Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. sinnl. Eindr.
ohne Vorstellungen geschehen können, §. 522. müssen
auch die Drüsen solcher Nervenwirkungen von ihnen fähig
seyn. Durch diese Nervenkraft innerer sinnlicher Eindrü-
cke ohne Vorstellungen verursachen gewisse äußere sinnliche
Eindrücke von Speisen und Giften in den Magen, die
nicht empfunden werden, einen häufigen Speichelfluß und
einen Auswurf durch die Luftröhre, als ihre mittelbare Ner-
venwirkung. §. 419. Denn wenn man ein wenig Brech-
weinstein oder Meerzwiebel auch so verschlucket, daß der
Mund davon nicht unmittelbar berühret wird, z. E. in
Oblate, so läuft bald darauf der Speichel im Munde häufig
zusammen, und erfolget ein Auswurf auch durch die Luft-
röhre, ohne daß man von dem sinnlichen Eindrucke dieser
Arzneyen in den Magen etwas empfunden hätte: denn die
darauf erst folgende Uebligkeit ist nicht eine Empfindung
der äußern sinnlichen Eindrücke dieser Arzney im Magen,
sondern vielmehr der unmittelbaren Nervenwirkung, die sie
im Magen äußern, nämlich der krampfhaften Zusammen-
ziehungen zum Erbrechen. §. 470.

§. 529.

Die Drüsen, welche sich durch muskulöse Häute, die
sie umgeben, oder durch die Wirkung der Muskeln, zwi-
schen welchen sie liegen, ausleeren, §. 172. werden zu die-
ser Verrichtung, in so fern sie thierisch ist, sowohl durch
die thierischen Seelenkräfte, §. 172. 209. als durch äu-
ßere sinnliche Eindrücke, die in die Muskelfasern unmittel-
bar wirken, §. 473. gereizet; und da die Muskelfasern
auch der Nervenwirkungen innerer sinnlicher Eindrücke oh-
ne Vorstellungen fähig sind, §. 507. so können sie sich auch
durch die Nervenkraft dieser ergießen. So erfolget die
Ausleerung solcher Drüsen oft von allgemeinen Convulsio-
nen, die ein nicht empfundener äußerer sinnlicher Eindruck
von widernatürlichen Reizen des Magens erreget hat, als
eine mittelbare Nervenwirkung derselben. §. 419.

§. 530.

II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
ohne Vorſtellungen geſchehen koͤnnen, §. 522. muͤſſen
auch die Druͤſen ſolcher Nervenwirkungen von ihnen faͤhig
ſeyn. Durch dieſe Nervenkraft innerer ſinnlicher Eindruͤ-
cke ohne Vorſtellungen verurſachen gewiſſe aͤußere ſinnliche
Eindruͤcke von Speiſen und Giften in den Magen, die
nicht empfunden werden, einen haͤufigen Speichelfluß und
einen Auswurf durch die Luftroͤhre, als ihre mittelbare Ner-
venwirkung. §. 419. Denn wenn man ein wenig Brech-
weinſtein oder Meerzwiebel auch ſo verſchlucket, daß der
Mund davon nicht unmittelbar beruͤhret wird, z. E. in
Oblate, ſo laͤuft bald darauf der Speichel im Munde haͤufig
zuſammen, und erfolget ein Auswurf auch durch die Luft-
roͤhre, ohne daß man von dem ſinnlichen Eindrucke dieſer
Arzneyen in den Magen etwas empfunden haͤtte: denn die
darauf erſt folgende Uebligkeit iſt nicht eine Empfindung
der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke dieſer Arzney im Magen,
ſondern vielmehr der unmittelbaren Nervenwirkung, die ſie
im Magen aͤußern, naͤmlich der krampfhaften Zuſammen-
ziehungen zum Erbrechen. §. 470.

§. 529.

Die Druͤſen, welche ſich durch muskuloͤſe Haͤute, die
ſie umgeben, oder durch die Wirkung der Muskeln, zwi-
ſchen welchen ſie liegen, ausleeren, §. 172. werden zu die-
ſer Verrichtung, in ſo fern ſie thieriſch iſt, ſowohl durch
die thieriſchen Seelenkraͤfte, §. 172. 209. als durch aͤu-
ßere ſinnliche Eindruͤcke, die in die Muskelfaſern unmittel-
bar wirken, §. 473. gereizet; und da die Muskelfaſern
auch der Nervenwirkungen innerer ſinnlicher Eindruͤcke oh-
ne Vorſtellungen faͤhig ſind, §. 507. ſo koͤnnen ſie ſich auch
durch die Nervenkraft dieſer ergießen. So erfolget die
Ausleerung ſolcher Druͤſen oft von allgemeinen Convulſio-
nen, die ein nicht empfundener aͤußerer ſinnlicher Eindruck
von widernatuͤrlichen Reizen des Magens erreget hat, als
eine mittelbare Nervenwirkung derſelben. §. 419.

§. 530.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0546" n="522"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. &#x017F;innl. Eindr.</hi></fw><lb/>
ohne Vor&#x017F;tellungen ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen, §. 522. mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch die Dru&#x0364;&#x017F;en &#x017F;olcher Nervenwirkungen von ihnen fa&#x0364;hig<lb/>
&#x017F;eyn. Durch die&#x017F;e Nervenkraft innerer &#x017F;innlicher Eindru&#x0364;-<lb/>
cke ohne Vor&#x017F;tellungen verur&#x017F;achen gewi&#x017F;&#x017F;e a&#x0364;ußere &#x017F;innliche<lb/>
Eindru&#x0364;cke von Spei&#x017F;en und Giften in den Magen, die<lb/>
nicht empfunden werden, einen ha&#x0364;ufigen Speichelfluß und<lb/>
einen Auswurf durch die Luftro&#x0364;hre, als ihre mittelbare Ner-<lb/>
venwirkung. §. 419. Denn wenn man ein wenig Brech-<lb/>
wein&#x017F;tein oder Meerzwiebel auch &#x017F;o ver&#x017F;chlucket, daß der<lb/>
Mund davon nicht unmittelbar beru&#x0364;hret wird, z. E. in<lb/>
Oblate, &#x017F;o la&#x0364;uft bald darauf der Speichel im Munde ha&#x0364;ufig<lb/>
zu&#x017F;ammen, und erfolget ein Auswurf auch durch die Luft-<lb/>
ro&#x0364;hre, ohne daß man von dem &#x017F;innlichen Eindrucke die&#x017F;er<lb/>
Arzneyen in den Magen etwas empfunden ha&#x0364;tte: denn die<lb/>
darauf er&#x017F;t folgende Uebligkeit i&#x017F;t nicht eine Empfindung<lb/>
der a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke die&#x017F;er Arzney im Magen,<lb/>
&#x017F;ondern vielmehr der unmittelbaren Nervenwirkung, die &#x017F;ie<lb/>
im Magen a&#x0364;ußern, na&#x0364;mlich der krampfhaften Zu&#x017F;ammen-<lb/>
ziehungen zum Erbrechen. §. 470.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 529.</head><lb/>
              <p>Die Dru&#x0364;&#x017F;en, welche &#x017F;ich durch muskulo&#x0364;&#x017F;e Ha&#x0364;ute, die<lb/>
&#x017F;ie umgeben, oder durch die Wirkung der Muskeln, zwi-<lb/>
&#x017F;chen welchen &#x017F;ie liegen, ausleeren, §. 172. werden zu die-<lb/>
&#x017F;er Verrichtung, in &#x017F;o fern &#x017F;ie thieri&#x017F;ch i&#x017F;t, &#x017F;owohl durch<lb/>
die thieri&#x017F;chen Seelenkra&#x0364;fte, §. 172. 209. als durch a&#x0364;u-<lb/>
ßere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke, die in die Muskelfa&#x017F;ern unmittel-<lb/>
bar wirken, §. 473. gereizet; und da die Muskelfa&#x017F;ern<lb/>
auch der Nervenwirkungen innerer &#x017F;innlicher Eindru&#x0364;cke oh-<lb/>
ne Vor&#x017F;tellungen fa&#x0364;hig &#x017F;ind, §. 507. &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie &#x017F;ich auch<lb/>
durch die Nervenkraft die&#x017F;er ergießen. So erfolget die<lb/>
Ausleerung &#x017F;olcher Dru&#x0364;&#x017F;en oft von allgemeinen Convul&#x017F;io-<lb/>
nen, die ein nicht empfundener a&#x0364;ußerer &#x017F;innlicher Eindruck<lb/>
von widernatu&#x0364;rlichen Reizen des Magens erreget hat, als<lb/>
eine mittelbare Nervenwirkung der&#x017F;elben. §. 419.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 530.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0546] II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr. ohne Vorſtellungen geſchehen koͤnnen, §. 522. muͤſſen auch die Druͤſen ſolcher Nervenwirkungen von ihnen faͤhig ſeyn. Durch dieſe Nervenkraft innerer ſinnlicher Eindruͤ- cke ohne Vorſtellungen verurſachen gewiſſe aͤußere ſinnliche Eindruͤcke von Speiſen und Giften in den Magen, die nicht empfunden werden, einen haͤufigen Speichelfluß und einen Auswurf durch die Luftroͤhre, als ihre mittelbare Ner- venwirkung. §. 419. Denn wenn man ein wenig Brech- weinſtein oder Meerzwiebel auch ſo verſchlucket, daß der Mund davon nicht unmittelbar beruͤhret wird, z. E. in Oblate, ſo laͤuft bald darauf der Speichel im Munde haͤufig zuſammen, und erfolget ein Auswurf auch durch die Luft- roͤhre, ohne daß man von dem ſinnlichen Eindrucke dieſer Arzneyen in den Magen etwas empfunden haͤtte: denn die darauf erſt folgende Uebligkeit iſt nicht eine Empfindung der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke dieſer Arzney im Magen, ſondern vielmehr der unmittelbaren Nervenwirkung, die ſie im Magen aͤußern, naͤmlich der krampfhaften Zuſammen- ziehungen zum Erbrechen. §. 470. §. 529. Die Druͤſen, welche ſich durch muskuloͤſe Haͤute, die ſie umgeben, oder durch die Wirkung der Muskeln, zwi- ſchen welchen ſie liegen, ausleeren, §. 172. werden zu die- ſer Verrichtung, in ſo fern ſie thieriſch iſt, ſowohl durch die thieriſchen Seelenkraͤfte, §. 172. 209. als durch aͤu- ßere ſinnliche Eindruͤcke, die in die Muskelfaſern unmittel- bar wirken, §. 473. gereizet; und da die Muskelfaſern auch der Nervenwirkungen innerer ſinnlicher Eindruͤcke oh- ne Vorſtellungen faͤhig ſind, §. 507. ſo koͤnnen ſie ſich auch durch die Nervenkraft dieſer ergießen. So erfolget die Ausleerung ſolcher Druͤſen oft von allgemeinen Convulſio- nen, die ein nicht empfundener aͤußerer ſinnlicher Eindruck von widernatuͤrlichen Reizen des Magens erreget hat, als eine mittelbare Nervenwirkung derſelben. §. 419. §. 530.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/546
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/546>, abgerufen am 22.11.2024.