eine materielle Empfindung erregen kann, so ist sie in so fern keine Seelenwirkung von der äußern Empfindung, die dieser äußere sinnliche Eindruck durch das Gehirn in die Seele bringt; sondern die thierische Wirkung der dem äu- ßern sinnlichen Eindrucke an sich eignen thierischen bewe- genden Kraft. Wenn man nun nach dieser Probe die an- scheinenden Seelenwirkungen der äußern Empfindungen in den mechanischen Maschinen untersuchet, so findet man, daß die thierische bewegende Kraft des äußern sinnlichen Ein- drucks in die Nerven die meisten von denjenigen Bewegun- gen in den mechanischen Maschinen, die wir lediglich für Seelenwirkungen seiner äußern Empfindung halten, und die es auch wirklich sind, gleichwohl auch allein und wenn er gar nicht empfunden wird, vielleicht nur etwas unvoll- kommener, wirken könne, wie solches im zweyten Theile dieses Werks dargethan werden soll.
§. 183.
Die thierischen Bewegungen im thierischen Körper, welche durch die eigenthümliche thierische bewegende Kraft der thierischen Maschinen, in so fern sie nicht zugleich eine thierische Seelenkraft ist, §. 6. mithin auch die, so durch die Kraft des äußerlichen sinnlichen Eindrucks in die Ner- ven, in so fern er von der Seele nicht empfunden wird, her- vorgebracht werden, müssen, zum Unterschiede von den Seelenwirkungen, Nervenwirkungen genennet werden. §. 6. Es sind also die meisten Seelenwirkungen der äu- ßern Empfindungen in den mechanischen Maschinen zugleich auch Nervenwirkungen, §. 182. und man muß also die folgenden Sätze als falsche Meynungen verwerfen, wenn man sagt: 1. Eine thierische Bewegung in den mechanischen Maschinen, die eine Seelenwirkung äußerer Empfindungen ist, ist keine Nervenwirkung. 2. Eben dergleichen Be- wegung, die eine Nervenwirkung ist, ist keine Seelenwir- kung äußerer Empfindungen. Denn es ist nichts gewisser, als daß in den mechanischen Maschinen eine Seelenwirkung
äußerer
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
eine materielle Empfindung erregen kann, ſo iſt ſie in ſo fern keine Seelenwirkung von der aͤußern Empfindung, die dieſer aͤußere ſinnliche Eindruck durch das Gehirn in die Seele bringt; ſondern die thieriſche Wirkung der dem aͤu- ßern ſinnlichen Eindrucke an ſich eignen thieriſchen bewe- genden Kraft. Wenn man nun nach dieſer Probe die an- ſcheinenden Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen in den mechaniſchen Maſchinen unterſuchet, ſo findet man, daß die thieriſche bewegende Kraft des aͤußern ſinnlichen Ein- drucks in die Nerven die meiſten von denjenigen Bewegun- gen in den mechaniſchen Maſchinen, die wir lediglich fuͤr Seelenwirkungen ſeiner aͤußern Empfindung halten, und die es auch wirklich ſind, gleichwohl auch allein und wenn er gar nicht empfunden wird, vielleicht nur etwas unvoll- kommener, wirken koͤnne, wie ſolches im zweyten Theile dieſes Werks dargethan werden ſoll.
§. 183.
Die thieriſchen Bewegungen im thieriſchen Koͤrper, welche durch die eigenthuͤmliche thieriſche bewegende Kraft der thieriſchen Maſchinen, in ſo fern ſie nicht zugleich eine thieriſche Seelenkraft iſt, §. 6. mithin auch die, ſo durch die Kraft des aͤußerlichen ſinnlichen Eindrucks in die Ner- ven, in ſo fern er von der Seele nicht empfunden wird, her- vorgebracht werden, muͤſſen, zum Unterſchiede von den Seelenwirkungen, Nervenwirkungen genennet werden. §. 6. Es ſind alſo die meiſten Seelenwirkungen der aͤu- ßern Empfindungen in den mechaniſchen Maſchinen zugleich auch Nervenwirkungen, §. 182. und man muß alſo die folgenden Saͤtze als falſche Meynungen verwerfen, wenn man ſagt: 1. Eine thieriſche Bewegung in den mechaniſchen Maſchinen, die eine Seelenwirkung aͤußerer Empfindungen iſt, iſt keine Nervenwirkung. 2. Eben dergleichen Be- wegung, die eine Nervenwirkung iſt, iſt keine Seelenwir- kung aͤußerer Empfindungen. Denn es iſt nichts gewiſſer, als daß in den mechaniſchen Maſchinen eine Seelenwirkung
aͤußerer
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
eine materielle Empfindung erregen kann, ſo iſt ſie in ſo
fern keine Seelenwirkung von der aͤußern Empfindung, die
dieſer aͤußere ſinnliche Eindruck durch das Gehirn in die
Seele bringt; ſondern die thieriſche Wirkung der dem aͤu-
ßern ſinnlichen Eindrucke an ſich eignen thieriſchen bewe-
genden Kraft. Wenn man nun nach dieſer Probe die an-
ſcheinenden Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen in
den mechaniſchen Maſchinen unterſuchet, ſo findet man, daß
die thieriſche bewegende Kraft des aͤußern ſinnlichen Ein-
drucks in die Nerven die meiſten von denjenigen Bewegun-
gen in den mechaniſchen Maſchinen, die wir lediglich fuͤr
Seelenwirkungen ſeiner aͤußern Empfindung halten, und
die es auch wirklich ſind, gleichwohl auch allein und wenn
er gar nicht empfunden wird, vielleicht nur etwas unvoll-
kommener, wirken koͤnne, wie ſolches im zweyten Theile
dieſes Werks dargethan werden ſoll.
§. 183.
Die thieriſchen Bewegungen im thieriſchen Koͤrper,
welche durch die eigenthuͤmliche thieriſche bewegende Kraft
der thieriſchen Maſchinen, in ſo fern ſie nicht zugleich eine
thieriſche Seelenkraft iſt, §. 6. mithin auch die, ſo durch
die Kraft des aͤußerlichen ſinnlichen Eindrucks in die Ner-
ven, in ſo fern er von der Seele nicht empfunden wird, her-
vorgebracht werden, muͤſſen, zum Unterſchiede von den
Seelenwirkungen, Nervenwirkungen genennet werden.
§. 6. Es ſind alſo die meiſten Seelenwirkungen der aͤu-
ßern Empfindungen in den mechaniſchen Maſchinen zugleich
auch Nervenwirkungen, §. 182. und man muß alſo die
folgenden Saͤtze als falſche Meynungen verwerfen, wenn
man ſagt: 1. Eine thieriſche Bewegung in den mechaniſchen
Maſchinen, die eine Seelenwirkung aͤußerer Empfindungen
iſt, iſt keine Nervenwirkung. 2. Eben dergleichen Be-
wegung, die eine Nervenwirkung iſt, iſt keine Seelenwir-
kung aͤußerer Empfindungen. Denn es iſt nichts gewiſſer,
als daß in den mechaniſchen Maſchinen eine Seelenwirkung
aͤußerer
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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