Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. werden, §. 258. welche denn auch die Natur für beyde sovorher bereitet und in den Zusammenhang des Ganzen ge- bracht hat, daß sie das Thier zu rechter Zeit, am rechten Orte, so lange, so stark und auf eine solche Art rühren müssen, daß es dadurch gehörig zum Triebe gereizet und zuletzt befriediget wird, wovon man oben Beyspiele findet. §. 265. 268. 2. Weil Kitzel und Schmerz stärkere sinnliche Reizun- gen von äußern sinnlichen Eindrücken in die Nerven sind, §. 80. 88. so sind sie für die eigentlichen natürlichen Trie- be der Thiere die geschicktesten Triebfedern, §. 262. 90. daher sich auch die Natur derselben bey den allernothwen- digsten Trieben besonders bedienet hat, um die Thiere aufs kräftigste dazu anzuhalten. 3. Keine unangenehme äußere Empfindung, also auch kein Schmerz ist jemals ein Gegenstand zur Befriedigung der Triebe, sondern nur das angenehme Gegentheil dersel- ben. §. 262. 80. 81. Selbst der übertriebene Kitzel, der an das Widernatürliche grenzet, §. 199. höret auf ein Gegenstand zur Befriedigung zu seyn, und wird verab- scheuet. §. 191. 80. 81. 4. Die Seelenwirkungen der angenehmen sinnlichen Triebe kommen alle darinn überein, daß sie, unübertrie- ben, der Wohlfahrt des Körpers gemäß, die übertriebenen angenehmen, und die unangenehmen aber, widernatürlich sind. §. 259. Da sie nun gleichwohl alle das Beste des Thieres zum Zweck haben, §. 262. so befördern es die letz- tern nur in so fern, als sie wie Arzney wirken, und durch widernatürliche Wirkungen die Thiere aus einer ihnen schädlichen und ihrem großen Zwecke hinderlichen Gleich- gültigkeit, Trägheit, Lust, oder andern solchen Verfas- sung, in die gegentheilige oder ihnen nützlichere überzugehen nöthigen. §. 196. 5. Die sinnlichen Reizungen, welche die Triebe der Thiere, es sey durch Lust oder Unlust, zu ihrem Heile, er- regen müssen, §. 270. 271. wirken dagegen bald so, wie es
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. werden, §. 258. welche denn auch die Natur fuͤr beyde ſovorher bereitet und in den Zuſammenhang des Ganzen ge- bracht hat, daß ſie das Thier zu rechter Zeit, am rechten Orte, ſo lange, ſo ſtark und auf eine ſolche Art ruͤhren muͤſſen, daß es dadurch gehoͤrig zum Triebe gereizet und zuletzt befriediget wird, wovon man oben Beyſpiele findet. §. 265. 268. 2. Weil Kitzel und Schmerz ſtaͤrkere ſinnliche Reizun- gen von aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken in die Nerven ſind, §. 80. 88. ſo ſind ſie fuͤr die eigentlichen natuͤrlichen Trie- be der Thiere die geſchickteſten Triebfedern, §. 262. 90. daher ſich auch die Natur derſelben bey den allernothwen- digſten Trieben beſonders bedienet hat, um die Thiere aufs kraͤftigſte dazu anzuhalten. 3. Keine unangenehme aͤußere Empfindung, alſo auch kein Schmerz iſt jemals ein Gegenſtand zur Befriedigung der Triebe, ſondern nur das angenehme Gegentheil derſel- ben. §. 262. 80. 81. Selbſt der uͤbertriebene Kitzel, der an das Widernatuͤrliche grenzet, §. 199. hoͤret auf ein Gegenſtand zur Befriedigung zu ſeyn, und wird verab- ſcheuet. §. 191. 80. 81. 4. Die Seelenwirkungen der angenehmen ſinnlichen Triebe kommen alle darinn uͤberein, daß ſie, unuͤbertrie- ben, der Wohlfahrt des Koͤrpers gemaͤß, die uͤbertriebenen angenehmen, und die unangenehmen aber, widernatuͤrlich ſind. §. 259. Da ſie nun gleichwohl alle das Beſte des Thieres zum Zweck haben, §. 262. ſo befoͤrdern es die letz- tern nur in ſo fern, als ſie wie Arzney wirken, und durch widernatuͤrliche Wirkungen die Thiere aus einer ihnen ſchaͤdlichen und ihrem großen Zwecke hinderlichen Gleich- guͤltigkeit, Traͤgheit, Luſt, oder andern ſolchen Verfaſ- ſung, in die gegentheilige oder ihnen nuͤtzlichere uͤberzugehen noͤthigen. §. 196. 5. Die ſinnlichen Reizungen, welche die Triebe der Thiere, es ſey durch Luſt oder Unluſt, zu ihrem Heile, er- regen muͤſſen, §. 270. 271. wirken dagegen bald ſo, wie es
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
werden, §. 258. welche denn auch die Natur fuͤr beyde ſo
vorher bereitet und in den Zuſammenhang des Ganzen ge-
bracht hat, daß ſie das Thier zu rechter Zeit, am rechten
Orte, ſo lange, ſo ſtark und auf eine ſolche Art ruͤhren
muͤſſen, daß es dadurch gehoͤrig zum Triebe gereizet und
zuletzt befriediget wird, wovon man oben Beyſpiele findet.
§. 265. 268.
2. Weil Kitzel und Schmerz ſtaͤrkere ſinnliche Reizun-
gen von aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken in die Nerven ſind,
§. 80. 88. ſo ſind ſie fuͤr die eigentlichen natuͤrlichen Trie-
be der Thiere die geſchickteſten Triebfedern, §. 262. 90.
daher ſich auch die Natur derſelben bey den allernothwen-
digſten Trieben beſonders bedienet hat, um die Thiere aufs
kraͤftigſte dazu anzuhalten.
3. Keine unangenehme aͤußere Empfindung, alſo auch
kein Schmerz iſt jemals ein Gegenſtand zur Befriedigung
der Triebe, ſondern nur das angenehme Gegentheil derſel-
ben. §. 262. 80. 81. Selbſt der uͤbertriebene Kitzel, der
an das Widernatuͤrliche grenzet, §. 199. hoͤret auf ein
Gegenſtand zur Befriedigung zu ſeyn, und wird verab-
ſcheuet. §. 191. 80. 81.
4. Die Seelenwirkungen der angenehmen ſinnlichen
Triebe kommen alle darinn uͤberein, daß ſie, unuͤbertrie-
ben, der Wohlfahrt des Koͤrpers gemaͤß, die uͤbertriebenen
angenehmen, und die unangenehmen aber, widernatuͤrlich
ſind. §. 259. Da ſie nun gleichwohl alle das Beſte des
Thieres zum Zweck haben, §. 262. ſo befoͤrdern es die letz-
tern nur in ſo fern, als ſie wie Arzney wirken, und durch
widernatuͤrliche Wirkungen die Thiere aus einer ihnen
ſchaͤdlichen und ihrem großen Zwecke hinderlichen Gleich-
guͤltigkeit, Traͤgheit, Luſt, oder andern ſolchen Verfaſ-
ſung, in die gegentheilige oder ihnen nuͤtzlichere uͤberzugehen
noͤthigen. §. 196.
5. Die ſinnlichen Reizungen, welche die Triebe der
Thiere, es ſey durch Luſt oder Unluſt, zu ihrem Heile, er-
regen muͤſſen, §. 270. 271. wirken dagegen bald ſo, wie
es
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