triebe eine bestimmte Empfindlichkeit der Nerven eines thie- rischen Körpers gegen die sinnlichen Reizungen beyder vor- aus, und hierdurch bestimmet das Temperament der Sinn- lichkeit eines Thieres hauptsächlich seine Hauptneigungen, Hauptleidenschaften, und den Character seiner Sinnlichkeit, §. 52. kann auch dieselben, durch die Gewohnheit auf man- nichfaltige Weise verändern. §. 51. 52.
Wirkungen der Kräfte des Verstandes in die mecha- nischen Maschinen.
§. 330.
Nach den Seelenwirkungen der sinnlichen Erkenntniß- und Begehrungskräfte (§. 76. 89.) durch die Nerven in die mechanischen Maschinen des thierischen Körpers, wel- che bisher beschrieben worden, sind nun auch die, von den Kräften des Verstandes und des Willens zu betrachten. §. 180. Allein allem Ansehen nach erstrecken sich die See- lenwirkungen der verständigen Vorstellungen, an sich betrachtet, und in so fern diese Vorstellungen nicht mit sinnlichen vermischet, und in so fern sie nicht zugleich Trieb- federn des Gemüths sind, (welches beydes sie doch wohl je- derzeit sind,) nicht unmittelbar außerhalb dem Gehirne, weder in die Nerven, noch durch sie in mechanische Ma- schinen: §. 115. 116. wenigstens haben wir von solchen Wirkungen derselben keine deutlichen Spuren. So, wie sie, ohne Beyhülfe eines äußern sinnlichen Eindrucks in die Nerven, durch den uns ganz verborgenen thierischen Mechanismum des Gehirns, in eben der Ordnung her- vorgebracht werden, wie die Seele, nach psychologischen Gesetzen, ihre verständigen Vorstellungen auseinander her- leitet, §. 111. so wirken auch sie wiederum nicht unmittel- bar zurück in die Ursprünge der Nerven im Gehirne; §. 124. sondern ihre sinnlichen Eindrücke ins Gehirn (§. 121.) werden blos dazu angewendet, um materielle Jdeen der an-
dern
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der Verſtandeskraͤfte.
triebe eine beſtimmte Empfindlichkeit der Nerven eines thie- riſchen Koͤrpers gegen die ſinnlichen Reizungen beyder vor- aus, und hierdurch beſtimmet das Temperament der Sinn- lichkeit eines Thieres hauptſaͤchlich ſeine Hauptneigungen, Hauptleidenſchaften, und den Character ſeiner Sinnlichkeit, §. 52. kann auch dieſelben, durch die Gewohnheit auf man- nichfaltige Weiſe veraͤndern. §. 51. 52.
Wirkungen der Kraͤfte des Verſtandes in die mecha- niſchen Maſchinen.
§. 330.
Nach den Seelenwirkungen der ſinnlichen Erkenntniß- und Begehrungskraͤfte (§. 76. 89.) durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchinen des thieriſchen Koͤrpers, wel- che bisher beſchrieben worden, ſind nun auch die, von den Kraͤften des Verſtandes und des Willens zu betrachten. §. 180. Allein allem Anſehen nach erſtrecken ſich die See- lenwirkungen der verſtaͤndigen Vorſtellungen, an ſich betrachtet, und in ſo fern dieſe Vorſtellungen nicht mit ſinnlichen vermiſchet, und in ſo fern ſie nicht zugleich Trieb- federn des Gemuͤths ſind, (welches beydes ſie doch wohl je- derzeit ſind,) nicht unmittelbar außerhalb dem Gehirne, weder in die Nerven, noch durch ſie in mechaniſche Ma- ſchinen: §. 115. 116. wenigſtens haben wir von ſolchen Wirkungen derſelben keine deutlichen Spuren. So, wie ſie, ohne Beyhuͤlfe eines aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die Nerven, durch den uns ganz verborgenen thieriſchen Mechanismum des Gehirns, in eben der Ordnung her- vorgebracht werden, wie die Seele, nach pſychologiſchen Geſetzen, ihre verſtaͤndigen Vorſtellungen auseinander her- leitet, §. 111. ſo wirken auch ſie wiederum nicht unmittel- bar zuruͤck in die Urſpruͤnge der Nerven im Gehirne; §. 124. ſondern ihre ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn (§. 121.) werden blos dazu angewendet, um materielle Jdeen der an-
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der Verſtandeskraͤfte.
triebe eine beſtimmte Empfindlichkeit der Nerven eines thie-
riſchen Koͤrpers gegen die ſinnlichen Reizungen beyder vor-
aus, und hierdurch beſtimmet das Temperament der Sinn-
lichkeit eines Thieres hauptſaͤchlich ſeine Hauptneigungen,
Hauptleidenſchaften, und den Character ſeiner Sinnlichkeit,
§. 52. kann auch dieſelben, durch die Gewohnheit auf man-
nichfaltige Weiſe veraͤndern. §. 51. 52.
Wirkungen der Kraͤfte des Verſtandes in die mecha-
niſchen Maſchinen.
§. 330.
Nach den Seelenwirkungen der ſinnlichen Erkenntniß-
und Begehrungskraͤfte (§. 76. 89.) durch die Nerven in
die mechaniſchen Maſchinen des thieriſchen Koͤrpers, wel-
che bisher beſchrieben worden, ſind nun auch die, von den
Kraͤften des Verſtandes und des Willens zu betrachten. §.
180. Allein allem Anſehen nach erſtrecken ſich die See-
lenwirkungen der verſtaͤndigen Vorſtellungen, an ſich
betrachtet, und in ſo fern dieſe Vorſtellungen nicht mit
ſinnlichen vermiſchet, und in ſo fern ſie nicht zugleich Trieb-
federn des Gemuͤths ſind, (welches beydes ſie doch wohl je-
derzeit ſind,) nicht unmittelbar außerhalb dem Gehirne,
weder in die Nerven, noch durch ſie in mechaniſche Ma-
ſchinen: §. 115. 116. wenigſtens haben wir von ſolchen
Wirkungen derſelben keine deutlichen Spuren. So, wie
ſie, ohne Beyhuͤlfe eines aͤußern ſinnlichen Eindrucks in
die Nerven, durch den uns ganz verborgenen thieriſchen
Mechanismum des Gehirns, in eben der Ordnung her-
vorgebracht werden, wie die Seele, nach pſychologiſchen
Geſetzen, ihre verſtaͤndigen Vorſtellungen auseinander her-
leitet, §. 111. ſo wirken auch ſie wiederum nicht unmittel-
bar zuruͤck in die Urſpruͤnge der Nerven im Gehirne; §. 124.
ſondern ihre ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn (§. 121.)
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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