Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.der sinnlichen Triebe. pers von nahrhaften Speisen, und viel andre Ursachenmehr veranlassen, wird das Thier bewogen, nach den ge- gentheiligen angenehmen Empfindungen zu streben, die, wie es vorhersieht, durch die Bewegung seiner Muskeln und Glieder erhalten werden würden, welches bey diesem Trie- be die Absicht der Natur, und sein eigener Gegenstand ist, ob es gleich nicht erkennet, zu welchem weitern Zwecke es sich bewegen müsse. §. 266. Die Seelenwirkungen dieser sinnlichen Reizung, in so fern sie eine Vorhersehung der Leibesübung ist, äußern sich in den Muskeln zur will- kührlichen Bewegung, das ist, in solchen, die ein in- nerer sinnlicher Eindruck von Vorstellungen ohne nothwen- dige Mitwirkung eines andern sinnlichen Eindrucks bewe- gen kann, dadurch, daß sie dieselben zu den Bewegungen reizen, die sie bey der Leibesübung vollständiger verrichten werden, §. 271. und in der Anstrengung der thierischen Seelenkräfte zu eben diesen unvollständigen Bewegungen der Muskeln bestehen die Seelenwirkungen des Triebes zur Leibesübung selbst. §. 272. Dieser Trieb zur willkührli- chen Leibesübung wirket also in die mechanischen Maschi- nen, die sie einst wirklich verrichten werden, nämlich in die Muskeln zur willkührlichen Bewegung der Glieder, indem er dieselben zu den natürlichen Verrichtungen antreibt, §. 193. deren sie überhaupt fähig sind, (§. 161 -- 166.) und welche insbesondre die Befriedigung des Triebes, die Leibesübung, vollständig in ihnen hervorbringen wird. (§. 204.) Daher sieht man in diesem Triebe, daß die Mus- keln der Gliedmaßen zucken, die Glieder selbst flüchtig ge- reget werden, und die Thiere es zum öftern versuchen, zu hüpfen, zu springen, sich fortzuschwingen, aufzurichten, u. s. w. so wie es bey wirklich erfolgender Befriedigung des Triebes der Leibesübung vollständiger geschehen wird, §. 257. 105. und, wenn keine fremde Hindernisse im Wege sind, gemeiniglich augenblicklich geschieht, weil die Vor- stellung allein hinlänglich ist, die willkührlichen Muskeln zu bewegen. Jn solchem Falle erfolgen sodann, durch den Zusam-
der ſinnlichen Triebe. pers von nahrhaften Speiſen, und viel andre Urſachenmehr veranlaſſen, wird das Thier bewogen, nach den ge- gentheiligen angenehmen Empfindungen zu ſtreben, die, wie es vorherſieht, durch die Bewegung ſeiner Muskeln und Glieder erhalten werden wuͤrden, welches bey dieſem Trie- be die Abſicht der Natur, und ſein eigener Gegenſtand iſt, ob es gleich nicht erkennet, zu welchem weitern Zwecke es ſich bewegen muͤſſe. §. 266. Die Seelenwirkungen dieſer ſinnlichen Reizung, in ſo fern ſie eine Vorherſehung der Leibesuͤbung iſt, aͤußern ſich in den Muskeln zur will- kuͤhrlichen Bewegung, das iſt, in ſolchen, die ein in- nerer ſinnlicher Eindruck von Vorſtellungen ohne nothwen- dige Mitwirkung eines andern ſinnlichen Eindrucks bewe- gen kann, dadurch, daß ſie dieſelben zu den Bewegungen reizen, die ſie bey der Leibesuͤbung vollſtaͤndiger verrichten werden, §. 271. und in der Anſtrengung der thieriſchen Seelenkraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen Bewegungen der Muskeln beſtehen die Seelenwirkungen des Triebes zur Leibesuͤbung ſelbſt. §. 272. Dieſer Trieb zur willkuͤhrli- chen Leibesuͤbung wirket alſo in die mechaniſchen Maſchi- nen, die ſie einſt wirklich verrichten werden, naͤmlich in die Muskeln zur willkuͤhrlichen Bewegung der Glieder, indem er dieſelben zu den natuͤrlichen Verrichtungen antreibt, §. 193. deren ſie uͤberhaupt faͤhig ſind, (§. 161 — 166.) und welche insbeſondre die Befriedigung des Triebes, die Leibesuͤbung, vollſtaͤndig in ihnen hervorbringen wird. (§. 204.) Daher ſieht man in dieſem Triebe, daß die Mus- keln der Gliedmaßen zucken, die Glieder ſelbſt fluͤchtig ge- reget werden, und die Thiere es zum oͤftern verſuchen, zu huͤpfen, zu ſpringen, ſich fortzuſchwingen, aufzurichten, u. ſ. w. ſo wie es bey wirklich erfolgender Befriedigung des Triebes der Leibesuͤbung vollſtaͤndiger geſchehen wird, §. 257. 105. und, wenn keine fremde Hinderniſſe im Wege ſind, gemeiniglich augenblicklich geſchieht, weil die Vor- ſtellung allein hinlaͤnglich iſt, die willkuͤhrlichen Muskeln zu bewegen. Jn ſolchem Falle erfolgen ſodann, durch den Zuſam-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0293" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der ſinnlichen Triebe.</hi></fw><lb/> pers von nahrhaften Speiſen, und viel andre Urſachen<lb/> mehr veranlaſſen, wird das Thier bewogen, nach den ge-<lb/> gentheiligen angenehmen Empfindungen zu ſtreben, die,<lb/> wie es vorherſieht, durch die Bewegung ſeiner Muskeln und<lb/> Glieder erhalten werden wuͤrden, welches bey dieſem Trie-<lb/> be die Abſicht der Natur, und ſein eigener Gegenſtand iſt,<lb/> ob es gleich nicht erkennet, zu welchem weitern Zwecke es<lb/> ſich bewegen muͤſſe. §. 266. Die Seelenwirkungen dieſer<lb/> ſinnlichen Reizung, in ſo fern ſie eine Vorherſehung der<lb/> Leibesuͤbung iſt, aͤußern ſich in den <hi rendition="#fr">Muskeln zur will-<lb/> kuͤhrlichen Bewegung,</hi> das iſt, in ſolchen, die ein in-<lb/> nerer ſinnlicher Eindruck von Vorſtellungen ohne nothwen-<lb/> dige Mitwirkung eines andern ſinnlichen Eindrucks bewe-<lb/> gen kann, dadurch, daß ſie dieſelben zu den Bewegungen<lb/> reizen, die ſie bey der Leibesuͤbung vollſtaͤndiger verrichten<lb/> werden, §. 271. und in der Anſtrengung der thieriſchen<lb/> Seelenkraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen Bewegungen<lb/> der Muskeln beſtehen die Seelenwirkungen des Triebes zur<lb/> Leibesuͤbung ſelbſt. §. 272. Dieſer Trieb zur willkuͤhrli-<lb/> chen Leibesuͤbung wirket alſo in die mechaniſchen Maſchi-<lb/> nen, die ſie einſt wirklich verrichten werden, naͤmlich in die<lb/> Muskeln zur willkuͤhrlichen Bewegung der Glieder, indem<lb/> er dieſelben zu den natuͤrlichen Verrichtungen antreibt, §.<lb/> 193. deren ſie uͤberhaupt faͤhig ſind, (§. 161 — 166.)<lb/> und welche insbeſondre die Befriedigung des Triebes, die<lb/> Leibesuͤbung, vollſtaͤndig in ihnen hervorbringen wird. (§.<lb/> 204.) Daher ſieht man in dieſem Triebe, daß die Mus-<lb/> keln der Gliedmaßen zucken, die Glieder ſelbſt fluͤchtig ge-<lb/> reget werden, und die Thiere es zum oͤftern verſuchen, zu<lb/> huͤpfen, zu ſpringen, ſich fortzuſchwingen, aufzurichten,<lb/> u. ſ. w. ſo wie es bey wirklich erfolgender Befriedigung des<lb/> Triebes der Leibesuͤbung vollſtaͤndiger geſchehen wird, §.<lb/> 257. 105. und, wenn keine fremde Hinderniſſe im Wege<lb/> ſind, gemeiniglich augenblicklich geſchieht, weil die Vor-<lb/> ſtellung allein hinlaͤnglich iſt, die willkuͤhrlichen Muskeln<lb/> zu bewegen. Jn ſolchem Falle erfolgen ſodann, durch den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zuſam-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0293]
der ſinnlichen Triebe.
pers von nahrhaften Speiſen, und viel andre Urſachen
mehr veranlaſſen, wird das Thier bewogen, nach den ge-
gentheiligen angenehmen Empfindungen zu ſtreben, die,
wie es vorherſieht, durch die Bewegung ſeiner Muskeln und
Glieder erhalten werden wuͤrden, welches bey dieſem Trie-
be die Abſicht der Natur, und ſein eigener Gegenſtand iſt,
ob es gleich nicht erkennet, zu welchem weitern Zwecke es
ſich bewegen muͤſſe. §. 266. Die Seelenwirkungen dieſer
ſinnlichen Reizung, in ſo fern ſie eine Vorherſehung der
Leibesuͤbung iſt, aͤußern ſich in den Muskeln zur will-
kuͤhrlichen Bewegung, das iſt, in ſolchen, die ein in-
nerer ſinnlicher Eindruck von Vorſtellungen ohne nothwen-
dige Mitwirkung eines andern ſinnlichen Eindrucks bewe-
gen kann, dadurch, daß ſie dieſelben zu den Bewegungen
reizen, die ſie bey der Leibesuͤbung vollſtaͤndiger verrichten
werden, §. 271. und in der Anſtrengung der thieriſchen
Seelenkraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen Bewegungen
der Muskeln beſtehen die Seelenwirkungen des Triebes zur
Leibesuͤbung ſelbſt. §. 272. Dieſer Trieb zur willkuͤhrli-
chen Leibesuͤbung wirket alſo in die mechaniſchen Maſchi-
nen, die ſie einſt wirklich verrichten werden, naͤmlich in die
Muskeln zur willkuͤhrlichen Bewegung der Glieder, indem
er dieſelben zu den natuͤrlichen Verrichtungen antreibt, §.
193. deren ſie uͤberhaupt faͤhig ſind, (§. 161 — 166.)
und welche insbeſondre die Befriedigung des Triebes, die
Leibesuͤbung, vollſtaͤndig in ihnen hervorbringen wird. (§.
204.) Daher ſieht man in dieſem Triebe, daß die Mus-
keln der Gliedmaßen zucken, die Glieder ſelbſt fluͤchtig ge-
reget werden, und die Thiere es zum oͤftern verſuchen, zu
huͤpfen, zu ſpringen, ſich fortzuſchwingen, aufzurichten,
u. ſ. w. ſo wie es bey wirklich erfolgender Befriedigung des
Triebes der Leibesuͤbung vollſtaͤndiger geſchehen wird, §.
257. 105. und, wenn keine fremde Hinderniſſe im Wege
ſind, gemeiniglich augenblicklich geſchieht, weil die Vor-
ſtellung allein hinlaͤnglich iſt, die willkuͤhrlichen Muskeln
zu bewegen. Jn ſolchem Falle erfolgen ſodann, durch den
Zuſam-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |