im Zustande der Gesundheit, in diesen mechanischen Ma- schinen, durch denselben Nerven, (seine Zweige, Faden,) solche Bewegungen, deren sie vermöge ihrer Strucktur fä- hig sind, und sie sind desto stärker, je stärker die äußere Empfindung ist. §. 194. Es können aber, wie im an- dern Theile dieses Werks erwiesen werden wird, eben die- selben Bewegungen auf einen äußern sinnlichen Eindruck in die Nerven, der nicht empfunden wird, als bloße Ner- venwirkungen erfolgen. §. 183. 462. Auch ist dieses Ge- setz nicht so zu verstehen, als ob die Bewegungen desto stärker wären, je stärker die äußere Berührung eines Ner- ven, nach dem Maaße physicalischer Kräfte geschätzet, son- dern je stärker der äußere sinnliche Eindruck ist, den eine Berührung machet, welcher von einer geringen Berüh- rung zuweilen sehr stark seyn kann, und umgekehrt. §. 31. 40. Vergl. d. A. 5 B. 223 St.
§. 219.
Außer den bisher §. 204 -- 218. betrachteten unmit- telbaren Seelenwirkungen der äußern Empfindungen, ha- ben wir auch ihre zufälligen in Erwägung zu ziehen, §. 97. welche so oft mit jenen fälschlich verwechselt werden. §. 185. Man kann sagen, daß die Seelenwirkungen aller und je- der Kräfte der Seele, die ein Thier außer der Empfin- dungskraft besitzt, mittelbare Seelenwirkungen der äußern Empfindungen, obgleich in sehr verschiedenen Graden der Abstammung sind. §. 65. Wir wollen die vornehmsten der Reihe nach durchgehen.
Wir verbinden mit unsern äußern Empfindungen die Vorstellung anderer, ihnen ähnlicher, die wir ehedem ge- habt haben, und so hängt sich an unsre äußere Empfin- dung unmittelbar eine Einbildung, §. 67. die ihre Seelen- wirkung in den mechanischen Maschinen mit den unmittel- baren der äußern Empfindung vermischet. So sehen wir eine Person, die einer andern ähnlich ist, von der wir trau- rige Empfindungen gehabt haben, und seufzen bey ihrem
Anblicke.
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
im Zuſtande der Geſundheit, in dieſen mechaniſchen Ma- ſchinen, durch denſelben Nerven, (ſeine Zweige, Faden,) ſolche Bewegungen, deren ſie vermoͤge ihrer Strucktur faͤ- hig ſind, und ſie ſind deſto ſtaͤrker, je ſtaͤrker die aͤußere Empfindung iſt. §. 194. Es koͤnnen aber, wie im an- dern Theile dieſes Werks erwieſen werden wird, eben die- ſelben Bewegungen auf einen aͤußern ſinnlichen Eindruck in die Nerven, der nicht empfunden wird, als bloße Ner- venwirkungen erfolgen. §. 183. 462. Auch iſt dieſes Ge- ſetz nicht ſo zu verſtehen, als ob die Bewegungen deſto ſtaͤrker waͤren, je ſtaͤrker die aͤußere Beruͤhrung eines Ner- ven, nach dem Maaße phyſicaliſcher Kraͤfte geſchaͤtzet, ſon- dern je ſtaͤrker der aͤußere ſinnliche Eindruck iſt, den eine Beruͤhrung machet, welcher von einer geringen Beruͤh- rung zuweilen ſehr ſtark ſeyn kann, und umgekehrt. §. 31. 40. Vergl. d. A. 5 B. 223 St.
§. 219.
Außer den bisher §. 204 — 218. betrachteten unmit- telbaren Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen, ha- ben wir auch ihre zufaͤlligen in Erwaͤgung zu ziehen, §. 97. welche ſo oft mit jenen faͤlſchlich verwechſelt werden. §. 185. Man kann ſagen, daß die Seelenwirkungen aller und je- der Kraͤfte der Seele, die ein Thier außer der Empfin- dungskraft beſitzt, mittelbare Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen, obgleich in ſehr verſchiedenen Graden der Abſtammung ſind. §. 65. Wir wollen die vornehmſten der Reihe nach durchgehen.
Wir verbinden mit unſern aͤußern Empfindungen die Vorſtellung anderer, ihnen aͤhnlicher, die wir ehedem ge- habt haben, und ſo haͤngt ſich an unſre aͤußere Empfin- dung unmittelbar eine Einbildung, §. 67. die ihre Seelen- wirkung in den mechaniſchen Maſchinen mit den unmittel- baren der aͤußern Empfindung vermiſchet. So ſehen wir eine Perſon, die einer andern aͤhnlich iſt, von der wir trau- rige Empfindungen gehabt haben, und ſeufzen bey ihrem
Anblicke.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0228"n="204"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/>
im Zuſtande der Geſundheit, in dieſen mechaniſchen Ma-<lb/>ſchinen, durch denſelben Nerven, (ſeine Zweige, Faden,)<lb/>ſolche Bewegungen, deren ſie vermoͤge ihrer Strucktur faͤ-<lb/>
hig ſind, und ſie ſind deſto ſtaͤrker, je ſtaͤrker die aͤußere<lb/>
Empfindung iſt. §. 194. Es koͤnnen aber, wie im an-<lb/>
dern Theile dieſes Werks erwieſen werden wird, eben die-<lb/>ſelben Bewegungen auf einen aͤußern ſinnlichen Eindruck<lb/>
in die Nerven, der nicht empfunden wird, als bloße Ner-<lb/>
venwirkungen erfolgen. §. 183. 462. Auch iſt dieſes Ge-<lb/>ſetz nicht ſo zu verſtehen, als ob die Bewegungen deſto<lb/>ſtaͤrker waͤren, je ſtaͤrker die aͤußere Beruͤhrung eines Ner-<lb/>
ven, nach dem Maaße phyſicaliſcher Kraͤfte geſchaͤtzet, ſon-<lb/>
dern je ſtaͤrker der aͤußere ſinnliche Eindruck iſt, den eine<lb/>
Beruͤhrung machet, welcher von einer geringen Beruͤh-<lb/>
rung zuweilen ſehr ſtark ſeyn kann, und umgekehrt. §. 31.<lb/>
40. Vergl. d. A. 5 B. 223 St.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 219.</head><lb/><p>Außer den bisher §. 204 — 218. betrachteten unmit-<lb/>
telbaren Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen, ha-<lb/>
ben wir auch ihre zufaͤlligen in Erwaͤgung zu ziehen, §. 97.<lb/>
welche ſo oft mit jenen faͤlſchlich verwechſelt werden. §. 185.<lb/>
Man kann ſagen, daß die Seelenwirkungen aller und je-<lb/>
der Kraͤfte der Seele, die ein Thier außer der Empfin-<lb/>
dungskraft beſitzt, mittelbare Seelenwirkungen der aͤußern<lb/>
Empfindungen, obgleich in ſehr verſchiedenen Graden der<lb/>
Abſtammung ſind. §. 65. Wir wollen die vornehmſten<lb/>
der Reihe nach durchgehen.</p><lb/><p>Wir verbinden mit unſern aͤußern Empfindungen die<lb/>
Vorſtellung anderer, ihnen aͤhnlicher, die wir ehedem ge-<lb/>
habt haben, und ſo haͤngt ſich an unſre aͤußere Empfin-<lb/>
dung unmittelbar eine Einbildung, §. 67. die ihre Seelen-<lb/>
wirkung in den mechaniſchen Maſchinen mit den unmittel-<lb/>
baren der aͤußern Empfindung vermiſchet. So ſehen wir<lb/>
eine Perſon, die einer andern aͤhnlich iſt, von der wir trau-<lb/>
rige Empfindungen gehabt haben, und ſeufzen bey ihrem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Anblicke.</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0228]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
im Zuſtande der Geſundheit, in dieſen mechaniſchen Ma-
ſchinen, durch denſelben Nerven, (ſeine Zweige, Faden,)
ſolche Bewegungen, deren ſie vermoͤge ihrer Strucktur faͤ-
hig ſind, und ſie ſind deſto ſtaͤrker, je ſtaͤrker die aͤußere
Empfindung iſt. §. 194. Es koͤnnen aber, wie im an-
dern Theile dieſes Werks erwieſen werden wird, eben die-
ſelben Bewegungen auf einen aͤußern ſinnlichen Eindruck
in die Nerven, der nicht empfunden wird, als bloße Ner-
venwirkungen erfolgen. §. 183. 462. Auch iſt dieſes Ge-
ſetz nicht ſo zu verſtehen, als ob die Bewegungen deſto
ſtaͤrker waͤren, je ſtaͤrker die aͤußere Beruͤhrung eines Ner-
ven, nach dem Maaße phyſicaliſcher Kraͤfte geſchaͤtzet, ſon-
dern je ſtaͤrker der aͤußere ſinnliche Eindruck iſt, den eine
Beruͤhrung machet, welcher von einer geringen Beruͤh-
rung zuweilen ſehr ſtark ſeyn kann, und umgekehrt. §. 31.
40. Vergl. d. A. 5 B. 223 St.
§. 219.
Außer den bisher §. 204 — 218. betrachteten unmit-
telbaren Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen, ha-
ben wir auch ihre zufaͤlligen in Erwaͤgung zu ziehen, §. 97.
welche ſo oft mit jenen faͤlſchlich verwechſelt werden. §. 185.
Man kann ſagen, daß die Seelenwirkungen aller und je-
der Kraͤfte der Seele, die ein Thier außer der Empfin-
dungskraft beſitzt, mittelbare Seelenwirkungen der aͤußern
Empfindungen, obgleich in ſehr verſchiedenen Graden der
Abſtammung ſind. §. 65. Wir wollen die vornehmſten
der Reihe nach durchgehen.
Wir verbinden mit unſern aͤußern Empfindungen die
Vorſtellung anderer, ihnen aͤhnlicher, die wir ehedem ge-
habt haben, und ſo haͤngt ſich an unſre aͤußere Empfin-
dung unmittelbar eine Einbildung, §. 67. die ihre Seelen-
wirkung in den mechaniſchen Maſchinen mit den unmittel-
baren der aͤußern Empfindung vermiſchet. So ſehen wir
eine Perſon, die einer andern aͤhnlich iſt, von der wir trau-
rige Empfindungen gehabt haben, und ſeufzen bey ihrem
Anblicke.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/228>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.