Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
man nur den Versuch des Entwurfs selbst ge-
macht haben, um alle Schwierigkeiten, und
die Gefahr zu fehlen und zu irren recht zu em-
pfinden. Jch verlange übrigens für die Leh-
ren selbst keine Nachsicht. Auf die Wahrheit
ist es angesehen, und wo ich die nicht gefunden
habe, da will ichs doch gern veranlassen sie
zu finden. Daher bitte ich nur um eine reif-
liche Ueberlegung meiner Gründe bey streitigen
oder des Jrrthums verdächtigen Stellen. Jch
habe bey diesem Werke, dem ich nichts desto-
weniger allerdings Jrrthümer und noch mehr
Mängel zutraue, in der That viel überlegt
und wenig geschrieben, und verlange also mit
Rechte, daß man auch überlege, ehe man strei-
tet. Wird man dann wider einige Lehren et-
was einwenden, wozu ich mein Wort zu geben
hätte, es sey nun um es zu erkennen, oder ein-
zuschränken, oder ein Misverständniß zu bes-
sern, oder einen Jrrthum zu widerlegen; so
werde ichs, bey dieser einzigen Schrift, aber
schlechterdings nur was die Sache der Wahr-
heit betrifft, und als ein ganz fremder Leser
thun, der von Persönlichkeiten, sie mögen
Höflichkeiten oder Grobheiten seyn, gar kein
Gefühl hat, und für den nie ein Gegner, son-
dern nur ein Einwurf existirt. Es ist sonst
mein Gesetz, keinen Angriff meiner Schriften,
noch viel weniger meines Characters und mei-
ner Handlungen, zu beantworten, und ich lei-
de es gern, daß sich Mancher dieses Vortheils
bedient, der sich einbildet mir sehr beschwerlich
zu fallen, und dem ich für alle Welt nicht

wünschte,
b 2

Vorrede.
man nur den Verſuch des Entwurfs ſelbſt ge-
macht haben, um alle Schwierigkeiten, und
die Gefahr zu fehlen und zu irren recht zu em-
pfinden. Jch verlange uͤbrigens fuͤr die Leh-
ren ſelbſt keine Nachſicht. Auf die Wahrheit
iſt es angeſehen, und wo ich die nicht gefunden
habe, da will ichs doch gern veranlaſſen ſie
zu finden. Daher bitte ich nur um eine reif-
liche Ueberlegung meiner Gruͤnde bey ſtreitigen
oder des Jrrthums verdaͤchtigen Stellen. Jch
habe bey dieſem Werke, dem ich nichts deſto-
weniger allerdings Jrrthuͤmer und noch mehr
Maͤngel zutraue, in der That viel uͤberlegt
und wenig geſchrieben, und verlange alſo mit
Rechte, daß man auch uͤberlege, ehe man ſtrei-
tet. Wird man dann wider einige Lehren et-
was einwenden, wozu ich mein Wort zu geben
haͤtte, es ſey nun um es zu erkennen, oder ein-
zuſchraͤnken, oder ein Misverſtaͤndniß zu beſ-
ſern, oder einen Jrrthum zu widerlegen; ſo
werde ichs, bey dieſer einzigen Schrift, aber
ſchlechterdings nur was die Sache der Wahr-
heit betrifft, und als ein ganz fremder Leſer
thun, der von Perſoͤnlichkeiten, ſie moͤgen
Hoͤflichkeiten oder Grobheiten ſeyn, gar kein
Gefuͤhl hat, und fuͤr den nie ein Gegner, ſon-
dern nur ein Einwurf exiſtirt. Es iſt ſonſt
mein Geſetz, keinen Angriff meiner Schriften,
noch viel weniger meines Characters und mei-
ner Handlungen, zu beantworten, und ich lei-
de es gern, daß ſich Mancher dieſes Vortheils
bedient, der ſich einbildet mir ſehr beſchwerlich
zu fallen, und dem ich fuͤr alle Welt nicht

wuͤnſchte,
b 2
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></hi></fw><lb/>
man nur den Ver&#x017F;uch des Entwurfs &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
macht haben, um alle Schwierigkeiten, und<lb/>
die Gefahr zu fehlen und zu irren recht zu em-<lb/>
pfinden. Jch verlange u&#x0364;brigens fu&#x0364;r die Leh-<lb/>
ren &#x017F;elb&#x017F;t keine Nach&#x017F;icht. Auf die Wahrheit<lb/>
i&#x017F;t es ange&#x017F;ehen, und wo ich die nicht gefunden<lb/>
habe, da will ichs doch gern veranla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
zu finden. Daher bitte ich nur um eine reif-<lb/>
liche Ueberlegung meiner Gru&#x0364;nde bey &#x017F;treitigen<lb/>
oder des Jrrthums verda&#x0364;chtigen Stellen. Jch<lb/>
habe bey die&#x017F;em Werke, dem ich nichts de&#x017F;to-<lb/>
weniger allerdings Jrrthu&#x0364;mer und noch mehr<lb/>
Ma&#x0364;ngel zutraue, in der That viel u&#x0364;berlegt<lb/>
und wenig ge&#x017F;chrieben, und verlange al&#x017F;o mit<lb/>
Rechte, daß man auch u&#x0364;berlege, ehe man &#x017F;trei-<lb/>
tet. Wird man dann wider einige Lehren et-<lb/>
was einwenden, wozu ich mein Wort zu geben<lb/>
ha&#x0364;tte, es &#x017F;ey nun um es zu erkennen, oder ein-<lb/>
zu&#x017F;chra&#x0364;nken, oder ein Misver&#x017F;ta&#x0364;ndniß zu be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern, oder einen Jrrthum zu widerlegen; &#x017F;o<lb/>
werde ichs, bey die&#x017F;er einzigen Schrift, aber<lb/>
&#x017F;chlechterdings nur was die Sache der Wahr-<lb/>
heit betrifft, und als ein ganz fremder Le&#x017F;er<lb/>
thun, der von Per&#x017F;o&#x0364;nlichkeiten, &#x017F;ie mo&#x0364;gen<lb/>
Ho&#x0364;flichkeiten oder Grobheiten &#x017F;eyn, gar kein<lb/>
Gefu&#x0364;hl hat, und fu&#x0364;r den nie ein Gegner, &#x017F;on-<lb/>
dern nur ein Einwurf exi&#x017F;tirt. Es i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
mein Ge&#x017F;etz, keinen Angriff meiner Schriften,<lb/>
noch viel weniger meines Characters und mei-<lb/>
ner Handlungen, zu beantworten, und ich lei-<lb/>
de es gern, daß &#x017F;ich Mancher die&#x017F;es Vortheils<lb/>
bedient, der &#x017F;ich einbildet mir &#x017F;ehr be&#x017F;chwerlich<lb/>
zu fallen, und dem ich fu&#x0364;r alle Welt nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;n&#x017F;chte,</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0019] Vorrede. man nur den Verſuch des Entwurfs ſelbſt ge- macht haben, um alle Schwierigkeiten, und die Gefahr zu fehlen und zu irren recht zu em- pfinden. Jch verlange uͤbrigens fuͤr die Leh- ren ſelbſt keine Nachſicht. Auf die Wahrheit iſt es angeſehen, und wo ich die nicht gefunden habe, da will ichs doch gern veranlaſſen ſie zu finden. Daher bitte ich nur um eine reif- liche Ueberlegung meiner Gruͤnde bey ſtreitigen oder des Jrrthums verdaͤchtigen Stellen. Jch habe bey dieſem Werke, dem ich nichts deſto- weniger allerdings Jrrthuͤmer und noch mehr Maͤngel zutraue, in der That viel uͤberlegt und wenig geſchrieben, und verlange alſo mit Rechte, daß man auch uͤberlege, ehe man ſtrei- tet. Wird man dann wider einige Lehren et- was einwenden, wozu ich mein Wort zu geben haͤtte, es ſey nun um es zu erkennen, oder ein- zuſchraͤnken, oder ein Misverſtaͤndniß zu beſ- ſern, oder einen Jrrthum zu widerlegen; ſo werde ichs, bey dieſer einzigen Schrift, aber ſchlechterdings nur was die Sache der Wahr- heit betrifft, und als ein ganz fremder Leſer thun, der von Perſoͤnlichkeiten, ſie moͤgen Hoͤflichkeiten oder Grobheiten ſeyn, gar kein Gefuͤhl hat, und fuͤr den nie ein Gegner, ſon- dern nur ein Einwurf exiſtirt. Es iſt ſonſt mein Geſetz, keinen Angriff meiner Schriften, noch viel weniger meines Characters und mei- ner Handlungen, zu beantworten, und ich lei- de es gern, daß ſich Mancher dieſes Vortheils bedient, der ſich einbildet mir ſehr beſchwerlich zu fallen, und dem ich fuͤr alle Welt nicht wuͤnſchte, b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/19
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/19>, abgerufen am 28.04.2024.