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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
ist eine Eigenschaft aller Nerven, in so fern sie empfinden,
§. 55. und das Auge, das gegen die Berührung des Lichts
so empfindlich ist, empfängt vom stärksten Schalle nicht
den mindesten äußern sinnlichen Eindruck so wenig, als das
Ohr vom Lichte. §. 47. Ferner ist es unwidersprechlich,
daß, obgleich nicht die freyen Entschlüsse des Willens, den-
noch viele sinnliche Vorstellungen, besonders die Triebe und
Leidenschaften, eine offenbare Kraft besitzen, die Bewegung
des Herzens zu verändern, H. P. §. 565. und also ist es
auch hieraus klar, daß manche Veränderungen der Bewe-
gung des Herzens wahre Seelenwirkungen sind, in so fern
sie durch Vorstellungen, vermittelst ihrer sinnlichen Ein-
drücke ins Gehirn hervorgebracht werden. §. 97. 163.
Wenn endlich auch gleich die Bewegung des Herzens nicht
geschwächet würde, noch aufhörete, wenn man das Gehirn
zusammendrücket, oder seine Nerven bindet, welches doch
geschieht, H. P. §. 100. so könnte doch daraus nichts mehr
geschlossen werden, als daß die gesammte Bewegung des-
selben überhaupt keine Seelenwirkung sey, welches auch
wahr ist, sondern, daß die gleichwohl unstreitig thierische
Kraft, die es beständig beweget, nur nicht aus dem Ge-
hirne komme, und in andern thierischen Maschinen (den
Nerven) und Kräften (den blos thierischen, §. 6.) ihren
Sitz habe, wovon im zweyten Theile. §. 448. 514. Jn
so fern aber das Herz durchs Gehirn doch einiger Seelen-
wirkungen fähig ist, kann man auch nicht in Abrede seyn,
daß diese Seelenwirkungen im Herzen aufhören müssen,
sobald das Gehirn gänzlich, oder die Ursprünge der Ner-
ven des Herzens in ihm zusammengedrücket, oder alle sei-
ne Nerven auf ihrem Gange zu ihm unterbunden oder zer-
schnitten wären. So wird z. E. in solchen Fällen keine
äußere Empfindung vom stärksten Reize des Herzens und
kein Affekt seine Bewegung verändern. §. 164. N. 1. 3. 4.

§. 168.

Es haben also die Nerven des Herzens nicht allein ei-
nen thierischen Einfluß in seine Bewegung, §. 6. da sie

sogar

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
iſt eine Eigenſchaft aller Nerven, in ſo fern ſie empfinden,
§. 55. und das Auge, das gegen die Beruͤhrung des Lichts
ſo empfindlich iſt, empfaͤngt vom ſtaͤrkſten Schalle nicht
den mindeſten aͤußern ſinnlichen Eindruck ſo wenig, als das
Ohr vom Lichte. §. 47. Ferner iſt es unwiderſprechlich,
daß, obgleich nicht die freyen Entſchluͤſſe des Willens, den-
noch viele ſinnliche Vorſtellungen, beſonders die Triebe und
Leidenſchaften, eine offenbare Kraft beſitzen, die Bewegung
des Herzens zu veraͤndern, H. P. §. 565. und alſo iſt es
auch hieraus klar, daß manche Veraͤnderungen der Bewe-
gung des Herzens wahre Seelenwirkungen ſind, in ſo fern
ſie durch Vorſtellungen, vermittelſt ihrer ſinnlichen Ein-
druͤcke ins Gehirn hervorgebracht werden. §. 97. 163.
Wenn endlich auch gleich die Bewegung des Herzens nicht
geſchwaͤchet wuͤrde, noch aufhoͤrete, wenn man das Gehirn
zuſammendruͤcket, oder ſeine Nerven bindet, welches doch
geſchieht, H. P. §. 100. ſo koͤnnte doch daraus nichts mehr
geſchloſſen werden, als daß die geſammte Bewegung deſ-
ſelben uͤberhaupt keine Seelenwirkung ſey, welches auch
wahr iſt, ſondern, daß die gleichwohl unſtreitig thieriſche
Kraft, die es beſtaͤndig beweget, nur nicht aus dem Ge-
hirne komme, und in andern thieriſchen Maſchinen (den
Nerven) und Kraͤften (den blos thieriſchen, §. 6.) ihren
Sitz habe, wovon im zweyten Theile. §. 448. 514. Jn
ſo fern aber das Herz durchs Gehirn doch einiger Seelen-
wirkungen faͤhig iſt, kann man auch nicht in Abrede ſeyn,
daß dieſe Seelenwirkungen im Herzen aufhoͤren muͤſſen,
ſobald das Gehirn gaͤnzlich, oder die Urſpruͤnge der Ner-
ven des Herzens in ihm zuſammengedruͤcket, oder alle ſei-
ne Nerven auf ihrem Gange zu ihm unterbunden oder zer-
ſchnitten waͤren. So wird z. E. in ſolchen Faͤllen keine
aͤußere Empfindung vom ſtaͤrkſten Reize des Herzens und
kein Affekt ſeine Bewegung veraͤndern. §. 164. N. 1. 3. 4.

§. 168.

Es haben alſo die Nerven des Herzens nicht allein ei-
nen thieriſchen Einfluß in ſeine Bewegung, §. 6. da ſie

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[166/0190] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. iſt eine Eigenſchaft aller Nerven, in ſo fern ſie empfinden, §. 55. und das Auge, das gegen die Beruͤhrung des Lichts ſo empfindlich iſt, empfaͤngt vom ſtaͤrkſten Schalle nicht den mindeſten aͤußern ſinnlichen Eindruck ſo wenig, als das Ohr vom Lichte. §. 47. Ferner iſt es unwiderſprechlich, daß, obgleich nicht die freyen Entſchluͤſſe des Willens, den- noch viele ſinnliche Vorſtellungen, beſonders die Triebe und Leidenſchaften, eine offenbare Kraft beſitzen, die Bewegung des Herzens zu veraͤndern, H. P. §. 565. und alſo iſt es auch hieraus klar, daß manche Veraͤnderungen der Bewe- gung des Herzens wahre Seelenwirkungen ſind, in ſo fern ſie durch Vorſtellungen, vermittelſt ihrer ſinnlichen Ein- druͤcke ins Gehirn hervorgebracht werden. §. 97. 163. Wenn endlich auch gleich die Bewegung des Herzens nicht geſchwaͤchet wuͤrde, noch aufhoͤrete, wenn man das Gehirn zuſammendruͤcket, oder ſeine Nerven bindet, welches doch geſchieht, H. P. §. 100. ſo koͤnnte doch daraus nichts mehr geſchloſſen werden, als daß die geſammte Bewegung deſ- ſelben uͤberhaupt keine Seelenwirkung ſey, welches auch wahr iſt, ſondern, daß die gleichwohl unſtreitig thieriſche Kraft, die es beſtaͤndig beweget, nur nicht aus dem Ge- hirne komme, und in andern thieriſchen Maſchinen (den Nerven) und Kraͤften (den blos thieriſchen, §. 6.) ihren Sitz habe, wovon im zweyten Theile. §. 448. 514. Jn ſo fern aber das Herz durchs Gehirn doch einiger Seelen- wirkungen faͤhig iſt, kann man auch nicht in Abrede ſeyn, daß dieſe Seelenwirkungen im Herzen aufhoͤren muͤſſen, ſobald das Gehirn gaͤnzlich, oder die Urſpruͤnge der Ner- ven des Herzens in ihm zuſammengedruͤcket, oder alle ſei- ne Nerven auf ihrem Gange zu ihm unterbunden oder zer- ſchnitten waͤren. So wird z. E. in ſolchen Faͤllen keine aͤußere Empfindung vom ſtaͤrkſten Reize des Herzens und kein Affekt ſeine Bewegung veraͤndern. §. 164. N. 1. 3. 4. §. 168. Es haben alſo die Nerven des Herzens nicht allein ei- nen thieriſchen Einfluß in ſeine Bewegung, §. 6. da ſie ſogar

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/190>, abgerufen am 23.11.2024.