ßern Empfindungen, das ist, durch äußere sinnliche Ein- drücke erzeuget, §. 65. und durch eben dieselben, wenn sie in den Nerven, ehe sie zum Gehirn kommen, gewendet werden, bringt sie die Bewegungen, die Seelenwirkungen der Vorstellungen seyn können, oder es zugleich wirklich sind, als bloße Nervenwirkungen innerer sinnlicher Ein- drücke ohne Vorstellungen hervor. §. 421. 422. Diese große Wahrheit wird sich aus allem, was in diesem und dem folgenden Kapitel von der Nervenkraft der innern sinnlichen Eindrücke bey Thieren gelehret werden soll, au- genscheinlich bestätigen.
§. 490.
Dennoch giebt es auch noch andre Reize zu innern sinn- lichen Eindrücken ohne Vorstellungen in thierischen Kör- pern. Wenn man das Mark der Nerven berühret, es ge- schehe durch Stechen, Schneiden, Beizen, oder durch andre Arten von Berührungen, so erfolgen davon eben solche thierische Bewegungen in den mechanischen Maschi- nen, in die sich ein jeder zertheilet, als wenn der innere sinnliche Eindruck von Vorstellungen gemachet, oder die mittelbare Nervenwirkung eines äußern wäre. So zucket ein enthaupteter Frosch, wenn man sein Rückenmark mit einer Nadel berühret, seine Beine eben so, als er im Leben thut, wenn er Lust hat, einen Sprung zu thun, und als er enthauptet thut, wenn man ihn in eine Zehe kneipt. §. 359. So zucket auch ein Muskel, indem man seinen Nerven durchschneidet. H. P. §. 403. u. s. w. Statt die- ser künstlichen Fälle lassen sich natürliche gedenken, da eine Materie, die einen Nervenstamm in der Richtung vom Gehirne abwärts berühret, sein Mark so sinnlich rühren kann, daß die Muskeln, die er regieret, davon thierisch beweget werden, und diese Bewegungen sind alsdann Ner- venwirkungen von einem innern sinnlichen Eindrucke ohne Vorstellungen, die nicht erst mittelbare Nervenwirkungen eines äußern, sondern von einem ursprünglichen innern
sinnli-
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1 Abſchn. uͤberhaupt.
ßern Empfindungen, das iſt, durch aͤußere ſinnliche Ein- druͤcke erzeuget, §. 65. und durch eben dieſelben, wenn ſie in den Nerven, ehe ſie zum Gehirn kommen, gewendet werden, bringt ſie die Bewegungen, die Seelenwirkungen der Vorſtellungen ſeyn koͤnnen, oder es zugleich wirklich ſind, als bloße Nervenwirkungen innerer ſinnlicher Ein- druͤcke ohne Vorſtellungen hervor. §. 421. 422. Dieſe große Wahrheit wird ſich aus allem, was in dieſem und dem folgenden Kapitel von der Nervenkraft der innern ſinnlichen Eindruͤcke bey Thieren gelehret werden ſoll, au- genſcheinlich beſtaͤtigen.
§. 490.
Dennoch giebt es auch noch andre Reize zu innern ſinn- lichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen in thieriſchen Koͤr- pern. Wenn man das Mark der Nerven beruͤhret, es ge- ſchehe durch Stechen, Schneiden, Beizen, oder durch andre Arten von Beruͤhrungen, ſo erfolgen davon eben ſolche thieriſche Bewegungen in den mechaniſchen Maſchi- nen, in die ſich ein jeder zertheilet, als wenn der innere ſinnliche Eindruck von Vorſtellungen gemachet, oder die mittelbare Nervenwirkung eines aͤußern waͤre. So zucket ein enthaupteter Froſch, wenn man ſein Ruͤckenmark mit einer Nadel beruͤhret, ſeine Beine eben ſo, als er im Leben thut, wenn er Luſt hat, einen Sprung zu thun, und als er enthauptet thut, wenn man ihn in eine Zehe kneipt. §. 359. So zucket auch ein Muskel, indem man ſeinen Nerven durchſchneidet. H. P. §. 403. u. ſ. w. Statt die- ſer kuͤnſtlichen Faͤlle laſſen ſich natuͤrliche gedenken, da eine Materie, die einen Nervenſtamm in der Richtung vom Gehirne abwaͤrts beruͤhret, ſein Mark ſo ſinnlich ruͤhren kann, daß die Muskeln, die er regieret, davon thieriſch beweget werden, und dieſe Bewegungen ſind alsdann Ner- venwirkungen von einem innern ſinnlichen Eindrucke ohne Vorſtellungen, die nicht erſt mittelbare Nervenwirkungen eines aͤußern, ſondern von einem urſpruͤnglichen innern
ſinnli-
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1 Abſchn. uͤberhaupt.
ßern Empfindungen, das iſt, durch aͤußere ſinnliche Ein-
druͤcke erzeuget, §. 65. und durch eben dieſelben, wenn ſie
in den Nerven, ehe ſie zum Gehirn kommen, gewendet
werden, bringt ſie die Bewegungen, die Seelenwirkungen
der Vorſtellungen ſeyn koͤnnen, oder es zugleich wirklich
ſind, als bloße Nervenwirkungen innerer ſinnlicher Ein-
druͤcke ohne Vorſtellungen hervor. §. 421. 422. Dieſe
große Wahrheit wird ſich aus allem, was in dieſem und
dem folgenden Kapitel von der Nervenkraft der innern
ſinnlichen Eindruͤcke bey Thieren gelehret werden ſoll, au-
genſcheinlich beſtaͤtigen.
§. 490.
Dennoch giebt es auch noch andre Reize zu innern ſinn-
lichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen in thieriſchen Koͤr-
pern. Wenn man das Mark der Nerven beruͤhret, es ge-
ſchehe durch Stechen, Schneiden, Beizen, oder durch
andre Arten von Beruͤhrungen, ſo erfolgen davon eben
ſolche thieriſche Bewegungen in den mechaniſchen Maſchi-
nen, in die ſich ein jeder zertheilet, als wenn der innere
ſinnliche Eindruck von Vorſtellungen gemachet, oder die
mittelbare Nervenwirkung eines aͤußern waͤre. So zucket
ein enthaupteter Froſch, wenn man ſein Ruͤckenmark mit
einer Nadel beruͤhret, ſeine Beine eben ſo, als er im Leben
thut, wenn er Luſt hat, einen Sprung zu thun, und als
er enthauptet thut, wenn man ihn in eine Zehe kneipt. §.
359. So zucket auch ein Muskel, indem man ſeinen
Nerven durchſchneidet. H. P. §. 403. u. ſ. w. Statt die-
ſer kuͤnſtlichen Faͤlle laſſen ſich natuͤrliche gedenken, da eine
Materie, die einen Nervenſtamm in der Richtung vom
Gehirne abwaͤrts beruͤhret, ſein Mark ſo ſinnlich ruͤhren
kann, daß die Muskeln, die er regieret, davon thieriſch
beweget werden, und dieſe Bewegungen ſind alsdann Ner-
venwirkungen von einem innern ſinnlichen Eindrucke ohne
Vorſtellungen, die nicht erſt mittelbare Nervenwirkungen
eines aͤußern, ſondern von einem urſpruͤnglichen innern
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/511>, abgerufen am 22.11.2024.
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