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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Kap. Die thierischen Maschinen überhaupt.
auf die Nerven einschränken. Uebrigens hat man die Ner-
ven wirklich beobachtet, im Krebs, im Meerkrebs, im
Dintenfische, in der Schnecke, im Tagwurme, im Sei-
denwurme, in der Raupe, in der Biene, im Kellerwur-
me, in der Käfermade, in der Milbe, in der Laus, u. a.
und Swammerdam sagt ausdrücklich, daß die Nerven-
zweige in den Jnsekten durch alle Glieder, Geer und
Lyonnet aber, daß sie besonders zu den Muskeln gehen.
Das Mark ist der erste und wesentlichste Theil eines Ner-
ven, welches dieser aus dem Gehirne oder Rückenmarke,
als eine Fortsetzung, in sich nimmt, und es ist dieses Mark
im Nerven nicht allein jenem vollkommen ähnlich, sondern
auch eben so weich, weiß, ohne Schnellkraft und Dehn-
barkeit. Hierbey ist noch bemerkenswerth, daß sowohl
hier, als in den andern Nerventheilen die größte Ueberein-
stimmung zwischen den Nerven eines Menschen, der vier-
füßigen Thiere, der Vögel und Fische, wie auch der Jn-
sekten Statt findet.

Das Rückenmark zeiget sich hin und wieder in kleinen
Thieren knotig, so oft es Nerven hervorbringt, derglei-
chen in den Kellerwürmern, in der Biene, in der Raupe,
im Tagwurme, im Wasserskorpion, an der Laus, an der
Milbe, am kleinen Krebs u. a. zu sehen ist. Man findet
in Menschen und den vierfüßigen Thieren dergleichen klei-
ne Knoten blos an den Nerven selbst, und niemals im
Gehirne oder Rückmarke. Doch es schwellen alle Nerven,
die aus dem Rückmarke abstammen, sobald die Nerven-
schnüre die harte Membrane durchbohrt haben, zu einem
Knoten auf, und hiervon ist blos der Zusatznerve (accesso-
rius)
ausgenommen. -- An derjenigen Stelle eines Ner-
ven, wo sich mehrere Aeste wieder scheiden, findet man
durchgängig Nervenknoten. Sie haben fast alle einerley
Bau; es nähern sich ihnen eine große Menge von Puls-
adern; der Nervenknote ist der härteste Theil des Nerven;
ein jeder hat seine Bekleidung, welche aus dem harten Zell-
gewebe besteht, oder eine rothe und feste Scheide; ja es

sind

1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.
auf die Nerven einſchraͤnken. Uebrigens hat man die Ner-
ven wirklich beobachtet, im Krebs, im Meerkrebs, im
Dintenfiſche, in der Schnecke, im Tagwurme, im Sei-
denwurme, in der Raupe, in der Biene, im Kellerwur-
me, in der Kaͤfermade, in der Milbe, in der Laus, u. a.
und Swammerdam ſagt ausdruͤcklich, daß die Nerven-
zweige in den Jnſekten durch alle Glieder, Geer und
Lyonnet aber, daß ſie beſonders zu den Muskeln gehen.
Das Mark iſt der erſte und weſentlichſte Theil eines Ner-
ven, welches dieſer aus dem Gehirne oder Ruͤckenmarke,
als eine Fortſetzung, in ſich nimmt, und es iſt dieſes Mark
im Nerven nicht allein jenem vollkommen aͤhnlich, ſondern
auch eben ſo weich, weiß, ohne Schnellkraft und Dehn-
barkeit. Hierbey iſt noch bemerkenswerth, daß ſowohl
hier, als in den andern Nerventheilen die groͤßte Ueberein-
ſtimmung zwiſchen den Nerven eines Menſchen, der vier-
fuͤßigen Thiere, der Voͤgel und Fiſche, wie auch der Jn-
ſekten Statt findet.

Das Ruͤckenmark zeiget ſich hin und wieder in kleinen
Thieren knotig, ſo oft es Nerven hervorbringt, derglei-
chen in den Kellerwuͤrmern, in der Biene, in der Raupe,
im Tagwurme, im Waſſerſkorpion, an der Laus, an der
Milbe, am kleinen Krebs u. a. zu ſehen iſt. Man findet
in Menſchen und den vierfuͤßigen Thieren dergleichen klei-
ne Knoten blos an den Nerven ſelbſt, und niemals im
Gehirne oder Ruͤckmarke. Doch es ſchwellen alle Nerven,
die aus dem Ruͤckmarke abſtammen, ſobald die Nerven-
ſchnuͤre die harte Membrane durchbohrt haben, zu einem
Knoten auf, und hiervon iſt blos der Zuſatznerve (acceſſo-
rius)
ausgenommen. — An derjenigen Stelle eines Ner-
ven, wo ſich mehrere Aeſte wieder ſcheiden, findet man
durchgaͤngig Nervenknoten. Sie haben faſt alle einerley
Bau; es naͤhern ſich ihnen eine große Menge von Puls-
adern; der Nervenknote iſt der haͤrteſte Theil des Nerven;
ein jeder hat ſeine Bekleidung, welche aus dem harten Zell-
gewebe beſteht, oder eine rothe und feſte Scheide; ja es

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[29/0053] 1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt. auf die Nerven einſchraͤnken. Uebrigens hat man die Ner- ven wirklich beobachtet, im Krebs, im Meerkrebs, im Dintenfiſche, in der Schnecke, im Tagwurme, im Sei- denwurme, in der Raupe, in der Biene, im Kellerwur- me, in der Kaͤfermade, in der Milbe, in der Laus, u. a. und Swammerdam ſagt ausdruͤcklich, daß die Nerven- zweige in den Jnſekten durch alle Glieder, Geer und Lyonnet aber, daß ſie beſonders zu den Muskeln gehen. Das Mark iſt der erſte und weſentlichſte Theil eines Ner- ven, welches dieſer aus dem Gehirne oder Ruͤckenmarke, als eine Fortſetzung, in ſich nimmt, und es iſt dieſes Mark im Nerven nicht allein jenem vollkommen aͤhnlich, ſondern auch eben ſo weich, weiß, ohne Schnellkraft und Dehn- barkeit. Hierbey iſt noch bemerkenswerth, daß ſowohl hier, als in den andern Nerventheilen die groͤßte Ueberein- ſtimmung zwiſchen den Nerven eines Menſchen, der vier- fuͤßigen Thiere, der Voͤgel und Fiſche, wie auch der Jn- ſekten Statt findet. Das Ruͤckenmark zeiget ſich hin und wieder in kleinen Thieren knotig, ſo oft es Nerven hervorbringt, derglei- chen in den Kellerwuͤrmern, in der Biene, in der Raupe, im Tagwurme, im Waſſerſkorpion, an der Laus, an der Milbe, am kleinen Krebs u. a. zu ſehen iſt. Man findet in Menſchen und den vierfuͤßigen Thieren dergleichen klei- ne Knoten blos an den Nerven ſelbſt, und niemals im Gehirne oder Ruͤckmarke. Doch es ſchwellen alle Nerven, die aus dem Ruͤckmarke abſtammen, ſobald die Nerven- ſchnuͤre die harte Membrane durchbohrt haben, zu einem Knoten auf, und hiervon iſt blos der Zuſatznerve (acceſſo- rius) ausgenommen. — An derjenigen Stelle eines Ner- ven, wo ſich mehrere Aeſte wieder ſcheiden, findet man durchgaͤngig Nervenknoten. Sie haben faſt alle einerley Bau; es naͤhern ſich ihnen eine große Menge von Puls- adern; der Nervenknote iſt der haͤrteſte Theil des Nerven; ein jeder hat ſeine Bekleidung, welche aus dem harten Zell- gewebe beſteht, oder eine rothe und feſte Scheide; ja es ſind

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/53>, abgerufen am 21.11.2024.