fluß, welchen sie auf die eigentlichen thierischen Ma- schinen und Kräfte haben.
§. 647.
Weder die Nerven, noch bey beseelten Thieren das Ge- hirn, sind gleich anfangs bey einer für sich bestehenden Frucht schon vollkommen ausgebildet, noch aller ihrer Ner- ven- und thierischen Seelenkräfte im höchsten Grade fähig. Daß die Nerven von der Geburt an noch fortwachsen, er- hellet schon allein daraus, weil sich die mechanischen Ma- schinen, welchen Nerven einverleibet sind, nach und nach immer vergrößern, indem sie sowohl länger als breiter und dicker werden, und alle diese neuanwachsende Theile gleich- wohl auch mit den ihnen einverleibten Nerven versehen sind. Am deutlichsten aber sieht man es an den unbeseel- ten Thieren, von welchen man viele ansehnliche Theile des Körpers abschneiden kann, und die nachher mit neuen Ner- ven wieder wachsen. So kann ein Hummer eins seiner Beine nach dem andern verlieren, und sie pflegen ihm alle wieder zu wachsen. (vergl. Spallanzani phys. Abh. S. 54. etc.) Da nun diese neuen Gliedmaßen eben die Ner- venkräfte, oder eben die scheinbare Empfindlichkeit wieder erlangen, als die vorigen, so müssen sich ihnen auch wie- der neugewachsene Nerven einverleibet haben. Eben so ist es mit den Polypen, Regenwürmern, u. a. Diesen und den Schnecken wachsen sogar diejenigen Theile wieder, wel- che man, weil ihnen alle übrige Glieder in der Bewegung nachzufolgen pflegen, für ihre Köpfe halten kann, und da diese bey ihnen wenigstens die Verrichtung von allgemeinen Nervenknoten haben, wodurch ihre thierischen Handlungen auf besondre Weise bestimmet und regieret werden, §. 624. N. 4. so können sogar sehr wichtige und wesentliche Theile des Nervensystems und thierische Hauptkräfte nach der er- sten Bildung eines Thieres zuwachsen, die sie zu neuen thierischen Verrichtungen fähig machen. Das Gehirn der Schnecken, woraus zehn Nerven entspringen, wächst ihnen,
nach
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4 Kap. Das thieriſche Leben.
fluß, welchen ſie auf die eigentlichen thieriſchen Ma- ſchinen und Kraͤfte haben.
§. 647.
Weder die Nerven, noch bey beſeelten Thieren das Ge- hirn, ſind gleich anfangs bey einer fuͤr ſich beſtehenden Frucht ſchon vollkommen ausgebildet, noch aller ihrer Ner- ven- und thieriſchen Seelenkraͤfte im hoͤchſten Grade faͤhig. Daß die Nerven von der Geburt an noch fortwachſen, er- hellet ſchon allein daraus, weil ſich die mechaniſchen Ma- ſchinen, welchen Nerven einverleibet ſind, nach und nach immer vergroͤßern, indem ſie ſowohl laͤnger als breiter und dicker werden, und alle dieſe neuanwachſende Theile gleich- wohl auch mit den ihnen einverleibten Nerven verſehen ſind. Am deutlichſten aber ſieht man es an den unbeſeel- ten Thieren, von welchen man viele anſehnliche Theile des Koͤrpers abſchneiden kann, und die nachher mit neuen Ner- ven wieder wachſen. So kann ein Hummer eins ſeiner Beine nach dem andern verlieren, und ſie pflegen ihm alle wieder zu wachſen. (vergl. Spallanzani phyſ. Abh. S. 54. ꝛc.) Da nun dieſe neuen Gliedmaßen eben die Ner- venkraͤfte, oder eben die ſcheinbare Empfindlichkeit wieder erlangen, als die vorigen, ſo muͤſſen ſich ihnen auch wie- der neugewachſene Nerven einverleibet haben. Eben ſo iſt es mit den Polypen, Regenwuͤrmern, u. a. Dieſen und den Schnecken wachſen ſogar diejenigen Theile wieder, wel- che man, weil ihnen alle uͤbrige Glieder in der Bewegung nachzufolgen pflegen, fuͤr ihre Koͤpfe halten kann, und da dieſe bey ihnen wenigſtens die Verrichtung von allgemeinen Nervenknoten haben, wodurch ihre thieriſchen Handlungen auf beſondre Weiſe beſtimmet und regieret werden, §. 624. N. 4. ſo koͤnnen ſogar ſehr wichtige und weſentliche Theile des Nervenſyſtems und thieriſche Hauptkraͤfte nach der er- ſten Bildung eines Thieres zuwachſen, die ſie zu neuen thieriſchen Verrichtungen faͤhig machen. Das Gehirn der Schnecken, woraus zehn Nerven entſpringen, waͤchſt ihnen,
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4 Kap. Das thieriſche Leben.
fluß, welchen ſie auf die eigentlichen thieriſchen Ma-
ſchinen und Kraͤfte haben.
§. 647.
Weder die Nerven, noch bey beſeelten Thieren das Ge-
hirn, ſind gleich anfangs bey einer fuͤr ſich beſtehenden
Frucht ſchon vollkommen ausgebildet, noch aller ihrer Ner-
ven- und thieriſchen Seelenkraͤfte im hoͤchſten Grade faͤhig.
Daß die Nerven von der Geburt an noch fortwachſen, er-
hellet ſchon allein daraus, weil ſich die mechaniſchen Ma-
ſchinen, welchen Nerven einverleibet ſind, nach und nach
immer vergroͤßern, indem ſie ſowohl laͤnger als breiter und
dicker werden, und alle dieſe neuanwachſende Theile gleich-
wohl auch mit den ihnen einverleibten Nerven verſehen
ſind. Am deutlichſten aber ſieht man es an den unbeſeel-
ten Thieren, von welchen man viele anſehnliche Theile des
Koͤrpers abſchneiden kann, und die nachher mit neuen Ner-
ven wieder wachſen. So kann ein Hummer eins ſeiner
Beine nach dem andern verlieren, und ſie pflegen ihm alle
wieder zu wachſen. (vergl. Spallanzani phyſ. Abh. S.
54. ꝛc.) Da nun dieſe neuen Gliedmaßen eben die Ner-
venkraͤfte, oder eben die ſcheinbare Empfindlichkeit wieder
erlangen, als die vorigen, ſo muͤſſen ſich ihnen auch wie-
der neugewachſene Nerven einverleibet haben. Eben ſo iſt
es mit den Polypen, Regenwuͤrmern, u. a. Dieſen und
den Schnecken wachſen ſogar diejenigen Theile wieder, wel-
che man, weil ihnen alle uͤbrige Glieder in der Bewegung
nachzufolgen pflegen, fuͤr ihre Koͤpfe halten kann, und da
dieſe bey ihnen wenigſtens die Verrichtung von allgemeinen
Nervenknoten haben, wodurch ihre thieriſchen Handlungen
auf beſondre Weiſe beſtimmet und regieret werden, §. 624.
N. 4. ſo koͤnnen ſogar ſehr wichtige und weſentliche Theile
des Nervenſyſtems und thieriſche Hauptkraͤfte nach der er-
ſten Bildung eines Thieres zuwachſen, die ſie zu neuen
thieriſchen Verrichtungen faͤhig machen. Das Gehirn der
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/687>, abgerufen am 22.11.2024.
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