Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.2 Abschn. insbesondre. einen Zufluß der Säfte nach ihr, vermöge des Reizes derEndungen ihrer Blutgefäße §. 462. verursachen, wie sol- ches die in die Luftröhre gebrachten reizenden Dinge bey er- stickten Personen deutlich zeigen. Das Athemholen wird eigentlich durch die Muskeln der Brust, des Rückens und Unterleibes, und durch das Zwerchfell; viele Abänderun- gen desselben aber, z. E. das Reden, Singen, Husten, Röcheln, u. s. w. durch den obern Theil der Luftröhre, den Muskeln regieren, und durch den Mund, die Zunge, Lip- pen und Nase, die aus Muskeln und Muskelhäuten beste- hen, bewerkstelliget. Es ist demnach, da alle diese Theile von Natur durch unmittelbare Nervenwirkungen vom äu- ßern sinnlichen Eindrucke thierisch beweget zu werden pfle- gen, das ganze Geschäfte des Athemholens ebenfalls ohne Gehirn und Vorstellungskraft möglich, v. Hall. op. min. T. 1. p. 368. Exp. 181. 182. p. 369. Exp. 194. pag. 370. Exp. 196. und könnte von Thieren, die keins von beyden besitzen, blos nach Verschiedenheit der äußern sinn- lichen Eindrücke, entweder gehörig natürlich, oder wider- natürlich bewerkstelliget werden, §. 454. ob es gleich oft eine willkührliche Handlung und die Folge eines Triebes, nämlich eine zufällige Seelenwirkung äußerer Empfindun- gen ist. §. 221. 285. So lehret es auch die Erfahrung: denn man kann durch unempfundene äußere sinnliche Ein- drücke in die Theile, welche zum Athemholen dienen, diese ganze sehr zusammengesetzte Operation, die sonst dem Will- kühr und den äußern Empfindungen zu folgen pfleget, §. 214. nachdem sie schon längst aufgehöret hat, völlig wie- derherstellen, indem man leblosen Personen, mit Luft, Rauch, oder scharfen Dingen, mit Reiben, oder auf andre Weise, die Nase, dte Luftröhre, den Rachen, den Schlund, das Zwerchfell, die Bauch- und Rückenmuskeln reizet. Jn- zwischen soll hiermit nicht geläugnet werden, daß nicht auch einige dieser äußern sinnlichen Eindrücke durch mittelbare Nervenwirkungen, mithin durch innere sinnliche Eindrücke etwas dazu beytragen könnten. S. §. 525. §. 476.
2 Abſchn. insbeſondre. einen Zufluß der Saͤfte nach ihr, vermoͤge des Reizes derEndungen ihrer Blutgefaͤße §. 462. verurſachen, wie ſol- ches die in die Luftroͤhre gebrachten reizenden Dinge bey er- ſtickten Perſonen deutlich zeigen. Das Athemholen wird eigentlich durch die Muskeln der Bruſt, des Ruͤckens und Unterleibes, und durch das Zwerchfell; viele Abaͤnderun- gen deſſelben aber, z. E. das Reden, Singen, Huſten, Roͤcheln, u. ſ. w. durch den obern Theil der Luftroͤhre, den Muskeln regieren, und durch den Mund, die Zunge, Lip- pen und Naſe, die aus Muskeln und Muskelhaͤuten beſte- hen, bewerkſtelliget. Es iſt demnach, da alle dieſe Theile von Natur durch unmittelbare Nervenwirkungen vom aͤu- ßern ſinnlichen Eindrucke thieriſch beweget zu werden pfle- gen, das ganze Geſchaͤfte des Athemholens ebenfalls ohne Gehirn und Vorſtellungskraft moͤglich, v. Hall. op. min. T. 1. p. 368. Exp. 181. 182. p. 369. Exp. 194. pag. 370. Exp. 196. und koͤnnte von Thieren, die keins von beyden beſitzen, blos nach Verſchiedenheit der aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcke, entweder gehoͤrig natuͤrlich, oder wider- natuͤrlich bewerkſtelliget werden, §. 454. ob es gleich oft eine willkuͤhrliche Handlung und die Folge eines Triebes, naͤmlich eine zufaͤllige Seelenwirkung aͤußerer Empfindun- gen iſt. §. 221. 285. So lehret es auch die Erfahrung: denn man kann durch unempfundene aͤußere ſinnliche Ein- druͤcke in die Theile, welche zum Athemholen dienen, dieſe ganze ſehr zuſammengeſetzte Operation, die ſonſt dem Will- kuͤhr und den aͤußern Empfindungen zu folgen pfleget, §. 214. nachdem ſie ſchon laͤngſt aufgehoͤret hat, voͤllig wie- derherſtellen, indem man lebloſen Perſonen, mit Luft, Rauch, oder ſcharfen Dingen, mit Reiben, oder auf andre Weiſe, die Naſe, dte Luftroͤhre, den Rachen, den Schlund, das Zwerchfell, die Bauch- und Ruͤckenmuskeln reizet. Jn- zwiſchen ſoll hiermit nicht gelaͤugnet werden, daß nicht auch einige dieſer aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke durch mittelbare Nervenwirkungen, mithin durch innere ſinnliche Eindruͤcke etwas dazu beytragen koͤnnten. S. §. 525. §. 476.
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2 Abſchn. insbeſondre.
einen Zufluß der Saͤfte nach ihr, vermoͤge des Reizes der
Endungen ihrer Blutgefaͤße §. 462. verurſachen, wie ſol-
ches die in die Luftroͤhre gebrachten reizenden Dinge bey er-
ſtickten Perſonen deutlich zeigen. Das Athemholen wird
eigentlich durch die Muskeln der Bruſt, des Ruͤckens und
Unterleibes, und durch das Zwerchfell; viele Abaͤnderun-
gen deſſelben aber, z. E. das Reden, Singen, Huſten,
Roͤcheln, u. ſ. w. durch den obern Theil der Luftroͤhre, den
Muskeln regieren, und durch den Mund, die Zunge, Lip-
pen und Naſe, die aus Muskeln und Muskelhaͤuten beſte-
hen, bewerkſtelliget. Es iſt demnach, da alle dieſe Theile
von Natur durch unmittelbare Nervenwirkungen vom aͤu-
ßern ſinnlichen Eindrucke thieriſch beweget zu werden pfle-
gen, das ganze Geſchaͤfte des Athemholens ebenfalls ohne
Gehirn und Vorſtellungskraft moͤglich, v. Hall. op. min.
T. 1. p. 368. Exp. 181. 182. p. 369. Exp. 194. pag.
370. Exp. 196. und koͤnnte von Thieren, die keins von
beyden beſitzen, blos nach Verſchiedenheit der aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcke, entweder gehoͤrig natuͤrlich, oder wider-
natuͤrlich bewerkſtelliget werden, §. 454. ob es gleich oft
eine willkuͤhrliche Handlung und die Folge eines Triebes,
naͤmlich eine zufaͤllige Seelenwirkung aͤußerer Empfindun-
gen iſt. §. 221. 285. So lehret es auch die Erfahrung:
denn man kann durch unempfundene aͤußere ſinnliche Ein-
druͤcke in die Theile, welche zum Athemholen dienen, dieſe
ganze ſehr zuſammengeſetzte Operation, die ſonſt dem Will-
kuͤhr und den aͤußern Empfindungen zu folgen pfleget, §.
214. nachdem ſie ſchon laͤngſt aufgehoͤret hat, voͤllig wie-
derherſtellen, indem man lebloſen Perſonen, mit Luft, Rauch,
oder ſcharfen Dingen, mit Reiben, oder auf andre Weiſe,
die Naſe, dte Luftroͤhre, den Rachen, den Schlund, das
Zwerchfell, die Bauch- und Ruͤckenmuskeln reizet. Jn-
zwiſchen ſoll hiermit nicht gelaͤugnet werden, daß nicht auch
einige dieſer aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke durch mittelbare
Nervenwirkungen, mithin durch innere ſinnliche Eindruͤcke
etwas dazu beytragen koͤnnten. S. §. 525.
§. 476.
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