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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
ähnlich sind, ohne Unterschied des Geschlechts, so daß alle
fruchtbar sind und keins befruchtet. Von diesen bringen
manche ihre Jungen, die sie in ihrem Leibe empfangen ha-
ben, durch irgend eine Spalte an den Tag. Von andern
gehen etliche Gliedmaßen ab, die sich in Thiere ergänzen,
welche denen ähnlich sind, von denen sie abgenommen wor-
den. Diese Art der Erzeugung ist weit ausgedehnt, und
herrschet in dem größten Theile des Thierreiches. Die et-
was mehr zusammengesetzten Thiere gebähren zwar alle,
aber es wird in ihrem Körper ein besonderes Theilchen er-
zeuget, das dem ganzen Thiere unähnlich ist und von eini-
gen Decken umschlossen wird, welche ein Thierchen enthal-
ten, das dereinst demjenigen ähnlich werden wird, in wel-
chem es erzeuget worden ist. Dieses Theilchen wird ein Ey
genennet. Einige nicht sehr zahlreiche Thiere haben zu-
gleich Eyer und einen männlichen Samen, so daß sich bey-
de Geschlechter in einem und eben demselben Thiere vereini-
gen. Der männliche Same muß nothwendig den Eyern
zugegossen werden, um sie fruchtbar zu machen, obschon
er selbst nie in ein neues Thier erwächst. Jn dieser Klasse
wird also ein Saft durch besondre Werkzeuge erzeuget, mit
welchem das Ey begossen wird, das gleichfalls durch beson-
dre, aber von jenen verschiedene Werkzeuge erzeuget wor-
den ist. Weit größer ist die Anzahl derjenigen Thiere, die
zwar sowohl einen männlichen Samen, als weibliche Eyer
besitzen, die aber nicht fähig sind, sich selbst zu befruchten,
sondern einer wahren Begattung bedürfen, zu welcher sie
durch einen blinden Trieb gereizet werden. Die meisten
kalten Thiere, die beyderley Geschlechter unter sich haben,
begießen die Eyer erst alsdann mit ihrem Samen, wenn
dieselben schon aus dem Leibe der Mutter herausgetreten
sind. Die warmen Thiere gießen ihren Samen in die
Gebährmutter des Weibleins selbst aus. Die Eyer mögen
nun in dem Körper der Weibchen gezeuget und durch die
Wärme innerhalb ihren Decken ausgebrütet werden, oder
die Weibchen mögen die lebende Frucht so lange in ihrer

Gebähr-

III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
aͤhnlich ſind, ohne Unterſchied des Geſchlechts, ſo daß alle
fruchtbar ſind und keins befruchtet. Von dieſen bringen
manche ihre Jungen, die ſie in ihrem Leibe empfangen ha-
ben, durch irgend eine Spalte an den Tag. Von andern
gehen etliche Gliedmaßen ab, die ſich in Thiere ergaͤnzen,
welche denen aͤhnlich ſind, von denen ſie abgenommen wor-
den. Dieſe Art der Erzeugung iſt weit ausgedehnt, und
herrſchet in dem groͤßten Theile des Thierreiches. Die et-
was mehr zuſammengeſetzten Thiere gebaͤhren zwar alle,
aber es wird in ihrem Koͤrper ein beſonderes Theilchen er-
zeuget, das dem ganzen Thiere unaͤhnlich iſt und von eini-
gen Decken umſchloſſen wird, welche ein Thierchen enthal-
ten, das dereinſt demjenigen aͤhnlich werden wird, in wel-
chem es erzeuget worden iſt. Dieſes Theilchen wird ein Ey
genennet. Einige nicht ſehr zahlreiche Thiere haben zu-
gleich Eyer und einen maͤnnlichen Samen, ſo daß ſich bey-
de Geſchlechter in einem und eben demſelben Thiere vereini-
gen. Der maͤnnliche Same muß nothwendig den Eyern
zugegoſſen werden, um ſie fruchtbar zu machen, obſchon
er ſelbſt nie in ein neues Thier erwaͤchſt. Jn dieſer Klaſſe
wird alſo ein Saft durch beſondre Werkzeuge erzeuget, mit
welchem das Ey begoſſen wird, das gleichfalls durch beſon-
dre, aber von jenen verſchiedene Werkzeuge erzeuget wor-
den iſt. Weit groͤßer iſt die Anzahl derjenigen Thiere, die
zwar ſowohl einen maͤnnlichen Samen, als weibliche Eyer
beſitzen, die aber nicht faͤhig ſind, ſich ſelbſt zu befruchten,
ſondern einer wahren Begattung beduͤrfen, zu welcher ſie
durch einen blinden Trieb gereizet werden. Die meiſten
kalten Thiere, die beyderley Geſchlechter unter ſich haben,
begießen die Eyer erſt alsdann mit ihrem Samen, wenn
dieſelben ſchon aus dem Leibe der Mutter herausgetreten
ſind. Die warmen Thiere gießen ihren Samen in die
Gebaͤhrmutter des Weibleins ſelbſt aus. Die Eyer moͤgen
nun in dem Koͤrper der Weibchen gezeuget und durch die
Waͤrme innerhalb ihren Decken ausgebruͤtet werden, oder
die Weibchen moͤgen die lebende Frucht ſo lange in ihrer

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[648/0672] III Th. Natur der Thiere im Ganzen. aͤhnlich ſind, ohne Unterſchied des Geſchlechts, ſo daß alle fruchtbar ſind und keins befruchtet. Von dieſen bringen manche ihre Jungen, die ſie in ihrem Leibe empfangen ha- ben, durch irgend eine Spalte an den Tag. Von andern gehen etliche Gliedmaßen ab, die ſich in Thiere ergaͤnzen, welche denen aͤhnlich ſind, von denen ſie abgenommen wor- den. Dieſe Art der Erzeugung iſt weit ausgedehnt, und herrſchet in dem groͤßten Theile des Thierreiches. Die et- was mehr zuſammengeſetzten Thiere gebaͤhren zwar alle, aber es wird in ihrem Koͤrper ein beſonderes Theilchen er- zeuget, das dem ganzen Thiere unaͤhnlich iſt und von eini- gen Decken umſchloſſen wird, welche ein Thierchen enthal- ten, das dereinſt demjenigen aͤhnlich werden wird, in wel- chem es erzeuget worden iſt. Dieſes Theilchen wird ein Ey genennet. Einige nicht ſehr zahlreiche Thiere haben zu- gleich Eyer und einen maͤnnlichen Samen, ſo daß ſich bey- de Geſchlechter in einem und eben demſelben Thiere vereini- gen. Der maͤnnliche Same muß nothwendig den Eyern zugegoſſen werden, um ſie fruchtbar zu machen, obſchon er ſelbſt nie in ein neues Thier erwaͤchſt. Jn dieſer Klaſſe wird alſo ein Saft durch beſondre Werkzeuge erzeuget, mit welchem das Ey begoſſen wird, das gleichfalls durch beſon- dre, aber von jenen verſchiedene Werkzeuge erzeuget wor- den iſt. Weit groͤßer iſt die Anzahl derjenigen Thiere, die zwar ſowohl einen maͤnnlichen Samen, als weibliche Eyer beſitzen, die aber nicht faͤhig ſind, ſich ſelbſt zu befruchten, ſondern einer wahren Begattung beduͤrfen, zu welcher ſie durch einen blinden Trieb gereizet werden. Die meiſten kalten Thiere, die beyderley Geſchlechter unter ſich haben, begießen die Eyer erſt alsdann mit ihrem Samen, wenn dieſelben ſchon aus dem Leibe der Mutter herausgetreten ſind. Die warmen Thiere gießen ihren Samen in die Gebaͤhrmutter des Weibleins ſelbſt aus. Die Eyer moͤgen nun in dem Koͤrper der Weibchen gezeuget und durch die Waͤrme innerhalb ihren Decken ausgebruͤtet werden, oder die Weibchen moͤgen die lebende Frucht ſo lange in ihrer Gebaͤhr-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/672>, abgerufen am 22.11.2024.