die uns die Physiologie des eigentlichen Mechanismus thie- rischer Körper beschreibt. (S. H. P. §. 639.)
Der Eckel ist gerade der gegentheilige Trieb vom Nahrungstriebe. Die unangenehme äußere Empfindung oder Einbildnng eines überladenen oder sonst verdorbenen Magens, reizet die Seele zur Hervorbringung des ange- nehmen Gegentheils, der Entledigung desselben, die durch die Enthaltung von Speisen und durchs Erbrechen ge- schieht. Jn diesem Triebe zeigen sich die Seelenwirkun- gen von der Vorhersehung der künftigen Entledigung des Magens, durch Uebligkeiten, Würgen, Aufstoßen und Bemühungen zum Erbrechen. Daß aber die sinnliche Reizung zum Eckel, nämlich die beschwerliche Empfindung im Magen, welche man Uebligkeit nennt, die Lebensbewe- gungen widernatürlich verändere, §. 271. 276. N. 4. erhellet aus den Ohnmachten und Fieberbewegungen, die eine große Uebligkeit begleiten. Es ist unnöthig, dieß aus- führlicher zu erörtern.
Die Triebe zur willkührlichen Bewegung.
§. 283.
Die Natur hat den Thieren die Leibesübung zu einem Mittel ihrer Erhaltung und ihres Wohlseyns bestimmet: denn dabey befinden sie sich am gesündesten. Wenn sie daher die Leibesübung, zu ihrem Nachtheile, zu lange ver- absäumen, so entstehen bey ihnen eine Menge unangeneh- mer äußerer Empfindungen, die wir Unpäßlichkeit, Kränk- lichkeit nennen, und die alle Thiere verabscheuen. §. 280. Dieß ist die sinnliche Reizung des Triebes zur Leibes- übung, wodurch die Lebensbewegungen, mehr oder weni- ger, nachdem sie stark ist, gekränket werden, §. 252. in- dem der Puls fieberhaft und das Athemholen beklommen wird. Durch diese unangenehme sinnliche Reizung, die eine lange Ruhe, zu viel Schlaf, die Zunahme des Kör-
pers
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
die uns die Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie- riſcher Koͤrper beſchreibt. (S. H. P. §. 639.)
Der Eckel iſt gerade der gegentheilige Trieb vom Nahrungstriebe. Die unangenehme aͤußere Empfindung oder Einbildnng eines uͤberladenen oder ſonſt verdorbenen Magens, reizet die Seele zur Hervorbringung des ange- nehmen Gegentheils, der Entledigung deſſelben, die durch die Enthaltung von Speiſen und durchs Erbrechen ge- ſchieht. Jn dieſem Triebe zeigen ſich die Seelenwirkun- gen von der Vorherſehung der kuͤnftigen Entledigung des Magens, durch Uebligkeiten, Wuͤrgen, Aufſtoßen und Bemuͤhungen zum Erbrechen. Daß aber die ſinnliche Reizung zum Eckel, naͤmlich die beſchwerliche Empfindung im Magen, welche man Uebligkeit nennt, die Lebensbewe- gungen widernatuͤrlich veraͤndere, §. 271. 276. N. 4. erhellet aus den Ohnmachten und Fieberbewegungen, die eine große Uebligkeit begleiten. Es iſt unnoͤthig, dieß aus- fuͤhrlicher zu eroͤrtern.
Die Triebe zur willkuͤhrlichen Bewegung.
§. 283.
Die Natur hat den Thieren die Leibesuͤbung zu einem Mittel ihrer Erhaltung und ihres Wohlſeyns beſtimmet: denn dabey befinden ſie ſich am geſuͤndeſten. Wenn ſie daher die Leibesuͤbung, zu ihrem Nachtheile, zu lange ver- abſaͤumen, ſo entſtehen bey ihnen eine Menge unangeneh- mer aͤußerer Empfindungen, die wir Unpaͤßlichkeit, Kraͤnk- lichkeit nennen, und die alle Thiere verabſcheuen. §. 280. Dieß iſt die ſinnliche Reizung des Triebes zur Leibes- uͤbung, wodurch die Lebensbewegungen, mehr oder weni- ger, nachdem ſie ſtark iſt, gekraͤnket werden, §. 252. in- dem der Puls fieberhaft und das Athemholen beklommen wird. Durch dieſe unangenehme ſinnliche Reizung, die eine lange Ruhe, zu viel Schlaf, die Zunahme des Koͤr-
pers
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
die uns die Phyſiologie des eigentlichen Mechanismus thie-
riſcher Koͤrper beſchreibt. (S. H. P. §. 639.)
Der Eckel iſt gerade der gegentheilige Trieb vom
Nahrungstriebe. Die unangenehme aͤußere Empfindung
oder Einbildnng eines uͤberladenen oder ſonſt verdorbenen
Magens, reizet die Seele zur Hervorbringung des ange-
nehmen Gegentheils, der Entledigung deſſelben, die durch
die Enthaltung von Speiſen und durchs Erbrechen ge-
ſchieht. Jn dieſem Triebe zeigen ſich die Seelenwirkun-
gen von der Vorherſehung der kuͤnftigen Entledigung des
Magens, durch Uebligkeiten, Wuͤrgen, Aufſtoßen und
Bemuͤhungen zum Erbrechen. Daß aber die ſinnliche
Reizung zum Eckel, naͤmlich die beſchwerliche Empfindung
im Magen, welche man Uebligkeit nennt, die Lebensbewe-
gungen widernatuͤrlich veraͤndere, §. 271. 276. N. 4.
erhellet aus den Ohnmachten und Fieberbewegungen, die
eine große Uebligkeit begleiten. Es iſt unnoͤthig, dieß aus-
fuͤhrlicher zu eroͤrtern.
Die Triebe zur willkuͤhrlichen Bewegung.
§. 283.
Die Natur hat den Thieren die Leibesuͤbung zu einem
Mittel ihrer Erhaltung und ihres Wohlſeyns beſtimmet:
denn dabey befinden ſie ſich am geſuͤndeſten. Wenn ſie
daher die Leibesuͤbung, zu ihrem Nachtheile, zu lange ver-
abſaͤumen, ſo entſtehen bey ihnen eine Menge unangeneh-
mer aͤußerer Empfindungen, die wir Unpaͤßlichkeit, Kraͤnk-
lichkeit nennen, und die alle Thiere verabſcheuen. §. 280.
Dieß iſt die ſinnliche Reizung des Triebes zur Leibes-
uͤbung, wodurch die Lebensbewegungen, mehr oder weni-
ger, nachdem ſie ſtark iſt, gekraͤnket werden, §. 252. in-
dem der Puls fieberhaft und das Athemholen beklommen
wird. Durch dieſe unangenehme ſinnliche Reizung, die
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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