schlechter des Triebes zur Fortpflanzung, dessen Befriedi- gung, die Begattung, keinen andern natürlichen Zweck hat, als die Befruchtung der Eyer. Die Absichten von allen diesen verschiedenen Arten der Zeugung sind verborgen, doch scheint bey den unstreitig beseelten Thieren, die nach eigenen Absichten zu handeln vermögend sind, die Verschie- denheit der Geschlechter, welche den Trieb zur Fortpflan- zung erfoderte, die Absicht zu haben, diese Thiere zum ge- selligen Leben anzuhalten, wodurch sie vieler Bedürfnisse zu ihrer Erhaltung, Nothdurft, Bequemlichkeit, Beschü- tzung und zur Vermehrung des Geschlechts und Erziehung der Nachkommenschaft theilhaftig werden. §. 625. N. 6. H. P. §. 869.
§. 632.
So weit man mit der Beobachtung bey Thieren, die sich durch Eyer fortpflanzen, bis zum ersten Ursprunge ih- rer Jungen zurückgehen kann, findet man auch die Bestä- tigung davon, daß das neue Thier ein abgesondertes Theil- chen des ältern sey, dem es weder an der Anlage zu seinen thierischen, noch an den wesentlich nothwendigen mechani- schen Maschinen fehlet. §. 630. Denn der erste sichtbare Keim des neuen Thieres ist eine Gallert, von unbestimm- ter Gestalt, worinn sich ein Herz und Gefäße, ein Kopf mit einem großen flüssigen Gehirne und die Säule des Rü- ckenmarks unterscheiden lassen. Man sieht auch schon die sehr schnelle Bewegung des Herzens, wodurch wohl haupt- sächlich die Ausbildung der übrigen Theile bewerkstelliget wird. v. Hall. op. min. T. 2. pag. 369. Die Eingeweide, die Muskeln, die Nerven, die Gliedmaßen, die Knochen selbst, deren erste Gestalt ein Schleim ist, und die übrigen Gefäße des Körpers sind noch unsichtbar, H. P. §. 901. 906 -- 908. entwickeln sich aber nacheinander mit un- glaublicher Geschwindigkeit, H. P. §. 909. wie solches in der Physiologie vom eigentlichen Mechanismus thierischer Körper ausführlich gelehret wird. H. P. 30 Abschnitt.
Was
3 Kap. Urſprung der thieriſchen Natur.
ſchlechter des Triebes zur Fortpflanzung, deſſen Befriedi- gung, die Begattung, keinen andern natuͤrlichen Zweck hat, als die Befruchtung der Eyer. Die Abſichten von allen dieſen verſchiedenen Arten der Zeugung ſind verborgen, doch ſcheint bey den unſtreitig beſeelten Thieren, die nach eigenen Abſichten zu handeln vermoͤgend ſind, die Verſchie- denheit der Geſchlechter, welche den Trieb zur Fortpflan- zung erfoderte, die Abſicht zu haben, dieſe Thiere zum ge- ſelligen Leben anzuhalten, wodurch ſie vieler Beduͤrfniſſe zu ihrer Erhaltung, Nothdurft, Bequemlichkeit, Beſchuͤ- tzung und zur Vermehrung des Geſchlechts und Erziehung der Nachkommenſchaft theilhaftig werden. §. 625. N. 6. H. P. §. 869.
§. 632.
So weit man mit der Beobachtung bey Thieren, die ſich durch Eyer fortpflanzen, bis zum erſten Urſprunge ih- rer Jungen zuruͤckgehen kann, findet man auch die Beſtaͤ- tigung davon, daß das neue Thier ein abgeſondertes Theil- chen des aͤltern ſey, dem es weder an der Anlage zu ſeinen thieriſchen, noch an den weſentlich nothwendigen mechani- ſchen Maſchinen fehlet. §. 630. Denn der erſte ſichtbare Keim des neuen Thieres iſt eine Gallert, von unbeſtimm- ter Geſtalt, worinn ſich ein Herz und Gefaͤße, ein Kopf mit einem großen fluͤſſigen Gehirne und die Saͤule des Ruͤ- ckenmarks unterſcheiden laſſen. Man ſieht auch ſchon die ſehr ſchnelle Bewegung des Herzens, wodurch wohl haupt- ſaͤchlich die Ausbildung der uͤbrigen Theile bewerkſtelliget wird. v. Hall. op. min. T. 2. pag. 369. Die Eingeweide, die Muskeln, die Nerven, die Gliedmaßen, die Knochen ſelbſt, deren erſte Geſtalt ein Schleim iſt, und die uͤbrigen Gefaͤße des Koͤrpers ſind noch unſichtbar, H. P. §. 901. 906 — 908. entwickeln ſich aber nacheinander mit un- glaublicher Geſchwindigkeit, H. P. §. 909. wie ſolches in der Phyſiologie vom eigentlichen Mechanismus thieriſcher Koͤrper ausfuͤhrlich gelehret wird. H. P. 30 Abſchnitt.
Was
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3 Kap. Urſprung der thieriſchen Natur.
ſchlechter des Triebes zur Fortpflanzung, deſſen Befriedi-
gung, die Begattung, keinen andern natuͤrlichen Zweck hat,
als die Befruchtung der Eyer. Die Abſichten von allen
dieſen verſchiedenen Arten der Zeugung ſind verborgen,
doch ſcheint bey den unſtreitig beſeelten Thieren, die nach
eigenen Abſichten zu handeln vermoͤgend ſind, die Verſchie-
denheit der Geſchlechter, welche den Trieb zur Fortpflan-
zung erfoderte, die Abſicht zu haben, dieſe Thiere zum ge-
ſelligen Leben anzuhalten, wodurch ſie vieler Beduͤrfniſſe
zu ihrer Erhaltung, Nothdurft, Bequemlichkeit, Beſchuͤ-
tzung und zur Vermehrung des Geſchlechts und Erziehung
der Nachkommenſchaft theilhaftig werden. §. 625. N. 6.
H. P. §. 869.
§. 632.
So weit man mit der Beobachtung bey Thieren, die
ſich durch Eyer fortpflanzen, bis zum erſten Urſprunge ih-
rer Jungen zuruͤckgehen kann, findet man auch die Beſtaͤ-
tigung davon, daß das neue Thier ein abgeſondertes Theil-
chen des aͤltern ſey, dem es weder an der Anlage zu ſeinen
thieriſchen, noch an den weſentlich nothwendigen mechani-
ſchen Maſchinen fehlet. §. 630. Denn der erſte ſichtbare
Keim des neuen Thieres iſt eine Gallert, von unbeſtimm-
ter Geſtalt, worinn ſich ein Herz und Gefaͤße, ein Kopf
mit einem großen fluͤſſigen Gehirne und die Saͤule des Ruͤ-
ckenmarks unterſcheiden laſſen. Man ſieht auch ſchon die
ſehr ſchnelle Bewegung des Herzens, wodurch wohl haupt-
ſaͤchlich die Ausbildung der uͤbrigen Theile bewerkſtelliget
wird. v. Hall. op. min. T. 2. pag. 369. Die Eingeweide,
die Muskeln, die Nerven, die Gliedmaßen, die Knochen
ſelbſt, deren erſte Geſtalt ein Schleim iſt, und die uͤbrigen
Gefaͤße des Koͤrpers ſind noch unſichtbar, H. P. §. 901.
906 — 908. entwickeln ſich aber nacheinander mit un-
glaublicher Geſchwindigkeit, H. P. §. 909. wie ſolches in
der Phyſiologie vom eigentlichen Mechanismus thieriſcher
Koͤrper ausfuͤhrlich gelehret wird. H. P. 30 Abſchnitt.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/675>, abgerufen am 22.11.2024.
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