durch andre Reize nachzuahmen wissen, wie die sinnliche Lust oder Unlust dieselbe durch Seelenwirkungen unstreitig verändert. Außerdem fehlet es doch auch nicht an Erfah- rungen, die die Wirksamkeit der innern sinnlichen Eindrü- cke ohne Vorstellungen in die natürliche Bewegung des Herzens höchst wahrscheinlich machen; §. 519. und wenn endlich auch diese nicht so deutlich in sie wirketen, so thun es die unempfundenen äußern sinnlichen Eindrücke desto augenscheinlicher. §. 455. Zudem gehöret auch der thie- rische Mechanismus des Athemholens und der Umlauf des Bluts, besonders durch die Brust, ebenfalls zu den Le- bensbewegungen, und in diese haben die Nervenkräfte aller sinnlichen Eindrücke einen unstreitigen Einfluß. §. 519. 520. 525. Also fehlet es keinesweges an Mitteln und Wegen, wie die Nervenkräfte die Lebensbewegungen eben so thierisch verändern können, wie es die innern sinnlichen Eindrücke der Lust und Unlust durch Seelenwirkungen thun.
§. 547.
Durch die Eindrücke der Lust oder Unlust der Sin- ne, d. i. der äußern Empfindungen, in so fern sie ange- nehm oder unangenehm, Kitzel oder Schmerz sind, wird die thierische Veränderung der Lebensbewegungen als eine Seelenwirkung verursachet. §. 80. 250. Nun liegt aber der Grund, warum eine äußere Empfindung angenehm oder unangenehm, Kitzel oder Schmerz ist, in der Ver- schiedenheit des äußern sinnlichen Eindrucks, und diese Verschiedenheit bleibt, es mag derselbe empfunden werden, oder nicht. §. 189. Mithin müssen die Nervenkräfte der äußern finnlichen Eindrücke schon allein diejenigen unter- scheidenden thierischen Veränderungen in den Lebensbewe- gungen hervorbringen, welche die Lust oder Unlust der Sin- ne in ihnen verursachen wird, wenn die Empfindung der- selben entweder angenehm oder unangenehm, entweder Ki- tzel oder Schmerz wäre. §. 433. Es sind davon schon oben Erfahrungen angeführet worden. §. 434. Man
kann
II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
durch andre Reize nachzuahmen wiſſen, wie die ſinnliche Luſt oder Unluſt dieſelbe durch Seelenwirkungen unſtreitig veraͤndert. Außerdem fehlet es doch auch nicht an Erfah- rungen, die die Wirkſamkeit der innern ſinnlichen Eindruͤ- cke ohne Vorſtellungen in die natuͤrliche Bewegung des Herzens hoͤchſt wahrſcheinlich machen; §. 519. und wenn endlich auch dieſe nicht ſo deutlich in ſie wirketen, ſo thun es die unempfundenen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke deſto augenſcheinlicher. §. 455. Zudem gehoͤret auch der thie- riſche Mechanismus des Athemholens und der Umlauf des Bluts, beſonders durch die Bruſt, ebenfalls zu den Le- bensbewegungen, und in dieſe haben die Nervenkraͤfte aller ſinnlichen Eindruͤcke einen unſtreitigen Einfluß. §. 519. 520. 525. Alſo fehlet es keinesweges an Mitteln und Wegen, wie die Nervenkraͤfte die Lebensbewegungen eben ſo thieriſch veraͤndern koͤnnen, wie es die innern ſinnlichen Eindruͤcke der Luſt und Unluſt durch Seelenwirkungen thun.
§. 547.
Durch die Eindruͤcke der Luſt oder Unluſt der Sin- ne, d. i. der aͤußern Empfindungen, in ſo fern ſie ange- nehm oder unangenehm, Kitzel oder Schmerz ſind, wird die thieriſche Veraͤnderung der Lebensbewegungen als eine Seelenwirkung verurſachet. §. 80. 250. Nun liegt aber der Grund, warum eine aͤußere Empfindung angenehm oder unangenehm, Kitzel oder Schmerz iſt, in der Ver- ſchiedenheit des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, und dieſe Verſchiedenheit bleibt, es mag derſelbe empfunden werden, oder nicht. §. 189. Mithin muͤſſen die Nervenkraͤfte der aͤußern finnlichen Eindruͤcke ſchon allein diejenigen unter- ſcheidenden thieriſchen Veraͤnderungen in den Lebensbewe- gungen hervorbringen, welche die Luſt oder Unluſt der Sin- ne in ihnen verurſachen wird, wenn die Empfindung der- ſelben entweder angenehm oder unangenehm, entweder Ki- tzel oder Schmerz waͤre. §. 433. Es ſind davon ſchon oben Erfahrungen angefuͤhret worden. §. 434. Man
kann
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II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
durch andre Reize nachzuahmen wiſſen, wie die ſinnliche
Luſt oder Unluſt dieſelbe durch Seelenwirkungen unſtreitig
veraͤndert. Außerdem fehlet es doch auch nicht an Erfah-
rungen, die die Wirkſamkeit der innern ſinnlichen Eindruͤ-
cke ohne Vorſtellungen in die natuͤrliche Bewegung des
Herzens hoͤchſt wahrſcheinlich machen; §. 519. und wenn
endlich auch dieſe nicht ſo deutlich in ſie wirketen, ſo thun
es die unempfundenen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke deſto
augenſcheinlicher. §. 455. Zudem gehoͤret auch der thie-
riſche Mechanismus des Athemholens und der Umlauf des
Bluts, beſonders durch die Bruſt, ebenfalls zu den Le-
bensbewegungen, und in dieſe haben die Nervenkraͤfte aller
ſinnlichen Eindruͤcke einen unſtreitigen Einfluß. §. 519.
520. 525. Alſo fehlet es keinesweges an Mitteln und
Wegen, wie die Nervenkraͤfte die Lebensbewegungen eben
ſo thieriſch veraͤndern koͤnnen, wie es die innern ſinnlichen
Eindruͤcke der Luſt und Unluſt durch Seelenwirkungen thun.
§. 547.
Durch die Eindruͤcke der Luſt oder Unluſt der Sin-
ne, d. i. der aͤußern Empfindungen, in ſo fern ſie ange-
nehm oder unangenehm, Kitzel oder Schmerz ſind, wird
die thieriſche Veraͤnderung der Lebensbewegungen als eine
Seelenwirkung verurſachet. §. 80. 250. Nun liegt aber
der Grund, warum eine aͤußere Empfindung angenehm
oder unangenehm, Kitzel oder Schmerz iſt, in der Ver-
ſchiedenheit des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, und dieſe
Verſchiedenheit bleibt, es mag derſelbe empfunden werden,
oder nicht. §. 189. Mithin muͤſſen die Nervenkraͤfte der
aͤußern finnlichen Eindruͤcke ſchon allein diejenigen unter-
ſcheidenden thieriſchen Veraͤnderungen in den Lebensbewe-
gungen hervorbringen, welche die Luſt oder Unluſt der Sin-
ne in ihnen verurſachen wird, wenn die Empfindung der-
ſelben entweder angenehm oder unangenehm, entweder Ki-
tzel oder Schmerz waͤre. §. 433. Es ſind davon ſchon
oben Erfahrungen angefuͤhret worden. §. 434. Man
kann
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/564>, abgerufen am 24.11.2024.
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