Drittes Kapitel. Vom Ursprunge der thierischen Natur.
§. 628.
Der Anfang der thierischen Natur ist ihre Erzeugung. (ihr Ursprung.)B. M. §. 311. Ein Thier (in der weitesten Bedeutung,) wird also erzeuget, oder ent- steht, sobald ein organischer Körper durch die thierischen bewegenden Kräfte seiner eignen thierischen Maschinen re- gieret zu werden fähig ist. §. 600. Ehe ein organischer Körper nicht wenigstens Nerven mit Lebensgeistern, §. 15. oder Aehnlichkeiten derselben, welchen die Nervenkräfte der sinnlichen Eindrücke von Natur eigen sind, erhält, kann daraus kein Thier, auch nicht einmal ein unbeseeltes ent- springen. §. 604. So lange das unbeseelte kein Gehirn mit Lebensgeistern, §. 15. oder etwas dem Aehnliches, dem thierische Seelenkräfte von Natur eigen sind, erhält, mit- hin mit einer Seele in die genaueste Gemeinschaft tritt, §. 10. kann es nicht zum beseelten, §. 349. auch nicht ein- mal zum blos sinnlichen, oder unvernünftigen Thiere wer- den. §. 605. So lange die Seele eines blos sinnlichen Thieres nicht das Vermögen erhält, auch durch nicht sinn- liche Vorstellungen, §. 76. 574. und den Willen, §. 96. den Körper zu regieren, kann es kein vernünftiges Thier werden. §. 605.
§. 629.
Alle Thiere entspringen aus einem ihnen ähnlichen Thiere. Einige und zwar die kleinsten, die wenige oder gar keine Gliedmaßen haben, in deren Theilen eine sehr geringe Verschiedenheit herrschet, deren Leben von sehr kur- zer Dauer ist, und deren thierische Verrichtungen wenig und vollkommen gleichförmig sind, werden auf eine sehr einfache Weise erzeuget. Sie gebähren Thiere, die ihnen
ähnlich
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3 Kap. Urſprung der thieriſchen Natur.
Drittes Kapitel. Vom Urſprunge der thieriſchen Natur.
§. 628.
Der Anfang der thieriſchen Natur iſt ihre Erzeugung. (ihr Urſprung.)B. M. §. 311. Ein Thier (in der weiteſten Bedeutung,) wird alſo erzeuget, oder ent- ſteht, ſobald ein organiſcher Koͤrper durch die thieriſchen bewegenden Kraͤfte ſeiner eignen thieriſchen Maſchinen re- gieret zu werden faͤhig iſt. §. 600. Ehe ein organiſcher Koͤrper nicht wenigſtens Nerven mit Lebensgeiſtern, §. 15. oder Aehnlichkeiten derſelben, welchen die Nervenkraͤfte der ſinnlichen Eindruͤcke von Natur eigen ſind, erhaͤlt, kann daraus kein Thier, auch nicht einmal ein unbeſeeltes ent- ſpringen. §. 604. So lange das unbeſeelte kein Gehirn mit Lebensgeiſtern, §. 15. oder etwas dem Aehnliches, dem thieriſche Seelenkraͤfte von Natur eigen ſind, erhaͤlt, mit- hin mit einer Seele in die genaueſte Gemeinſchaft tritt, §. 10. kann es nicht zum beſeelten, §. 349. auch nicht ein- mal zum blos ſinnlichen, oder unvernuͤnftigen Thiere wer- den. §. 605. So lange die Seele eines blos ſinnlichen Thieres nicht das Vermoͤgen erhaͤlt, auch durch nicht ſinn- liche Vorſtellungen, §. 76. 574. und den Willen, §. 96. den Koͤrper zu regieren, kann es kein vernuͤnftiges Thier werden. §. 605.
§. 629.
Alle Thiere entſpringen aus einem ihnen aͤhnlichen Thiere. Einige und zwar die kleinſten, die wenige oder gar keine Gliedmaßen haben, in deren Theilen eine ſehr geringe Verſchiedenheit herrſchet, deren Leben von ſehr kur- zer Dauer iſt, und deren thieriſche Verrichtungen wenig und vollkommen gleichfoͤrmig ſind, werden auf eine ſehr einfache Weiſe erzeuget. Sie gebaͤhren Thiere, die ihnen
aͤhnlich
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3 Kap. Urſprung der thieriſchen Natur.
Drittes Kapitel.
Vom Urſprunge der thieriſchen Natur.
§. 628.
Der Anfang der thieriſchen Natur iſt ihre Erzeugung.
(ihr Urſprung.) B. M. §. 311. Ein Thier (in
der weiteſten Bedeutung,) wird alſo erzeuget, oder ent-
ſteht, ſobald ein organiſcher Koͤrper durch die thieriſchen
bewegenden Kraͤfte ſeiner eignen thieriſchen Maſchinen re-
gieret zu werden faͤhig iſt. §. 600. Ehe ein organiſcher
Koͤrper nicht wenigſtens Nerven mit Lebensgeiſtern, §. 15.
oder Aehnlichkeiten derſelben, welchen die Nervenkraͤfte der
ſinnlichen Eindruͤcke von Natur eigen ſind, erhaͤlt, kann
daraus kein Thier, auch nicht einmal ein unbeſeeltes ent-
ſpringen. §. 604. So lange das unbeſeelte kein Gehirn
mit Lebensgeiſtern, §. 15. oder etwas dem Aehnliches, dem
thieriſche Seelenkraͤfte von Natur eigen ſind, erhaͤlt, mit-
hin mit einer Seele in die genaueſte Gemeinſchaft tritt,
§. 10. kann es nicht zum beſeelten, §. 349. auch nicht ein-
mal zum blos ſinnlichen, oder unvernuͤnftigen Thiere wer-
den. §. 605. So lange die Seele eines blos ſinnlichen
Thieres nicht das Vermoͤgen erhaͤlt, auch durch nicht ſinn-
liche Vorſtellungen, §. 76. 574. und den Willen, §. 96.
den Koͤrper zu regieren, kann es kein vernuͤnftiges Thier
werden. §. 605.
§. 629.
Alle Thiere entſpringen aus einem ihnen aͤhnlichen
Thiere. Einige und zwar die kleinſten, die wenige oder
gar keine Gliedmaßen haben, in deren Theilen eine ſehr
geringe Verſchiedenheit herrſchet, deren Leben von ſehr kur-
zer Dauer iſt, und deren thieriſche Verrichtungen wenig
und vollkommen gleichfoͤrmig ſind, werden auf eine ſehr
einfache Weiſe erzeuget. Sie gebaͤhren Thiere, die ihnen
aͤhnlich
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/671>, abgerufen am 22.11.2024.
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