Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
schen Lebens, vom System der thierischen Kräf-
te, und vom thierischen Tode, aus, die eine
sehr große und nützliche Anwendung in der Pa-
thologie der eigentlichen thierischen Natur haben.

Jch habe einen kurzen, simpeln, trocknen
und methodischen Vortrag erwählt, um den Le-
ser immer im Stande zu erhalten, die Wahr-
heit der Begriffe und Sätze, sowohl an sich, als
in ihrer Anwendung, den Zusammenhang und
die Folge der Lehren, und das gesammte Sy-
stem der thierischen Physiologie zu prüfen und
recht zu ergründen. So viel nur immer mög-
lich gewesen, habe ich alle für die Arzneykunst
unwesentliche, oder doch unerhebliche, blos spitz-
findige Untersuchungen und alle Hypothesen ver-
mieden; wenigstens von den letztern in den ei-
gentlichen Lehrsätzen keinen Gebrauch gemacht,
damit man in diesem neu abgesonderten Theile
der Arzneywissenschaft nicht gleich anfänglich,
statt wahrer Naturgesetze, als des Resultats
richtiger Beobachtungen, ein System voraus-
gesetzter Meynungen empfienge, das sich in kur-
zer Zeit selbst wieder zu zerstören pflegt.

Was die neuen Lehren, und die Bestrei-
tung verschiedener bisheriger anbelangt, so bitte
ich meine Leser recht aufrichtig, sie aufs Schärf-
ste zu prüfen: aber auch einem Schriftsteller,
der ein so weitläuftiges Werk zum erstenmale aus
diesem Gesichtspunkte entwirft, kein Verbrechen
daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un-
richtig, undeutlich, oder nicht ganz gesehen, und
falsch gezeichnet hat. Um zu einer solchen Ent-
schuldigung sich geneigt finden zu lassen, müßte

man

Vorrede.
ſchen Lebens, vom Syſtem der thieriſchen Kraͤf-
te, und vom thieriſchen Tode, aus, die eine
ſehr große und nuͤtzliche Anwendung in der Pa-
thologie der eigentlichen thieriſchen Natur haben.

Jch habe einen kurzen, ſimpeln, trocknen
und methodiſchen Vortrag erwaͤhlt, um den Le-
ſer immer im Stande zu erhalten, die Wahr-
heit der Begriffe und Saͤtze, ſowohl an ſich, als
in ihrer Anwendung, den Zuſammenhang und
die Folge der Lehren, und das geſammte Sy-
ſtem der thieriſchen Phyſiologie zu pruͤfen und
recht zu ergruͤnden. So viel nur immer moͤg-
lich geweſen, habe ich alle fuͤr die Arzneykunſt
unweſentliche, oder doch unerhebliche, blos ſpitz-
findige Unterſuchungen und alle Hypotheſen ver-
mieden; wenigſtens von den letztern in den ei-
gentlichen Lehrſaͤtzen keinen Gebrauch gemacht,
damit man in dieſem neu abgeſonderten Theile
der Arzneywiſſenſchaft nicht gleich anfaͤnglich,
ſtatt wahrer Naturgeſetze, als des Reſultats
richtiger Beobachtungen, ein Syſtem voraus-
geſetzter Meynungen empfienge, das ſich in kur-
zer Zeit ſelbſt wieder zu zerſtoͤren pflegt.

Was die neuen Lehren, und die Beſtrei-
tung verſchiedener bisheriger anbelangt, ſo bitte
ich meine Leſer recht aufrichtig, ſie aufs Schaͤrf-
ſte zu pruͤfen: aber auch einem Schriftſteller,
der ein ſo weitlaͤuftiges Werk zum erſtenmale aus
dieſem Geſichtspunkte entwirft, kein Verbrechen
daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un-
richtig, undeutlich, oder nicht ganz geſehen, und
falſch gezeichnet hat. Um zu einer ſolchen Ent-
ſchuldigung ſich geneigt finden zu laſſen, muͤßte

man
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Lebens, vom Sy&#x017F;tem der thieri&#x017F;chen Kra&#x0364;f-<lb/>
te, und vom thieri&#x017F;chen Tode, aus, die eine<lb/>
&#x017F;ehr große und nu&#x0364;tzliche Anwendung in der Pa-<lb/>
thologie der eigentlichen thieri&#x017F;chen Natur haben.</p><lb/>
        <p>Jch habe einen kurzen, &#x017F;impeln, trocknen<lb/>
und methodi&#x017F;chen Vortrag erwa&#x0364;hlt, um den Le-<lb/>
&#x017F;er immer im Stande zu erhalten, die Wahr-<lb/>
heit der Begriffe und Sa&#x0364;tze, &#x017F;owohl an &#x017F;ich, als<lb/>
in ihrer Anwendung, den Zu&#x017F;ammenhang und<lb/>
die Folge der Lehren, und das ge&#x017F;ammte Sy-<lb/>
&#x017F;tem der thieri&#x017F;chen Phy&#x017F;iologie zu pru&#x0364;fen und<lb/>
recht zu ergru&#x0364;nden. So viel nur immer mo&#x0364;g-<lb/>
lich gewe&#x017F;en, habe ich alle fu&#x0364;r die Arzneykun&#x017F;t<lb/>
unwe&#x017F;entliche, oder doch unerhebliche, blos &#x017F;pitz-<lb/>
findige Unter&#x017F;uchungen und alle Hypothe&#x017F;en ver-<lb/>
mieden; wenig&#x017F;tens von den letztern in den ei-<lb/>
gentlichen Lehr&#x017F;a&#x0364;tzen keinen Gebrauch gemacht,<lb/>
damit man in die&#x017F;em neu abge&#x017F;onderten Theile<lb/>
der Arzneywi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft nicht gleich anfa&#x0364;nglich,<lb/>
&#x017F;tatt wahrer Naturge&#x017F;etze, als des Re&#x017F;ultats<lb/>
richtiger Beobachtungen, ein Sy&#x017F;tem voraus-<lb/>
ge&#x017F;etzter Meynungen empfienge, das &#x017F;ich in kur-<lb/>
zer Zeit &#x017F;elb&#x017F;t wieder zu zer&#x017F;to&#x0364;ren pflegt.</p><lb/>
        <p>Was die neuen Lehren, und die Be&#x017F;trei-<lb/>
tung ver&#x017F;chiedener bisheriger anbelangt, &#x017F;o bitte<lb/>
ich meine Le&#x017F;er recht aufrichtig, &#x017F;ie aufs Scha&#x0364;rf-<lb/>
&#x017F;te zu pru&#x0364;fen: aber auch einem Schrift&#x017F;teller,<lb/>
der ein &#x017F;o weitla&#x0364;uftiges Werk zum er&#x017F;tenmale aus<lb/>
die&#x017F;em Ge&#x017F;ichtspunkte entwirft, kein Verbrechen<lb/>
daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un-<lb/>
richtig, undeutlich, oder nicht ganz ge&#x017F;ehen, und<lb/>
fal&#x017F;ch gezeichnet hat. Um zu einer &#x017F;olchen Ent-<lb/>
&#x017F;chuldigung &#x017F;ich geneigt finden zu la&#x017F;&#x017F;en, mu&#x0364;ßte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0018] Vorrede. ſchen Lebens, vom Syſtem der thieriſchen Kraͤf- te, und vom thieriſchen Tode, aus, die eine ſehr große und nuͤtzliche Anwendung in der Pa- thologie der eigentlichen thieriſchen Natur haben. Jch habe einen kurzen, ſimpeln, trocknen und methodiſchen Vortrag erwaͤhlt, um den Le- ſer immer im Stande zu erhalten, die Wahr- heit der Begriffe und Saͤtze, ſowohl an ſich, als in ihrer Anwendung, den Zuſammenhang und die Folge der Lehren, und das geſammte Sy- ſtem der thieriſchen Phyſiologie zu pruͤfen und recht zu ergruͤnden. So viel nur immer moͤg- lich geweſen, habe ich alle fuͤr die Arzneykunſt unweſentliche, oder doch unerhebliche, blos ſpitz- findige Unterſuchungen und alle Hypotheſen ver- mieden; wenigſtens von den letztern in den ei- gentlichen Lehrſaͤtzen keinen Gebrauch gemacht, damit man in dieſem neu abgeſonderten Theile der Arzneywiſſenſchaft nicht gleich anfaͤnglich, ſtatt wahrer Naturgeſetze, als des Reſultats richtiger Beobachtungen, ein Syſtem voraus- geſetzter Meynungen empfienge, das ſich in kur- zer Zeit ſelbſt wieder zu zerſtoͤren pflegt. Was die neuen Lehren, und die Beſtrei- tung verſchiedener bisheriger anbelangt, ſo bitte ich meine Leſer recht aufrichtig, ſie aufs Schaͤrf- ſte zu pruͤfen: aber auch einem Schriftſteller, der ein ſo weitlaͤuftiges Werk zum erſtenmale aus dieſem Geſichtspunkte entwirft, kein Verbrechen daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un- richtig, undeutlich, oder nicht ganz geſehen, und falſch gezeichnet hat. Um zu einer ſolchen Ent- ſchuldigung ſich geneigt finden zu laſſen, muͤßte man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/18
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/18>, abgerufen am 21.11.2024.