſeyn moͤgen, §. 28. dennoch einigen Einfluß in die thieriſchen Lebensbe- wegungen, auch ſogar ſchon ohne die Vermittelung der Nerven haben, und daß dieß eine der Urſachen ſey, war- um ſo manche Vorſtellung der Seele, die nur von einiger Staͤrke iſt, beſonders aber eine ſchmerzhafte Empfindung im Gehirne, (Kopfweh,) den Umlauf des Bluts veraͤn- dert, und beſonders im Haupte bald das Blut aufhaͤlt, bald hinzieht, die Adern aufſchwellt oder entlediget, und die Farbe des Geſichts ſo wandelbar machet. Dieß alles laͤßt ſich muthmaßen, und iſt wahrſcheinlich. Allein we- der die voͤllige Gewißheit hiervon, noch die Art und Weiſe, wie die ſinnlichen Eindruͤcke der Vorſtellungen ins Gehirn dieß bewerkſtelligen, noch die beſondre Seelenwirkung in die Blutgefaͤße von jeder beſondern Art derſelben, kann auf irgend eine Weiſe dargethan werden, weil es unmoͤglich iſt, die hierzu noͤthigen genauen Beobachtungen anzuſtellen. Wir ſehen zwar, daß einige Arten der Vorſtellungen die Lebensbewegungen und beſonders den Umlauf im Haupte regel-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/176>, abgerufen am 25.11.2024.