Die thierischen Bewegungen der Gliedmaßen der Sinne, in so fern sie blos als mechanische Maschinen be- trachtet werden, sind, weil sie durch Muskeln geschehen, und gemeiniglich Seelenwirkungen, ja oft willkührlich zu seyn pflegen, §. 177. 216. in Absicht des Einflusses der Nervenkräfte innerer sinnlicher Eindrücke ohne Vorstellun- gen eben so zu beurtheilen, wie die thierischen Bewegun- gen andrer Glieder durch die Muskeln. §. 508. Ein in- nerer sinnlicher Eindruck ohne Vorstellungen in die Nerven, welche die Augen bewegen, verdreht sie eben so, wie es willkührlich geschieht, u. s. w. Es ist unnöthig hier- von mehr Beyspiele zu geben.
§. 540.
Die thierischen Verrichtungen der Geschlechtstheile sind bey Thieren, deren Körper nicht zu sehr von der Strucktur der vierfüßigen abweichen, unstreitig gemeinig- lich Seelenwirkungen. §. 178. 179. Wenn man die thie- rischen Verrichtungen einiger ihrer Bestandtheile, z. E. der Abscheidungswerkzeuge, der Blutgefäße, der Mus- keln, u. s. w. insbesondre betrachtet, so können sie aller- dings Nervenwirkungen sowohl äußerer, §. 481. als in- nerer sinnlicher Eindrücke seyn, §. 503. wie solches von jeder Art solcher thierischer Maschinen insbesondre erwie- sen worden ist. Allein auch selbst die einstimmige Hand- lung der Geschlechtstheile zur Begattung im Ganzen er- wäget, kann bey dergleichen Thieren eine Nervenwir- kung innerer sinnlicher Eindrücke seyn, da man oft Bey- spiele hat, daß in der Epilepsie, wo alle äußere Em- pfindung und das Bewußtseyn mangelt, und die von un- empfundenen äußern sinnlichen Eindrücken im Magen zu entstehen pflegt, die Geschlechtstheile nicht nur in den völligen Zustand, wie bey der Begattung gerathen, son- dern auch sich wirklich eben so ausleeren. Die wirkliche Begattung einiger Thiere von andrer Art, nach gesche-
hener
II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
§. 539.
Die thieriſchen Bewegungen der Gliedmaßen der Sinne, in ſo fern ſie blos als mechaniſche Maſchinen be- trachtet werden, ſind, weil ſie durch Muskeln geſchehen, und gemeiniglich Seelenwirkungen, ja oft willkuͤhrlich zu ſeyn pflegen, §. 177. 216. in Abſicht des Einfluſſes der Nervenkraͤfte innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellun- gen eben ſo zu beurtheilen, wie die thieriſchen Bewegun- gen andrer Glieder durch die Muskeln. §. 508. Ein in- nerer ſinnlicher Eindruck ohne Vorſtellungen in die Nerven, welche die Augen bewegen, verdreht ſie eben ſo, wie es willkuͤhrlich geſchieht, u. ſ. w. Es iſt unnoͤthig hier- von mehr Beyſpiele zu geben.
§. 540.
Die thieriſchen Verrichtungen der Geſchlechtstheile ſind bey Thieren, deren Koͤrper nicht zu ſehr von der Strucktur der vierfuͤßigen abweichen, unſtreitig gemeinig- lich Seelenwirkungen. §. 178. 179. Wenn man die thie- riſchen Verrichtungen einiger ihrer Beſtandtheile, z. E. der Abſcheidungswerkzeuge, der Blutgefaͤße, der Mus- keln, u. ſ. w. insbeſondre betrachtet, ſo koͤnnen ſie aller- dings Nervenwirkungen ſowohl aͤußerer, §. 481. als in- nerer ſinnlicher Eindruͤcke ſeyn, §. 503. wie ſolches von jeder Art ſolcher thieriſcher Maſchinen insbeſondre erwie- ſen worden iſt. Allein auch ſelbſt die einſtimmige Hand- lung der Geſchlechtstheile zur Begattung im Ganzen er- waͤget, kann bey dergleichen Thieren eine Nervenwir- kung innerer ſinnlicher Eindruͤcke ſeyn, da man oft Bey- ſpiele hat, daß in der Epilepſie, wo alle aͤußere Em- pfindung und das Bewußtſeyn mangelt, und die von un- empfundenen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken im Magen zu entſtehen pflegt, die Geſchlechtstheile nicht nur in den voͤlligen Zuſtand, wie bey der Begattung gerathen, ſon- dern auch ſich wirklich eben ſo ausleeren. Die wirkliche Begattung einiger Thiere von andrer Art, nach geſche-
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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
§. 539.
Die thieriſchen Bewegungen der Gliedmaßen der
Sinne, in ſo fern ſie blos als mechaniſche Maſchinen be-
trachtet werden, ſind, weil ſie durch Muskeln geſchehen,
und gemeiniglich Seelenwirkungen, ja oft willkuͤhrlich zu
ſeyn pflegen, §. 177. 216. in Abſicht des Einfluſſes der
Nervenkraͤfte innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellun-
gen eben ſo zu beurtheilen, wie die thieriſchen Bewegun-
gen andrer Glieder durch die Muskeln. §. 508. Ein in-
nerer ſinnlicher Eindruck ohne Vorſtellungen in die Nerven,
welche die Augen bewegen, verdreht ſie eben ſo, wie es
willkuͤhrlich geſchieht, u. ſ. w. Es iſt unnoͤthig hier-
von mehr Beyſpiele zu geben.
§. 540.
Die thieriſchen Verrichtungen der Geſchlechtstheile
ſind bey Thieren, deren Koͤrper nicht zu ſehr von der
Strucktur der vierfuͤßigen abweichen, unſtreitig gemeinig-
lich Seelenwirkungen. §. 178. 179. Wenn man die thie-
riſchen Verrichtungen einiger ihrer Beſtandtheile, z. E.
der Abſcheidungswerkzeuge, der Blutgefaͤße, der Mus-
keln, u. ſ. w. insbeſondre betrachtet, ſo koͤnnen ſie aller-
dings Nervenwirkungen ſowohl aͤußerer, §. 481. als in-
nerer ſinnlicher Eindruͤcke ſeyn, §. 503. wie ſolches von
jeder Art ſolcher thieriſcher Maſchinen insbeſondre erwie-
ſen worden iſt. Allein auch ſelbſt die einſtimmige Hand-
lung der Geſchlechtstheile zur Begattung im Ganzen er-
waͤget, kann bey dergleichen Thieren eine Nervenwir-
kung innerer ſinnlicher Eindruͤcke ſeyn, da man oft Bey-
ſpiele hat, daß in der Epilepſie, wo alle aͤußere Em-
pfindung und das Bewußtſeyn mangelt, und die von un-
empfundenen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken im Magen zu
entſtehen pflegt, die Geſchlechtstheile nicht nur in den
voͤlligen Zuſtand, wie bey der Begattung gerathen, ſon-
dern auch ſich wirklich eben ſo ausleeren. Die wirkliche
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/554>, abgerufen am 23.11.2024.
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