sie das Temperament der Sinnlichkeit des Thieres fest, §. 52. 502. und bestimmen ihm seinen thierischen §. 295. nnd selbst in etwas seinen moralischen Character, §. 344. 65. wenn es eines solchen fähig ist. Da nun jede besondre Gattung und Art von Thieren ursprünglich die wesentliche Anlage der thierischen Natur seiner Aeltern hat, von denen es abstammet, §. 630. und diese sich in der Periode des Wachsthums nur völlig entwickelt und festsetzet; §. 646. so besitzt jede Gattung und Art der Thiere ihren besondern thierischen Character, worinn alle zu ihr gehörige einzelne Thiere wesentlich übereinstimmen und der ihnen angeboren ist. Jedes Thier einer besondern Gattung oder Art hat angeborne Fähigkeiten, Fertigkeiten und Geschicklichkeiten, die in der Periode des Wachsthums vermehret und voll- kommener gemachet werden, §. 648. 650. die aber doch durch Gewohnheit, Erziehung und zufällige Veränderun- gen der gehörigen Ausbildung, mannichfaltig verändert werden können. §. 52. 431. 501.
§. 652.
So wie die Periode des Wachsthums ein Thier seiner natürlichen Vollkommenheit nähert, fängt bald früher bald später die dritte Periode seines Lebens an, welche in allen Gattungen der Thiere die Zeit ihrer Vollkommenheit ist. Es ist die Periode der Fortpflanzung des Ge- schlechts. Sie dauret bey einigen Thieren viele Jahre lang, bey andern ist sie ungemein kurz. Ohne sie wird kein Thier vollkommen, und sobald diese Periode vor- bey ist, nimmt auch keins an natürlicher Vollkommen- heit mehr zu, sondern es kömmt in Verfall und ver- geht wieder. Es ist also diese Periode der große Haupt- zweck der Natur bey der Schöpfung des Thierreiches und weder das einfachste microskopische Thierchen, noch selbst der Mensch machet darinn eine Ausnahme.
§. 653.
Die Fortpflanzung der Thiere geschieht bey den beseel- ten durch die Befriedigung ihres Triebes zur Begattung,
§. 289.
4 Kap. Das thieriſche Leben.
ſie das Temperament der Sinnlichkeit des Thieres feſt, §. 52. 502. und beſtimmen ihm ſeinen thieriſchen §. 295. nnd ſelbſt in etwas ſeinen moraliſchen Character, §. 344. 65. wenn es eines ſolchen faͤhig iſt. Da nun jede beſondre Gattung und Art von Thieren urſpruͤnglich die weſentliche Anlage der thieriſchen Natur ſeiner Aeltern hat, von denen es abſtammet, §. 630. und dieſe ſich in der Periode des Wachsthums nur voͤllig entwickelt und feſtſetzet; §. 646. ſo beſitzt jede Gattung und Art der Thiere ihren beſondern thieriſchen Character, worinn alle zu ihr gehoͤrige einzelne Thiere weſentlich uͤbereinſtimmen und der ihnen angeboren iſt. Jedes Thier einer beſondern Gattung oder Art hat angeborne Faͤhigkeiten, Fertigkeiten und Geſchicklichkeiten, die in der Periode des Wachsthums vermehret und voll- kommener gemachet werden, §. 648. 650. die aber doch durch Gewohnheit, Erziehung und zufaͤllige Veraͤnderun- gen der gehoͤrigen Ausbildung, mannichfaltig veraͤndert werden koͤnnen. §. 52. 431. 501.
§. 652.
So wie die Periode des Wachsthums ein Thier ſeiner natuͤrlichen Vollkommenheit naͤhert, faͤngt bald fruͤher bald ſpaͤter die dritte Periode ſeines Lebens an, welche in allen Gattungen der Thiere die Zeit ihrer Vollkommenheit iſt. Es iſt die Periode der Fortpflanzung des Ge- ſchlechts. Sie dauret bey einigen Thieren viele Jahre lang, bey andern iſt ſie ungemein kurz. Ohne ſie wird kein Thier vollkommen, und ſobald dieſe Periode vor- bey iſt, nimmt auch keins an natuͤrlicher Vollkommen- heit mehr zu, ſondern es koͤmmt in Verfall und ver- geht wieder. Es iſt alſo dieſe Periode der große Haupt- zweck der Natur bey der Schoͤpfung des Thierreiches und weder das einfachſte microſkopiſche Thierchen, noch ſelbſt der Menſch machet darinn eine Ausnahme.
§. 653.
Die Fortpflanzung der Thiere geſchieht bey den beſeel- ten durch die Befriedigung ihres Triebes zur Begattung,
§. 289.
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4 Kap. Das thieriſche Leben.
ſie das Temperament der Sinnlichkeit des Thieres feſt, §.
52. 502. und beſtimmen ihm ſeinen thieriſchen §. 295.
nnd ſelbſt in etwas ſeinen moraliſchen Character, §. 344.
65. wenn es eines ſolchen faͤhig iſt. Da nun jede beſondre
Gattung und Art von Thieren urſpruͤnglich die weſentliche
Anlage der thieriſchen Natur ſeiner Aeltern hat, von denen
es abſtammet, §. 630. und dieſe ſich in der Periode des
Wachsthums nur voͤllig entwickelt und feſtſetzet; §. 646.
ſo beſitzt jede Gattung und Art der Thiere ihren beſondern
thieriſchen Character, worinn alle zu ihr gehoͤrige einzelne
Thiere weſentlich uͤbereinſtimmen und der ihnen angeboren
iſt. Jedes Thier einer beſondern Gattung oder Art hat
angeborne Faͤhigkeiten, Fertigkeiten und Geſchicklichkeiten,
die in der Periode des Wachsthums vermehret und voll-
kommener gemachet werden, §. 648. 650. die aber doch
durch Gewohnheit, Erziehung und zufaͤllige Veraͤnderun-
gen der gehoͤrigen Ausbildung, mannichfaltig veraͤndert
werden koͤnnen. §. 52. 431. 501.
§. 652.
So wie die Periode des Wachsthums ein Thier ſeiner
natuͤrlichen Vollkommenheit naͤhert, faͤngt bald fruͤher
bald ſpaͤter die dritte Periode ſeines Lebens an, welche in
allen Gattungen der Thiere die Zeit ihrer Vollkommenheit
iſt. Es iſt die Periode der Fortpflanzung des Ge-
ſchlechts. Sie dauret bey einigen Thieren viele Jahre
lang, bey andern iſt ſie ungemein kurz. Ohne ſie wird
kein Thier vollkommen, und ſobald dieſe Periode vor-
bey iſt, nimmt auch keins an natuͤrlicher Vollkommen-
heit mehr zu, ſondern es koͤmmt in Verfall und ver-
geht wieder. Es iſt alſo dieſe Periode der große Haupt-
zweck der Natur bey der Schoͤpfung des Thierreiches
und weder das einfachſte microſkopiſche Thierchen, noch
ſelbſt der Menſch machet darinn eine Ausnahme.
§. 653.
Die Fortpflanzung der Thiere geſchieht bey den beſeel-
ten durch die Befriedigung ihres Triebes zur Begattung,
§. 289.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/691>, abgerufen am 22.11.2024.
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