§. 289. und dieser Trieb wird bey den unbeseelten, die sich durch die Begattung fortpflanzen, durch Nervenwirkungen ersetzet. §. 560. Diese aus allen Kräften der ganzen Na- tur der Thiere zusammengesetzte Operation, von welcher wir das, was die thierische Natur eigentlich dabey thut, an sei- nem Orte erkläret haben, §. 274. 289. 290. 481. 540. 560. gehöret, wie schon oben §. 633. Anm. gesaget wor- den, in die Physiologie der mechanischen Natur thierischer Körper, und es ist hier nur von den natürlichen Verände- rungen die Rede, welche die thierische Natur in dieser Pe- riode des thierischen Lebens leidet.
§. 654.
Nicht alle Thiere werden mit ihren Geschlechtstheilen geboren, sondern einige erhalten dieselben erst nach einer langen Reihe von Verwandelungen, die nichts anders als immer neue Entwickelungen andrer Theile sind. So ist es mit den Raupen und sehr viel andern Jnsekten, die nur in ihrer letzten und vollkommensten Verwandlung in Schmet- terlinge, Käfer, Fliegen, etc. die Gliedmaßen und Kräfte der Fortpflanzung erst erhalten. Aber auch diejenigen Thiere, welche sie mit zur Welt bringen, wohin besonders die beseelten gehören, leiden sowohl an diesen Theilen selbst, als am ganzen Körper so große Veränderungen, wenn die Periode der Fortpflanzung ihren Anfang nimmt, daß die- ses eine ihrer größten, allgemeinsten und wichtigsten Ver- wandlungen genennt werden kann. Das männliche Thier erzeuget dann zuerst Samen, welcher durch alle seine Säfte sich ausbreitet, und es mit seinem Geruche erfüllet; viele vorhin glatte Theile des Körpers werden behaart; einige Thiere bekommen zu solcher Zeit ihre Hörner; ihre Stim- me verändert sich, und alle Gliedmaßen erhalten erst dann ihre vollkommene Ausbildung und Stärke. Bey verschnit- tenen männlichen Thieren geht keine von allen diesen Ver- änderungen in demjenigen Lebensalter vor, worinn sie sonst zur Fortpflanzung tüchtig werden: mithin sind sie keine
bloße
III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
§. 289. und dieſer Trieb wird bey den unbeſeelten, die ſich durch die Begattung fortpflanzen, durch Nervenwirkungen erſetzet. §. 560. Dieſe aus allen Kraͤften der ganzen Na- tur der Thiere zuſammengeſetzte Operation, von welcher wir das, was die thieriſche Natur eigentlich dabey thut, an ſei- nem Orte erklaͤret haben, §. 274. 289. 290. 481. 540. 560. gehoͤret, wie ſchon oben §. 633. Anm. geſaget wor- den, in die Phyſiologie der mechaniſchen Natur thieriſcher Koͤrper, und es iſt hier nur von den natuͤrlichen Veraͤnde- rungen die Rede, welche die thieriſche Natur in dieſer Pe- riode des thieriſchen Lebens leidet.
§. 654.
Nicht alle Thiere werden mit ihren Geſchlechtstheilen geboren, ſondern einige erhalten dieſelben erſt nach einer langen Reihe von Verwandelungen, die nichts anders als immer neue Entwickelungen andrer Theile ſind. So iſt es mit den Raupen und ſehr viel andern Jnſekten, die nur in ihrer letzten und vollkommenſten Verwandlung in Schmet- terlinge, Kaͤfer, Fliegen, ꝛc. die Gliedmaßen und Kraͤfte der Fortpflanzung erſt erhalten. Aber auch diejenigen Thiere, welche ſie mit zur Welt bringen, wohin beſonders die beſeelten gehoͤren, leiden ſowohl an dieſen Theilen ſelbſt, als am ganzen Koͤrper ſo große Veraͤnderungen, wenn die Periode der Fortpflanzung ihren Anfang nimmt, daß die- ſes eine ihrer groͤßten, allgemeinſten und wichtigſten Ver- wandlungen genennt werden kann. Das maͤnnliche Thier erzeuget dann zuerſt Samen, welcher durch alle ſeine Saͤfte ſich ausbreitet, und es mit ſeinem Geruche erfuͤllet; viele vorhin glatte Theile des Koͤrpers werden behaart; einige Thiere bekommen zu ſolcher Zeit ihre Hoͤrner; ihre Stim- me veraͤndert ſich, und alle Gliedmaßen erhalten erſt dann ihre vollkommene Ausbildung und Staͤrke. Bey verſchnit- tenen maͤnnlichen Thieren geht keine von allen dieſen Ver- aͤnderungen in demjenigen Lebensalter vor, worinn ſie ſonſt zur Fortpflanzung tuͤchtig werden: mithin ſind ſie keine
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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
§. 289. und dieſer Trieb wird bey den unbeſeelten, die ſich
durch die Begattung fortpflanzen, durch Nervenwirkungen
erſetzet. §. 560. Dieſe aus allen Kraͤften der ganzen Na-
tur der Thiere zuſammengeſetzte Operation, von welcher wir
das, was die thieriſche Natur eigentlich dabey thut, an ſei-
nem Orte erklaͤret haben, §. 274. 289. 290. 481. 540.
560. gehoͤret, wie ſchon oben §. 633. Anm. geſaget wor-
den, in die Phyſiologie der mechaniſchen Natur thieriſcher
Koͤrper, und es iſt hier nur von den natuͤrlichen Veraͤnde-
rungen die Rede, welche die thieriſche Natur in dieſer Pe-
riode des thieriſchen Lebens leidet.
§. 654.
Nicht alle Thiere werden mit ihren Geſchlechtstheilen
geboren, ſondern einige erhalten dieſelben erſt nach einer
langen Reihe von Verwandelungen, die nichts anders als
immer neue Entwickelungen andrer Theile ſind. So iſt es
mit den Raupen und ſehr viel andern Jnſekten, die nur in
ihrer letzten und vollkommenſten Verwandlung in Schmet-
terlinge, Kaͤfer, Fliegen, ꝛc. die Gliedmaßen und Kraͤfte
der Fortpflanzung erſt erhalten. Aber auch diejenigen
Thiere, welche ſie mit zur Welt bringen, wohin beſonders
die beſeelten gehoͤren, leiden ſowohl an dieſen Theilen ſelbſt,
als am ganzen Koͤrper ſo große Veraͤnderungen, wenn die
Periode der Fortpflanzung ihren Anfang nimmt, daß die-
ſes eine ihrer groͤßten, allgemeinſten und wichtigſten Ver-
wandlungen genennt werden kann. Das maͤnnliche Thier
erzeuget dann zuerſt Samen, welcher durch alle ſeine Saͤfte
ſich ausbreitet, und es mit ſeinem Geruche erfuͤllet; viele
vorhin glatte Theile des Koͤrpers werden behaart; einige
Thiere bekommen zu ſolcher Zeit ihre Hoͤrner; ihre Stim-
me veraͤndert ſich, und alle Gliedmaßen erhalten erſt dann
ihre vollkommene Ausbildung und Staͤrke. Bey verſchnit-
tenen maͤnnlichen Thieren geht keine von allen dieſen Ver-
aͤnderungen in demjenigen Lebensalter vor, worinn ſie ſonſt
zur Fortpflanzung tuͤchtig werden: mithin ſind ſie keine
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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