dung an den berührten Stellen in ihnen erfolgen. §. 208. Wenn die äußere Haut von einer heftigen schmerzhaften Berührung mit Blute unterläuft; so ist dieß die Seelenwir- kung einer äußern Empfindung an der berührten Stelle. Da aber eben dasselbe nach der Enthauptung eines Thieres erfolget, §. 357. so ist es die unmittelbare Nervenwirkung des äußern sinnlichen Eindrucks in die Endungen der klein- sten Schlagadern der äußern Haut. §. 462. Wenn ein Reiz der Schleimhaut in der Nase durch einen erregten Ki- tzel einen Zufluß der Säfte (Schnupfen) verursachet, so ist dieß die Seelenwirkung der äußern Empfindung an der berührten Stelle: geschieht aber eben dasselbe, nachdem ei- nem Thiere das Gehirn gänzlich zerstöret oder weggenom- men worden; so ist es die unmittelbare Nervenwirkung des äußern sinnlichen Eindrucks in die Endungen der klein- sten Gefäße, oder in die drüsigten Theile der Schleim- haut.
Von den, aus Mangel der ihnen einverleibten Ner- ven, unempfindlichen nicht fleischigten Häuten, wie das Darm-Brust- und Mittelfell sind, §. 208. kann man ebenfalls, obgleich etwan einzelne Nervenzweige ihren Weg durch sie hindurch nehmen, keine andre, als solche unmittelbare Nervenwirkungen erwarten, wie bey den em- pfindlichen, in so fern nämlich die äußern sinnlichen Ein- drücke in ihre Adern und andre ihnen einverleibte mecha- nische Maschinen, die Nerven- oder Fleischfäserchen haben, und dadurch reizbar sind, wirken. So kann die zurück- getriebene Ausdünstung, von einer Erkältung der Bruft, die kleinen Adern des Brustfelles durch eine unmittelbare Nervenwirkung zusammenziehen und darinn Stockungen erregen, die eine Brustentzündung begleitet, ohne daß von diesem äußern sinnlichen Eindrucke irgend einige Empfin- dung in die Seele käme, bis endlich die daraus entstan- dene Entzündung den stechenden Schmerz erreget. §. 208. Anmerkung.
§. 465.
G g 2
2 Abſchn. insbeſondre.
dung an den beruͤhrten Stellen in ihnen erfolgen. §. 208. Wenn die aͤußere Haut von einer heftigen ſchmerzhaften Beruͤhrung mit Blute unterlaͤuft; ſo iſt dieß die Seelenwir- kung einer aͤußern Empfindung an der beruͤhrten Stelle. Da aber eben daſſelbe nach der Enthauptung eines Thieres erfolget, §. 357. ſo iſt es die unmittelbare Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die Endungen der klein- ſten Schlagadern der aͤußern Haut. §. 462. Wenn ein Reiz der Schleimhaut in der Naſe durch einen erregten Ki- tzel einen Zufluß der Saͤfte (Schnupfen) verurſachet, ſo iſt dieß die Seelenwirkung der aͤußern Empfindung an der beruͤhrten Stelle: geſchieht aber eben daſſelbe, nachdem ei- nem Thiere das Gehirn gaͤnzlich zerſtoͤret oder weggenom- men worden; ſo iſt es die unmittelbare Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die Endungen der klein- ſten Gefaͤße, oder in die druͤſigten Theile der Schleim- haut.
Von den, aus Mangel der ihnen einverleibten Ner- ven, unempfindlichen nicht fleiſchigten Haͤuten, wie das Darm-Bruſt- und Mittelfell ſind, §. 208. kann man ebenfalls, obgleich etwan einzelne Nervenzweige ihren Weg durch ſie hindurch nehmen, keine andre, als ſolche unmittelbare Nervenwirkungen erwarten, wie bey den em- pfindlichen, in ſo fern naͤmlich die aͤußern ſinnlichen Ein- druͤcke in ihre Adern und andre ihnen einverleibte mecha- niſche Maſchinen, die Nerven- oder Fleiſchfaͤſerchen haben, und dadurch reizbar ſind, wirken. So kann die zuruͤck- getriebene Ausduͤnſtung, von einer Erkaͤltung der Bruft, die kleinen Adern des Bruſtfelles durch eine unmittelbare Nervenwirkung zuſammenziehen und darinn Stockungen erregen, die eine Bruſtentzuͤndung begleitet, ohne daß von dieſem aͤußern ſinnlichen Eindrucke irgend einige Empfin- dung in die Seele kaͤme, bis endlich die daraus entſtan- dene Entzuͤndung den ſtechenden Schmerz erreget. §. 208. Anmerkung.
§. 465.
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2 Abſchn. insbeſondre.
dung an den beruͤhrten Stellen in ihnen erfolgen. §. 208.
Wenn die aͤußere Haut von einer heftigen ſchmerzhaften
Beruͤhrung mit Blute unterlaͤuft; ſo iſt dieß die Seelenwir-
kung einer aͤußern Empfindung an der beruͤhrten Stelle.
Da aber eben daſſelbe nach der Enthauptung eines Thieres
erfolget, §. 357. ſo iſt es die unmittelbare Nervenwirkung
des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die Endungen der klein-
ſten Schlagadern der aͤußern Haut. §. 462. Wenn ein
Reiz der Schleimhaut in der Naſe durch einen erregten Ki-
tzel einen Zufluß der Saͤfte (Schnupfen) verurſachet, ſo iſt
dieß die Seelenwirkung der aͤußern Empfindung an der
beruͤhrten Stelle: geſchieht aber eben daſſelbe, nachdem ei-
nem Thiere das Gehirn gaͤnzlich zerſtoͤret oder weggenom-
men worden; ſo iſt es die unmittelbare Nervenwirkung des
aͤußern ſinnlichen Eindrucks in die Endungen der klein-
ſten Gefaͤße, oder in die druͤſigten Theile der Schleim-
haut.
Von den, aus Mangel der ihnen einverleibten Ner-
ven, unempfindlichen nicht fleiſchigten Haͤuten, wie
das Darm-Bruſt- und Mittelfell ſind, §. 208. kann
man ebenfalls, obgleich etwan einzelne Nervenzweige ihren
Weg durch ſie hindurch nehmen, keine andre, als ſolche
unmittelbare Nervenwirkungen erwarten, wie bey den em-
pfindlichen, in ſo fern naͤmlich die aͤußern ſinnlichen Ein-
druͤcke in ihre Adern und andre ihnen einverleibte mecha-
niſche Maſchinen, die Nerven- oder Fleiſchfaͤſerchen haben,
und dadurch reizbar ſind, wirken. So kann die zuruͤck-
getriebene Ausduͤnſtung, von einer Erkaͤltung der Bruft,
die kleinen Adern des Bruſtfelles durch eine unmittelbare
Nervenwirkung zuſammenziehen und darinn Stockungen
erregen, die eine Bruſtentzuͤndung begleitet, ohne daß von
dieſem aͤußern ſinnlichen Eindrucke irgend einige Empfin-
dung in die Seele kaͤme, bis endlich die daraus entſtan-
dene Entzuͤndung den ſtechenden Schmerz erreget. §. 208.
Anmerkung.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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