nicht überhaupt eine Seelenwirkung seyn könnte. Die Zusammenziehungen einzelner Muskelfasern, der Mus- kelbündel, ganzer Muskeln, muskulöser Eingeweide, und die davon abhangenden thierischen Bewegungen der Glie- der, die Wirkungen ihrer Reizbarkeit zu seyn pflegen, §. 445 -- 448. sind der täglichen Erfahrung zu Folge zum öftern Seelenwirkungen von äußern Empfindungen, §. 204. Einbildungen, §. 229. Vorhersehungen, §. 240. sinnlichen Reizungen, §. 251. Trieben und Leidenschaften, §. 255. 256. und des Willens. §. 335.
§. 586.
Da aber die unmittelbaren Nervenwirkungen der äu- ßern sinnlichen Eindrücke an eben der Stelle, wo die letztern geschehen, hervorgebracht werden, auch wenn sie nicht, oder doch schon ehe sie durch den Nerven zum Gehirn aufsteigen; §. 418. so ist das noch eine an- dre der Erörterung würdige Frage, ob eben derselbe un- empfundene äußere sinnliche Eindruck, der an seiner Stelle eine unmittelbare Nervenwirkung verursachet, wenn er im Nerven aufsteigt und empfunden wird, eben die- selbe thierische Bewegung als eine Seelenwirkung dieser seiner äußern Empfindung ersetzen könne? Bey der Be- antwortung dieser Frage giebt es eben die Schwierig- keit, wie bey der obigen über die mittelbaren Nerven- wirkungen. §. 582. Wenn ein Muskel berühret wird, so zieht er sich durch die Nervenkraft dieses äußern sinn- lichen Eindrucks unmittelbar an der Stelle thierisch zu- sammen, wenn auch gleich derselbe nicht empfunden wer- den kann. Würde nun wohl eben der äußere sinnliche Eindruck, wenn er zum Gehirn gelanget und empfunden wird, eben dieses Zusammenziehen des Muskels an eben der Stelle als eine Seelenwirkung seiner äußern Em- pfindung hervorbringen? Es scheint allerdings so, denn es erfolget auch in den Fällen, wenn er empfunden wird.
Allein
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2 Abſchn. Erſetz. der Nervenw. durch Seelenw.
nicht uͤberhaupt eine Seelenwirkung ſeyn koͤnnte. Die Zuſammenziehungen einzelner Muskelfaſern, der Mus- kelbuͤndel, ganzer Muskeln, muskuloͤſer Eingeweide, und die davon abhangenden thieriſchen Bewegungen der Glie- der, die Wirkungen ihrer Reizbarkeit zu ſeyn pflegen, §. 445 — 448. ſind der taͤglichen Erfahrung zu Folge zum oͤftern Seelenwirkungen von aͤußern Empfindungen, §. 204. Einbildungen, §. 229. Vorherſehungen, §. 240. ſinnlichen Reizungen, §. 251. Trieben und Leidenſchaften, §. 255. 256. und des Willens. §. 335.
§. 586.
Da aber die unmittelbaren Nervenwirkungen der aͤu- ßern ſinnlichen Eindruͤcke an eben der Stelle, wo die letztern geſchehen, hervorgebracht werden, auch wenn ſie nicht, oder doch ſchon ehe ſie durch den Nerven zum Gehirn aufſteigen; §. 418. ſo iſt das noch eine an- dre der Eroͤrterung wuͤrdige Frage, ob eben derſelbe un- empfundene aͤußere ſinnliche Eindruck, der an ſeiner Stelle eine unmittelbare Nervenwirkung verurſachet, wenn er im Nerven aufſteigt und empfunden wird, eben die- ſelbe thieriſche Bewegung als eine Seelenwirkung dieſer ſeiner aͤußern Empfindung erſetzen koͤnne? Bey der Be- antwortung dieſer Frage giebt es eben die Schwierig- keit, wie bey der obigen uͤber die mittelbaren Nerven- wirkungen. §. 582. Wenn ein Muskel beruͤhret wird, ſo zieht er ſich durch die Nervenkraft dieſes aͤußern ſinn- lichen Eindrucks unmittelbar an der Stelle thieriſch zu- ſammen, wenn auch gleich derſelbe nicht empfunden wer- den kann. Wuͤrde nun wohl eben der aͤußere ſinnliche Eindruck, wenn er zum Gehirn gelanget und empfunden wird, eben dieſes Zuſammenziehen des Muskels an eben der Stelle als eine Seelenwirkung ſeiner aͤußern Em- pfindung hervorbringen? Es ſcheint allerdings ſo, denn es erfolget auch in den Faͤllen, wenn er empfunden wird.
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2 Abſchn. Erſetz. der Nervenw. durch Seelenw.
nicht uͤberhaupt eine Seelenwirkung ſeyn koͤnnte. Die
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kelbuͤndel, ganzer Muskeln, muskuloͤſer Eingeweide, und
die davon abhangenden thieriſchen Bewegungen der Glie-
der, die Wirkungen ihrer Reizbarkeit zu ſeyn pflegen,
§. 445 — 448. ſind der taͤglichen Erfahrung zu Folge
zum oͤftern Seelenwirkungen von aͤußern Empfindungen,
§. 204. Einbildungen, §. 229. Vorherſehungen, §. 240.
ſinnlichen Reizungen, §. 251. Trieben und Leidenſchaften,
§. 255. 256. und des Willens. §. 335.
§. 586.
Da aber die unmittelbaren Nervenwirkungen der aͤu-
ßern ſinnlichen Eindruͤcke an eben der Stelle, wo die
letztern geſchehen, hervorgebracht werden, auch wenn
ſie nicht, oder doch ſchon ehe ſie durch den Nerven zum
Gehirn aufſteigen; §. 418. ſo iſt das noch eine an-
dre der Eroͤrterung wuͤrdige Frage, ob eben derſelbe un-
empfundene aͤußere ſinnliche Eindruck, der an ſeiner
Stelle eine unmittelbare Nervenwirkung verurſachet, wenn
er im Nerven aufſteigt und empfunden wird, eben die-
ſelbe thieriſche Bewegung als eine Seelenwirkung dieſer
ſeiner aͤußern Empfindung erſetzen koͤnne? Bey der Be-
antwortung dieſer Frage giebt es eben die Schwierig-
keit, wie bey der obigen uͤber die mittelbaren Nerven-
wirkungen. §. 582. Wenn ein Muskel beruͤhret wird,
ſo zieht er ſich durch die Nervenkraft dieſes aͤußern ſinn-
lichen Eindrucks unmittelbar an der Stelle thieriſch zu-
ſammen, wenn auch gleich derſelbe nicht empfunden wer-
den kann. Wuͤrde nun wohl eben der aͤußere ſinnliche
Eindruck, wenn er zum Gehirn gelanget und empfunden
wird, eben dieſes Zuſammenziehen des Muskels an eben
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es erfolget auch in den Faͤllen, wenn er empfunden wird.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/619>, abgerufen am 24.11.2024.
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